Mittwoch, 18. Januar 2017

Wechsel in Brüssel: SZ-Leser wählen Alessio

Er war den Deutschen, zumindest den deutschen Medien, so ans Herz gewachsen. Martin Schulz, ein Sozialdemokrat, ausgestattet mit der Superkraft Opportunismus, interpretierte seinen nach einer verlorenen Wahl trickreich erworbenen Posten als Präsident des bedeutungslosen Europa-Parlaments offensiv: Weil er nichts zu sagen hatte, sprach er möglichst viel, wollte ihm niemand zuhören, lieferte er selbst komplette Interviews der Marke "Schulz fragt Schulz".


Ein Mann, der fehlen wird, weil so viel Schamlosigkeit selbst in der Politik selten ist. Ein Mann, der dennoch schon vergessen war, als das Parlament in Brüssel noch "erbittert" (Epoch Times) an einem Nachfolger herumwählte. Es wurde dann ein Italiener namens Antonio Tajani, seit 25 Jahren Berufspolitiker, seit 22 mit einem Stammsitz im EU-Parlament und in der Vergangenheit immerhin schon gedient als EU-Kommissar für Verkehr, Kommissar für Unternehmen und Industrie und auch mal Vizepräsident der Europäischen Kommission.  Der kann auch Parlamentspräsident, er, der früher auch mal Sprecher von Silvio Berlusconi war, der seinen Vorgänger mal als "KZ-Aufseher" bezeichnet hatte, könnte sicher sogar selbst KZ-Aufseher.

 Versiegende Quelle unendlicher Mahnungen

Hauptsache, ein Posten, das eint sie alle. Eine Betriebsnudel also wie der deutsche Alt-Internationale Elmar Brok. Geht die Tür auf, und Tajani, zwei Jahre älter als Schulz, tritt ein, spürt jedermann schon von weitem den frischen Wind, der aus der Gruft weht, die Mratin Schulz so gern weiterhin als Bühne für sein übergroßes Ego genutzt hätte, das ein gnädiger Gott mit so viel Humor in Hutzelkörper mit Halbglatze, Fusselbart und Walter-Ulbricht-Brille gepresst hat.


Was für ein Tag! Eben noch gefiel es dem Spiegel, der Neuen Zürcher und einer ganzen Reihe weiterer im Kampf gegen "Fake News" engagierter Leitmedien, das Nicht-Verbot der NPD als Verbot der NPD zu melden (Screenshot unten). Und nun verschwindet neben der eigenen Glaubwürdigkeit auch noch der bisher stets als unfassbar bedeutungsvoll ausgegebene "Präsident des Europäischen Parlaments" als Quelle unendlicher Mahnungen, Warnungen und wohlmeinender Hinweise an herzlose Hasser, unbelehrbare Hetzer und verunsicherte Zweifler.

Die Süddeutsche erlaubt sich einen Herrenwitz


Der "Süddeutschen Zeitung" immerhin ist es im schweren Moment des Scheidens von Martin Schulz, von dem zuletzt sogar behauptet worden war, er sei ganz unglaublich beliebt bei unseren Menschen, gelungen, in einer Umfrage deutlich zu machen, was ab sofort wirklich fehlen wird. Die Antworten auf die Frage nach dem Nachfolger von Schulz liegt der Z-Promi-Sohn Alessio ganz vorn, gefolgt vom "Partei"-Gründer Martin Sonneborn und einer sinnfreien Buchstabenkombination in drei Gruppen. Die hohe Wertschätzung, die das Volk dem hohen Amt des Brüsseler Parlamentsvorstehers entgegenbringt, ist unübersehbar.

Es gehört wenig Mut dazu, zu prognostizieren, dass Deutschland ab sofort nur noch sehr, sehr wenig von einem "EU-Parlamentspräsidenten" hören wird.


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