Samstag, 11. Februar 2012

Lesen, was dumm macht

Die Weltverschlechterer von Karl Nagels Pogopartei APPD hatten sich seinerzeit die Rückverdummung der gesamten Gesellschaft auf die Bierfahne geschrieben, drei Jahre nach dem faktischen Verschwinden der einzig bekennend ungewaschenen Kraft in der deutschen Politik darf das Ziel als erreicht abgehakt werden. Beleg dafür ist die allabendlich vor der gebührenpflichtigen "Tagesschau" ausgestrahlte Werbespot der "Apotheken Umschau" (ohne Bindestrich), mit dem das Leseangebot für Nicht-Leser um Leser wirbt. Epochaler Claim dabei ist der von mehr als einem Hauch Legasthenie umwehte Sechssilber "Lesen was gesund macht", der Abend für Abend selbstbewusst ohne Komma in die Wohnzimmer der Nation verklappt wird.

Dort zeigt der Spruch Wirkung, denn er wird genommen, wie er kommt. Und dann auch noch engagiert diskutiert. Stillschweigend korrigieren bildungsbürgerlich verdorbene Leser dabei den halben Fehler, mit dem die zuständige Werbeagentur den im Original offenbar aus einem Artikel von Jürgen Genuneit, einem Gründungsmitglied des Bundesverbandes Alphabetisierung, stammenden Slogan geschickt um eine Messbecherfunktion bereicherte. Die funktioniert genau so, wie die APPD sich das immer vorgestellt hatte: Je mehr Menschen noch den letzten debilen Dreck widerspruchslos fressen, desto näher ist das Endziel der völligen Rückverdummung.

Deutschland scheint am Ziel. Die Dummheit regiert, Dreistigkeit spielt den Präsidenten und die Blödesten bespielen die beste Sendezeit. Passt. Wackelt. Und hat Luft nach oben. Ein Druckfehler ist das fehlende Komma jedenfalls nicht, wie ein Blick auf die Homepage der "Apotheken Umschau" zeigt. Auch dort darf, wer mag, lesen, was dumm macht.

Karriere mit Kommafehler: Die Anmerkung über einen Qualitätsbeitrag der Qualitäts-SZ, geschrieben nach der Zeichensetzungsschule der "Apotheken Umschau"

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Rückverdummung ist gut - könnte von mir sein .

VRIL