Samstag, 5. Dezember 2015

HFC: Prost auf das Ende der Durststrecke

"Auf behördliche Anweisung nur alkoholfreies Bier" steht zum Ostderby von Halleschem FC und Hansa Rostock an den Buden im Stadion und tatsächlich droht in der ersten Halbzeit der Traditionsbegegnung zu keiner Zeit besonderer Unterhaltungswert. Der Hallesche FC steht tief, Rostock ist meist in Ballbesitz, die beiden Fankurven mühen sich, singend Derbystimmung herbeizuzaubern. Allein es gelingt kaum.

Zu statisch ist das Spiel, wenn Hansa nicht gerade versucht, mit flotten Ballstafetten Richtung HFC-Tor zu spielen. Die Mecklenburger kicken hier nicht nur gegen die zum ersten mal in längstgestreiften Traditionstrikots gekleidete Gastgeber, sondern auch gegen das Trauma des Nachspielzeithammers von Toni Lindenhahn aus dem Jahr 2014. War damals Spektakel im Haus, ist es heute spätherbstliche Tristesse. Kaum Torchancen, dafür zahlreiche Fouls im Mittelfeld. Kaum strukturiertes Spiel über mehrere Stationen, dafür endlos Ecken, die nichts einbringen.

Beim HFC, der diesmal mit Lindenhahn und Aydemir beginnt, den beiden starken Einwechslern vom letzten Heimspiel, ist es einmal mehr Osawe, der es zuweilen gefährlich aussehen lässt. Aydemir und Lindenhahn dagegen sind im ersten Durchgang kaum zu sehen. Und wenn, dann enden ihre Aktionen mit einem kollektiven Stöhnen von der Tribüne, weil sie sich festrennen, das Abspiel ins Aus geht oder der dritte Gegner doch eine Fußbreit schneller am Ball ist.

Hinten zumindest stehen die Rot-Weißen sicher, auch weil Hansa, der Tabellen-17., in Strafraumnähe gefährlich ist wie eine tote Natter. Geht alles breit, geht alles noch breiter. Bis ein HFC-Spieler dazwischengeht und das Leder weit nach vorn drischt. Osawe erreicht ihn beinahe, zumindest ist er so nah dran, dass Rostocks Dennis Erdmann den Überblick verliert und ihn nach innen verlängert. Der nachgelaufene Sören Bertram ignoriert das im deutschen Fußball geltende Fernschuss-Verbot, zieht ab und trifft in die lange Ecke. 20. Minute, 1:0 wie aus dem Nichts. Halle wundert sich, Rostock wirkt geknickt.

Es ist kalt im Erdgas-Sportpark und das Geschehen auf dem Rasen wärmt auch niemandem das Herz. Zur Pause ist es ein verdientes Remis für beide, das komischerweise 1:0 steht. Fußball eben, denn zuletzt hätte es hier in Halle nach dem Spielverlauf immer 1:0 stehen müssen. Trotzdem stand es immer 0:0 oder gar 0:1.

Heute mal anders. Nach fünf Spielen ohne Sieg startet der HFC verbessert in die zweite Halbzeit. Die Elf von Stefan Böger hat die Begegnung nun im Griff, Hansa spart an Laufaufwand. Beide sparen an Spielkultur. Bis zur 50. Minute, in der Diring Bertram bedient, der auf Osawe spielt, der im Strafraum an einem Gegenspiel vorbeisprintet und auf die Mitte des Fünfmeterraumes spielt. Diring, Ausgangspunkt des schönstes Angriffes des ganzen Spiels, steht dort und schießt, Hansa-Keeper Schuhen wehrt ab, allerdings in die Mitte. Dort steht Diring immer noch. Und im zweiten Anlauf schießt er den Ball in die Maschen.

2:0 und 40 Minuten Zittern, denn Hansa gibt nicht auf. Ziemer schafft sogar beinahe noch den Anschlusstreffer. Aber dieser HFC ist heute von dieser Hansa-Mannschaft nicht zu bezwingen, obwohl die Rotweißen sich nun wieder weiter nach hinten zurückziehen und die gelegentlichen Chancen vorn von Bertram, Osawe und Lindenhahn unglücklich verstolpert werden. Nach vier Minuten Nachspielzeit ist endlich Schluss, der erste Sieg seit Mitte Oktober im Kasten, die Durststrecke vom November mit einem Prost beendet. "Fußball ist manchmal komisch" sagt Trainer Stefan Böger im MDR, "wir haben in den letzten Partien weitaus besser Fußball gespielt, aber nicht gewonnen - heute war es anders herum."


4 Kommentare:

Borsig hat gesagt…

Glückwunsch ! Brrrrrrrr !

Anonym hat gesagt…

Alkoholfrei. Na dann Mahlzeit.

Die Anmerkung hat gesagt…

Halle gefährlicher als Rostock

Anonym hat gesagt…

Doch der FC Erzgebirge Aue stellt die beiden anderen Ostvereine gewalttechnisch klar in den Schatten:

http://tinyurl.com/gobz7wp