Sonntag, 9. Juli 2017

G20-Krawalle: Ganz große Mehrheit der Linksextremisten ist friedlich

Rückkehrrecht für verwahrloste Zahnarztsöhne: Linke sind prinzipiell friedlich, Gewalt als Mittel war schon bei Stalin  Missbrauch.
Brutale Bilder aus Hamburg, klirrende Scheiben, brennende Autos, verletzte Polizisten und eine politische Klasse, die all das hinnimmt wie einen Sommerregen. Kaum nass, schon vorbei. Die Hetze gegen das friedliche, gemütliche Deutschlandbild, das die Welt bislang pflegte, kommt aus denselben Medien, die gerade noch zu radikalen Aktionen gegen die freiheitliche Gesetzlichkeit gerufen hatten. Kaum eine Woche nach Erscheinen der "Spiegel"-Kampfschrift "Traut Euch!" beginnt nun der Kampf um die Interpretation der Gewaltorgien von Hamburg.

Mit Linkssein nichts zu tun


Während die linke Süddeutsche Zeitung jeden Hinweis darauf vermeidet, dass es sich bei den Randalierern von Hamburg um Linke handelt, sondern stattdessen urteilt "Mit Linkssein hat das nichts zu tun", schießt die multiopinionale "Welt direkt gegen die Enkel der Aktivisten, die einst das "Springer"-Hochhaus angriffen. Eine "neue faschistische Gewalt der Linken" wird da ausgemacht, "sich selbst als revolutionäre Avantgarde missverstehende Erlebnistouristen, in der Regel Bürgerkinder in ihren spätpubertären Trotzjahren" hätten "politisch nicht mehr anzubieten als eine archaische Akkumulation von Wut und ein Regime der Angst".

Ein Pauschalurteil, das die gesamte Linke treffen soll. Doch wie das mit Pauschalurteilen so ist: Sie stimmen nie. Wie die Taz in einem unabhängigen Gutachten herausarbeitet, ist Gewalt prinzipiell nicht "links".  Wenn Linke Gewalt ausüben, sind sie im selben Moment keine Linken mehr, zumindest für den Augenblick.

Auch die beiden Leipziger Sozialwissenschaftler Oliver Bäcker und Elmar Pfähler, die seit Jahren nach neuen Entwicklungen auf dem Gesinnungsmarkt suchen, stützen diese These. Die beiden Experten für politische Gewalt warnen angesichts des vermeintlich "linken" Terrors beim G20-Treffen vor Verallgemeinerungen. "Die Mehrheit der extremistischen Linken will friedlich leben", sagte Bäcker, der im luxemburgischen Exil lebt und zu Fragen des sogenannten Schwarzen Blocks forscht. Die meisten linksextremen und linksradikalen Übergiffe habe es nicht aktuell in Hamburg, sondern weit zurück in der Vergangenheit gegeben. Sein Kollege Pfähler, der in Kassel zu Marx´ Ökologismusbegriff promoviert hat, ordnet ein: "Gegen das, was Stalin in einer solchen Situation angerichtet hätte, ist der Bürgerkrieg im Schanzenviertel ein Kindergeburtstag".

Klammheimliche Freunde über brennende Kleinwagen



Oliver Bäcker hingegen kritisierte, dass Medien wie der "Spiegel", die "Zeit", die "SZ", die Taz und die FR sowie ARD und ZDF mit ihren 26 angeschlossenen Kanälen extremistische Auffassungen in der Linken lange Zeit geduldet oder gefördert hätten. "Für jeden Übergriff gab es Entschuldigungen, die rechten Extremisten nie zugebilligt worden wären." Nach Ansicht der beiden Forscher zielen linke Krawalltouristen aus der Gewissheit, klammheimliche Freude bei Politikern wie Manuela Schwesig und Publizisten wie Jakob Augstein zu auszulösen, auf eine Polarisierung zwischen der gesamten Linken und allem, was außerhalb davon steht. "Sie träumen immer noch vom Weltbürgerkrieg, der die westlichen Gesellschaften hinwegfegen soll."

Doch die meisten Linken erreicht diese konfrontative Ideologie trotz der hohen Auflagen der an ihrer Verbreitung beteiligten Leitmedien nicht. "Die Mehrheit selbst der extremistischen Linken ist friedlich", haben Pfähler und Becker bei einer Umfrage unter Militanten herausgefunden. Überwiegend sei die Mehrheit der derzeit offiziell erfassten und durchgezählten 28.500 Linksextremen absolut friedlich, nur etwa 8.500 gelten als gewaltbereit.

Nur eine ganz kleine Clique Missbrauchter


"Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich unvernünftiger, verbrecherisch-dummer junger Leute", urteilt Oliver Bäcker, der vor einer "verhängnisvollen Identifizierung der Idee der Rettung der Menschheit durch den Kommunismus mit den Randale-Bildern vom Rand des G20-Treffens" warnt.

Ernsthaftes Eintreten für Toleranz und Offenheit als zentrale gesellschaftliche Aufgabe schließe ein, dass auch Bürgersöhnen, die als Krawalltouristen gewalttätig versuchen, die Welt nach ihrem Bild zu ändern, stets eine Tür zur Rückkehr in die bürgerliche Gesellschaft offenstehe. "Der Prozess ist so lange nicht abgeschlossen, wie noch junge, durchaus leistungsfähige Männer durch die Straßen marodieren und glauben, sie müssten die Verhältnisse mit Gewalt zum Tanzen bringen", sagt Pfähler.

Ralf Stegner, im SPD-Vorstand für die Aufgaben zuständig, die bei der "Bild"-Zeitung Franz-Josef Wagner erledigt, schließt sich hier an. "Ideologisch gesehen ist die Verherrlichung von Gewalt eher rechte Gesinnung", schreibt der Chefideologe der SPD in Schleswig-Hostein, "Schwarzer Block und Hooligans sind Kriminelle - keine Linken!"

Sozialforscher Bäcker stützt diese These "Keiner kann leugnen, dass im Namen der linken Ideologie Gewalt verübt wurde." Im Gegensatz zur rechten Gewalt aber, die zum Rechtssein gehöre wie Glatze, Seitenscheitel und rollendes R, sei linke Gewalt stets ein missbräuchlicher Missbrauch der im Grundsatz friedlichen linken Ideologie, die als gewaltbegründung aufgrund ihres emanzipatorischen Charakters nicht tauge. "Sobald Gewalt, ist es nicht mehr links", fasst Bäcker zusammen.

"Schon Lenin, Stalin, Mao, Tito, Castro und Honecker verstanden nicht, dass Linkssein von Hause aus völlige Friedlichkeit bedeutet." Marx´ Hinweis, dass "die Gewalt die Hebamme der Geschichte" sei, sei missbraucht worden. "Im Grunde genommen hat er das gar nicht so gemeint." Es komme jetzt nur noch darauf an, dass die friedliche Mehrheit der Linksextremen die Deutungshoheit über ihre Ideologie zurückerlangt.




2 Kommentare:

Carl Gustaf hat gesagt…

same procedure as every year: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/blockupy-proteste-ausschreitungen-in-frankfurt-am-main-a-1024105.html

Anonym hat gesagt…

Niemand wollte Kassandra glauben, daß das Trojanische Pferd voller feindlicher Krieger stäke, und niemand (hat mir ein Auge ausgestochen - wieso bläkst du dann so, Polyphem?) glaubt einem, daß das Rot der Roten gar nicht das Blut der kämpfenden Arbeiterklasse symbolisieren würde, sondern das Wappenschild einer gewissen Bankierssippe (statt -sippe besser: -mishpakha...) aus Frankfurt!?
Was gilt's? - Hiob 1.11 ...