Montag, 24. September 2012

Mach Dich nackt, ich bin es schon

Facebook. Fremdes, rätselhaftes Land, angefüllt mit fremden, rätselhaften Menschen. Hauptsächlich, das weiß jeder, der hier mit einem Restgehalt an Verstand spazierengeht, beschäftigen sich die Deutschen im selbsternannten sozialen Netzwerk damit, einander „Anfragen in Geburtstagskalender“ zuzusenden.

Geburtstagskalender. Dabei handelt es sich um ein kleines Programm, das genau tut, was sein Name verspricht: Es merkt sich Geburtstage und erinnert seine eingetragenen Nutzer daran, sie nicht zu vergessen. Also etwa eine Funktion, die jedes Handy, jedes Mailpostfach und jeder Outlook-Clone kostenlos und gebührenfrei erledigt.

Doch das ist zu einfach. Zu unsozial. Während breite Politikerkreise nimmermüd davor warnen, Google wissen zu lassen, dass man gerade eine Angelroute, ein Zelt und ein paar Wanderschuhe gekauft hat, weil der Verdacht besteht, dass die Firma aus Kalifornien dann sofort Einbrecher schickt, die den Umstand ausnutzen, dass der Haus drei Wochen zum Wanderangeln in der Mongolei weilt, geht der Trand bei Facebook zur Offenbarung der Gesamtperson per Geburtstagskalender.

Wer mitmacht, willigt ein, dass seine virtuellen Freunde, aber auch die Entwickler des „Geburtstagskalender“, die bei einem Drittanbieter arbeiten, alle seine bei Facebook abgelegten Daten und Kontakte sehen können. Und mehr noch: Der Geburtstagskalender darf auch noch in ihrem Namen auf Facebook posten und E-Mails schreiben.

Begierig genehmigen täglich Tausende der Software Zugriff auf ihren Namen, ihr Profilbild, ihr Geschlecht, ihre Netzwerke, ihre Nutzer-ID, auf alle Namen aus ihrer Freundesliste, auf alle Geburtstage, auf den Namen von Heimat- und Geburtsort, auf den Wohnort, die Namen der Familienmitglieder und den Beziehungsstatus. Und ganz nebenbei genehmigen sie damit auch, dass die Kalender-App ihnen Mails schicken, in ihrem Namen auf Facebook Statusmeldungen, Notizen, Pinnwandeinträge, Fotos und Videos posten darf und ihre Daten sogar benutzen kann, wenn sie selbst den Geburtstagskalender nicht benutzen.

Der Geburtstagskalender ist eine Spionagesoftware, wie sie, wäre sie in der DDR veröffentlicht worden, längst verboten wäre. Im neuen Deutschland hingegen ist sie unglaublich erfolgreich. Alle machen freiwillig mit. Mach dich nackt, ich bin es schon!, rufen sie aus den Facebook-Kulissen, die wunderlichen Gestalten, die früher auf jedes Gewinnspiel reingefallen sind und heute jede Abofalle mitnehmen. Und der Staat, der mit Verboten schützt und umsorgt, was noch nicht selber denken kann, schweigt.

Noch nie hat auch nur ein Datenschützer einen Satz zum Geburtstagskalender gesagt. Und ob das LKA Sachsen- Anhalt auf seiner ersten Internet-Warn-DVD ein Mittel gegen die Seuche empfiehlt, ist auch unklar.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist der Neid der Freundelosen. Also der ohne Facebookfreunde. Einsamkeit tut wehe. ;)

ppq hat gesagt…

eine einladung zur nutzung des geburtstagskalender an dich ist raus!

Anonym hat gesagt…

Die Geheimdiendste wollen halt wirklich alles aber auch alles von dir wissen. Durch das Geb.Datum kann man sehr gut die verschiedenen Dateien (Gemeinde, Staats, etc.) zusammen verbinden et voila man hat ein Personaldossier, deshalb heisst es ja im deutschen Pass auch so!! Dass da so viele Freiwillig mitmachen ist halt deren Problem

Anonym hat gesagt…

Das Problem ist dann halt, dass die Facebooknutzer Daten von Personen eintragen, die FB boykottieren.

roy46 hat gesagt…

wer ohne Zwang seine richtigen Daten ins Netz stellt verdient es nicht anders.