Dienstag, 13. Dezember 2011

Ohne Lüge durch die Fragelücke

Hat er gelogen? Nein. Hat er die Wahrheit gesagt? Wieder nein. Bundespräsident Christian Wulff hatte nie „geschäftliche Beziehungen“ zu einem Schrotthändler aus Osnabrück. Nur zu dessen Frau. Als die Grünen in Niedersachsen kurz vor der Wahl des CDU-Arbeiterführers im Landtag nach Ersterem fragten, konnte Wulff mit Fug und Recht verneinen. Im Ferienhaus von Egon Geerkens hat er Florida-Urlaub gemacht. Mit Air Berlin ist er ohne Aufpreis Businessklasse geflogen. Aber geschäftliche Beziehungen? Nie.

Man muss auch gönnen können. Und so weist der erste Mann im Staat alle Anschuldigungen zurück, er habe 2010 als Ministerpräsident von Niedersachsen den Landtag über seinen Darlehensvertrag mit Frau Geerkens getäuscht, empört zurück. Die Anfrage der Abgeordneten sei "korrekt beantwortet" worden: Direkt durch die Frage-Lücke ging es ohne Lüge. Und auch ohne Wahrheit.

Das aber ist keineswegs das wirklich Erschütternde an der neuesten Wulff-Affäre, die der ehemalige niedersächsische Regierungschef jetzt durch ein gewitztes Augenzwinkern im Stil eines Winkeladvokaten auszubremsen hofft. Sondern die Geisteshaltung, die sich hinter dem cleveren Deal des Spitzenpolitikers mit der Unternehmergattin zeigt. 500.000 Euro hatte sich Familie Wulff geliehen, um ein Haus zu kaufen. Nicht bei einer Bank, denn die hätte von dem Politiker, der zu diesem Zeitpunkt auf ein Jahrzehnt im Amt mit einem Monatseinkommen von rund 13.000 Euro zurückblickte, einen Zinssatz von rund fünf Prozent verlangt. Nein, lieber gingen die Wulffs, die zusammen mit Bettina Wulffs Gehalt als Pressereferentin über ein Haushaltseinkommen von etwa 15.000 verfügten, zur befreundeten Unternehmer-Familie, die nur vier Prozent haben wollte.

Wulffs sparten dadurch während der Laufzeit des – direkt nach der Landtagsanfrage dann doch eilig durch einen Bankkredit abgelösten - Privatdarlehensvertrag etwa 10.000 Euro Zinsen. Zehntausend Euro, die Christian Wulff als Preis für den bei Bekanntwerden des privaten Kredit-Deals zweifellos drohenden Verlust der eigenen politischen Glaubwürdigkeit offenbar angemessen schienen. Das erinnert sehr an den Grünen Cem Özdemir, der seinerzeit für ein paar Krawatten und Anzüge mit Moritz Hunzinger ins Kuschelbett stieg. Oder an den Linken Gregor Gysi, der auf Staatskosten Urlaub machte. Oder an Rita Süssmuth, die sich vom Steuerzahler einen Dienstwagen für ihren Mann bezahlen ließ, obwohl ihr Gehalt es ihr durchaus gestattet hätte, selbst in die Tasche zu greifen. Oder Ulla Schmidt, die sich ihren Dienstwagen im Urlaub in Frankreich stehlen ließ. Nein, das ist kein Zufall. Das ist ein Muster. Ja, genauso klein denken sie, die ganz Großen.

Nordine Amrani, der verhinderte Retter: Wulff und die NSU

24 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hat er nicht auch schon in der Maschmeyer Finca in Mallorca Urlaub gemacht? Er fühlt sich offenbar in deren Gesellschaft wohl?
Jetzt sollte er "den Özdemir oder den Guttenberg machen" und für ein paar Wochen an einen US-Think-Tank gehen und dann bei seinem Parteifreund Günther Oettinger in Brüssel ein Praktikum absolvieren, an dessen Ende er dann mit großem Bahnhof wieder ins Schloß Bellevue zu Berlin einziehen könnte! Er ist ja ein Talent und auch erst 53 jahre alt! Wir haben zu wenig davon in Deutschland um sie wegen finanzieller Lapalien verbrennen zu können!

eulenfurz hat gesagt…

Und was ist anrüchig daran, sich von einem Freund Geld zu leihen, auch gegen Zinsen? Oder habe ich was überlesen? Und auf eine gezielte Frage eine paßgenaue, ehrliche Antwort zu liefern, ist doch nun wahrlich auch kein Verbrechen. Wenn ich frage: Was ist 2 + 1, dann will ich auch 3 hören, und nicht: drei, aber auch 4 - 1 oder 5 - 2 oder 0 + 3 oder Wurzel von 9.....

ppq hat gesagt…

rumhacken? um gottes willen. ich empöre mich in dem fall nur darüber, für wie wenig geld so ein typ bereit ist, den anschein von unabhängigkeit zu riskieren. 10.000 euro? ganz ehrlich, dafür würdest du mich nicht kriegen

ppq hat gesagt…

es geht aber noch kleiner. jetzt behauptet er doch, er habe den kredit von geerkens vorzeitig abgelöst, weil er wonanders noch weniger zinsen zahlen musste. weniger als 4 prozent!!!

obwohl die zinsen damals höher waren als heute und der normale hypothekredit derzeit immer noch 7 prozent kostet.

aber gut, wenn stimmt, konnte er so sicher noch mal 50 oder 55 ocken im monat sparen

guter präsident. lebt sparsamkeit vor.

Die Anmerkung hat gesagt…

Das ist doch genau das, was gute Mittelstürmer auszeichnen sollte. Zielgerichtet die Lücke im System entdecken und einen Volltreffer landen.

Und nun maulen alle rum, daß es Abseits war, aber der Linienrichter nicht ganz auf Ballhöhe stand, die Torkamera je eher desto besser eingeführt werden muß und überhaupt muß das Wembley-Tor generell noch einmal auf den Prüfstand.

Gelogen hat er nicht. Die Wahrheit mußte er damals nicht sagen, weil er nicht danach gefragt wurde.

Wir haben's wieder mal mit der Anstaltspackung Moralin zu tun. Das soll'n die Krähen schön unter sich aushacken, ich halte mich da raus.

Anonym hat gesagt…

Ein Schrotthändler steigt zum "Juwelier" auf, indem er einem Gudeman sei Geschäftle übernimmt. Selbiges Geschäftle wird dann "überfallen" und es gibt kleinere Rundungsdifferenzen bei der Versicherungssumme. Als "Juwelier" baut man dann in der Innenstadt von Hannover ganze Straßenzüge und verkauft diese (selbstverständlich ohne illegale Parteispenden)an eine Versicherung. Und das alles ohne dass einer wie "Christian der gerade sein Leben neu ordnet" was mitbekommt.
Wenn sich aber der AWD Strucki Maschmeyer einen gekauften Ehrendoktor zulegt,(die Kohle kommt natürlich nicht aus dem verkloppten Riesterbetrug) hält der Tätowiertenbegeisterte die sogenannte Laudtio und erholt sich von dieser Maßlosigkeit auf Mallorca unter Ehrenmännern im Hause des Dr.h.c..
Darüber hinaus zeigt der Terminkalender des schrotthändlerischen Gudemanjuweliers auch bereits für das Jahr 2007 die Finanzkrise an, so sagt es der Gudemanjuwelier ja selbts.
Im Jahre 2007 beschäftigte Lehmann allerdings noch über 28.000 Leute. Alles war super. Subprime at it´s best. AIG open sky. City of London = master of the universe. Pleite gingen die erst im September 2008.
Aber ein Schrotti aus Hannover hatte bereits 2007 in Folge der Finanzkrise einen Anlagenotstand, den er (über seine Frau) mit vier Prozent beim Herrn Ministerpäsident beheben konnte.
Das ist eine Geschichte ganz nach dem Stammhirn von bestimmten Micheln.

eulenfurz hat gesagt…

@Anonym
Nein, mir ist das zu verworren. Nicht, daß ich den Wuffi leiden mag, aber es laufen genug echte Verbrecher herum, da ist doch die Story: "Der kennt einen, der einen kennt, der vom Schrotthändler zum Millionair .. und ich sage dir, das geht nicht mit rechten Dingen zu" lächerlich.

Ja, was erwartet man eigentlich, jeder Mensch handelt aus Erfahrungen in seiner Umwelt, jeder wird seine Freunde mehr mögen, als seine Feinde, und Geld braucht auch jeder. Will man keine Bevorteilung, muß man jeden Amtsträger vom dunklen Kerker aus regieren lassen und auch die Nahrung anonym reichen, nicht daß noch der Wärter durch Machtbefugnisse des inhaftierten Regenten bevorteilt wird.

Die 4%-Geschichte soll wohl davon ablenken, daß Wuffi sich für viel widerlichere Sachen hergibt - Sachen, vor denen sein etwas kantigerer Amtsvorgänger - wer weiß das schon - angeekelt abwandte.

ppq hat gesagt…

wie gesagt, ich jammere darüber, weil mich solche art elite anwidert. kann die kohle nicht zusammenhalten, muss aber ein haus kaufen, dass er sich nicht leisten kann. pumpt die freunde dafür an, achtet aber drauf, dass der anschein von unabhängigkeit gewahrt bleibt, indem er das geld von der frau nimmt - um 10.000 oder so zu sparen! 10.000, das verdient das paar in drei wochen.

als er spürt, dass ihm jemand draufkommen könnte, switcht er doch schnell zu einer bank - und kriegt noch bessere konditionen? ja, warum denn nicht gleich?

weil ihm das gefühl fehlt, dass eine wichtige einstellungsvoraussetzung für seinen posten ist. oich glaube natürlich nicht, dass er gegenleistungen gebracht hat. so läuft das ja nicht. die reine freundschaft, die verpflichtung für ernstfall, das ist es, worum es geht. wer das in der politischen höhenluft nicht weiß, hat da oben nichts verloren.

mit moralin hat das nichts zu tun. ausnahmsweise. wobei mich schon interessieren würde, wie ein darlehensvertrag zwischen wulffs und geerkens öffentlich werden kann. der war ja privat, den haben ja allenfalls die beiden vertragspartner.

oder hat er das ding auch noch beim finanzamt eingereicht, um die zinsen absetzen zu können?

Anonym hat gesagt…

Es ist auch bestürzend, naja oder einfach typisch, dass die Grünen zu dämlich sind, dem Mann eine qualifizierte Frage zu stellen.

ppq hat gesagt…

ja, da hat anonym recht.

aber noch mal: wie kann sich der erste mann im lande keinen hauskauf leisten können? und wenn ers nicht kann, wie kann er auf den gedanken kommen, dass nicht dere gang zur bank der beste weg ist, sondern einer zu einem befreundeten unternehmer? und dass bessere zinskonditionen gut für einen politiker sind? instinkte wie eine plüschkatze

Mönch Gregor hat gesagt…

ppq wollte doch nur die unsägliche Gier unserer sehr gutverdienenden Politelite darstellen.
Das ist gut gelungen.

Wenn eulenfurz fragt, "was ist anrüchig daran, sich von einem Freund Geld zu leihen..", so frage ich, wie ist denn die Freundschaft entstanden.
Und wenn er, eulenfurz, darauf hinweist, "..daß Wuffi sich für viel widerlichere Sachen hergibt.." so ist ihm zuzustimmen. Letztendlich läuft alles darauf hinaus, daß Wuffi und seinesgleichen nur "Freunde" um sich hat, in Politik und Geschäft.

Warum hat er auch den fragenden Grünen nichts abgegeben.....

eulenfurz hat gesagt…

Natürlich kann alles Geschmäckle haben, aber wo hört Höflichkeit auf und wo fängt Bestechung an? Darf ein BuPrä überhaupt einen Kaffee annehmen, wenn er irgendwo geladen ist? Sich in die erste Reihe setzen?

Ich sehe immer noch keinen Skandal in Krediten oder Ferienhausbereitstellung durch Freunde, oder zinsgünstigen Krediten durch Banken. Die Bankkunden sollten lieber mal nachfragen, ob sie auch so günstige Kredite bekommen, oder warum eben nicht.

Und zu Krediten: Daß man nur Geld ausgibt, das man wirklich zur Verfügung hat, ist leider in der heutigen Unstetigkeit der Lebensverhältnisse nicht mehr üblich. Warum sollte da Wuffi anders sein, als Max M. oder Otto N.?

Die Anmerkung hat gesagt…

@ppq

Sicher hat es mit Moral nichts zu tun. Es wird allerdings auf die moralische Schiene geschubst, damit man ihm ans bein pinkeln kann.

Ganz großes Kino in der Zeit. In Breitbild und mit großer Fettschrift.

Juristisch kein Problem, moralisch durchaus.

Wenn eine Sachdebatte nicht funktioniert, wie im vorliegenden Fall, dann wird ins theologische Fach gewechselt, schwupps geht er an die Angel.

Ausnahmsweise sehr gute Arbeit von BILD. da auch das Zitat gefunden (FTD):

Es geht um seine Glaubwürdigkeit, ja seine Zukunft als moralische Instanz...

Sie haben das Thema längst da, wo sie es hinhaben wollen.

ppq hat gesagt…

@eulenfurz:
beim geld fängts an und beim geld hörts auf, das ist doch der punkt, dass es hier nicht um kaffee, blumen und plüschtiere für die kinder ging, sondern um eine halbe million, mit der der erste mann in niedersachsen bei einem unternehmer in der schuld stand.

@anmerkung: das sind die geister, die wulff selbst mitgerufen hat. zitat: ein politiker muss auch den vagen verdacht der annahme eines vorteils oder der beeinflussung seiner amtführung vermeiden.

na, wer hats gesagt?

Die Anmerkung hat gesagt…

Reduziert man es auf seinen Kern, bleiben Selbstüberschätzung und Krämerseelen übrig. Wullf ist eine Krämerseele, das ist Fakt. Und er wollte dazu gehören, zuden Kreisen, den feineren, die eine Schrottimmobilie haben. Die hat er jetzt, aber er gehört immer noch nicht dazu.

Wir werden von sich selbst überschätzenden Krämerseelen regiert. Das ist die Quintessenz. Es behaupte keiner, er habe es nicht gewußt, denn wissen tun wir's seit langem.

ppq hat gesagt…

genau das ist der punkt. ich für mein teil kann sagen, dass ich das wusste. aber dass die für solche lächerlichen summen zu haben sein könnten, nein, das war mir nicht bewusst.

da bekommt die jammervolle kleinbürgerlichkeit der ddr-führung gleich eine ganz heutige dimension

Anonym hat gesagt…

Wulf soll unbedingt in der Wuflschanze bleiben. Alles andere lehne ich aus finanziellen Gründen a.

interessante Flugkörper hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
derherold hat gesagt…

"wie kann er auf den gedanken kommen, ..."

Weil es üblich ist ?

"wie ein darlehensvertrag zwischen wulffs und geerkens öffentlich werden kann."

Weil es unüblich ist ?

Die Sektion Linksliberal der VZZ (Vereinigte Zeitungen und Zeitschriften) übernimmt jetzt die Kriegspropaganda und darf dafür ein bißchen "ist er keiner von uns, schießen wir ihn ab" spielen und "findet" pivate Darlehensverträge und Zeugnisse von FDP-Juristen.

derherold hat gesagt…

P.S.
" ...ein politiker muss auch den vagen verdacht ...
na, wer hats gesagt?"


Einer, der die manipulierten Bürger für Trottel hält !

"aber dass die für solche lächerlichen summen"

Gab es da nicht in einem Bundesland *S* die Stadt *L*, wo alle einflußreichen Stadträte mit Posten versorgt worden waren ... der Fraktionsvorsitzende der "Opposition" bei einer Gesellschaft, die die Stadtwerke "berät" ?

Wer in den Medienwald kommt, erfüllt (s.o.) einen Zweck und SOLL an/ausgezählt werden.

Frage an Radio Eriwan:
Ist es richtig, daß junge
strebsame Politiker wie Fischer, Obama, Özdemir "Buchverträge" bekommen, weil sie so ungeheuer kühne, ja, vielleicht sogar lesenswerte Dinge zu berichten haben ?

Antwort: Im Prinzip ja, ...

eulenfurz hat gesagt…

Hier wird es nochmalauf den Punkt gebracht, wie auf Peanuts fokussiert wird, damit von den großen Schweinereien abgelenkt wird:

Es gibt in diesem Staatswesen, das man nur noch zögernd so nennen mag, keinen Politiker, der diese Politik nicht mitträgt. Es gibt kein einziges Mitglied einer Landes- oder Bundesregierung, das mit seinem Amtseid nicht de facto einen Meineid geleistet hätte, ob das im Einzelfall nun justiziabel ist oder nicht. Wulffs Lüge zu skandalisieren, ist im Kontext eines solchen Systems der universellen und institutionalisierten Lüge in sich bereits eine Lüge.

Skandale haben eine propagandistische Funktion: Was als skandalös markiert ist, wird damit zugleich als Ausnahme markiert, die die Regel bestätigt. Der Schmutz des Skandals lässt das System, innerhalb dessen er stattfindet, nur umso sauberer aussehen. Wo es ein schwarzes Schaf gibt, sehen alle anderen Schafe, und strotzten sie vor Schmutz, ziemlich hell aus.

http://korrektheiten.com/2011/12/14/christian-wulff-und-die-darlehensaffaere/

Anonym hat gesagt…

ppq schrieb: "obwohl die zinsen damals höher waren als heute und der normale hypothekredit derzeit immer noch 7 prozent kostet."

Also mit dir möchte ich auch Geschäfte machen.

Bei der Summe und einem derartigen Einkommen sollte man gegenwärtig für einen Immobilienkredit nicht über 3% liegen.

ppq hat gesagt…

für derzeit hast du recht, damals waren es 5 %

und bedenke - er hat das haus mit 120 % beliehen

ppq hat gesagt…

der "spiegel" hat mit ein bisschen verzögerung von pqq abgeschrieben. er kommt auf dieselben zahlen: 4 statt 6,5 % 8wir hatten 7 angenommen) zinsen, gesparte 10.000 euro im jahr. danke für das vertrauen