Sonntag, 8. Juli 2018

PPQ-Faktenfinder: Liebesgrüße aus Moskau aus Baden-Baden

Oliver Kahn und Oliver Welke an einem großen Tisch, direkt dahinter die Skyline von Moskau: So sieht es aus, das Bild, das Millionen Deutsche von der derzeit laufenden Fußball-WM haben. Die besten der Besten vor Ort, um zu analysieren, hinter die Kulissen zu schauen und aufzudecken, wie Putin versucht, seine Mannschaft mit allen Mitteln zur weiteren Deckung seiner Herrschaft zu missbrauchen.


Dann aber wird bekannt: Kahn und Welke sind nicht in Moskau. Die Skyline ist eine elektronische Tapete. Das Studio steht in Baden-Baden, rund 2500 Kilometer vom Kreml entfernt. Die Berichterstatter dort sehen und hören nicht mehr als die Zuschauer daheim. Die Verwirrung vieler Nutzer war groß. Aber wie kam dazu, dass der staatliche Sender ZDF den Eindruck erwecken wollte, er sei ganz nah dran an dieser WM?

Von Harald Findig, PPQ-Faktenfinder

Die Lage vor Beginn der Spiele war äußerst angespannt und unübersichtlich. Deutschland sanktionierte Russland, Russland griff mit elektronischen Fingern nach den USA. Dort hatte der Kreml schon seinen Wunsch-Präsidenten installiert, bei der Bundestagswahl gelang es ihm dann, nach der Krim auch noch Sachsen zu erobern. In dieser Situation entschied das Zweite Deutsche Fernsehen, die Diktatur Putins nicht noch zu stützen, indem der übliche Tross mit 12.000 Mitarbeitern der öffentlich-rechtlichen Sender losgeschickt wurde. Die ARD war einverstanden, nur eine kleine Abordnung zu entsenden, das Bundeskanzleramt gab seinen Segen.

Keine Unterstützung der Diktatur


Anfang Juni meldete die staatliche Nachrichtenagentur DPA im Kleingedruckten: Zu WM in Russland bleiben ARD und ZDF auf Abstand. In einem nationalen Sendezentrum in Baden-Baden steuern sie gemeinsam die Berichterstattung über das Großereignis. Zum ersten Mal reise damit kein Großaufgebot an den Austragungsort der Fußball-WM, sondern beide Sender berichteten aus einem nationalen Sendezentrum in Deutschland gemeinsam über das Großereignis.

Viele andere Medien veröffentlichten diese und leicht umgeschriebene Meldungen über das NBC (National Broadcasting Center) in den Bergen des Schwarzwald-Städtchens Baden-Baden, einen Kurort, der extrem beliebt bei Russen ist. In sozialen Medien wurde die Nachricht verbreitet, viele Nutzer freuten sich über die Ankündigung, mit der räumlichen Distanz zum Land und zum Weltverband FIFA entstehe auch journalistischer Abstand. So dass die deutschen Staatssender nicht gezwungen seien, die „Propaganda-Show von Präsident Putin mitzuspielen“, wie ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann eine Abkehr vom sonstigen Prinzip der öffentlich-rechtlichen Sender ankündigte, je positiver über Politiker zu berichten, je näher die Reporter an den Ausübungsorten der Macht sitzen. (ZDF-Studio Berlin - Bundeskanleramt: 1,5 Kilometer)

BND-Warnung hilft sparen


Zufrieden waren viele auch mit den gesparten Kosten, etwa als der Doping-Experte Seppelt sein Moskau-Reise als Konsequenz wegen akuter BND-Warnungen absagte.

Doch zwei Wochen später nun herrscht plötzlich Unsicherheit. Eintragungen in sozialen Netzwerken zeigen, dass die Bildsprache von ARD und ZDF, die ihr gemeinsam genutztes Kellerstudio im Schwarzwald immer wieder mit täuschend echten Bilder so dekorieren, dass viele Zuschauer glauben, die Experten säßen am Ereignisort, Millionen irritiert. Viele glauben , es seien noch Deutsche in Russland, trotz des Ausscheidens der #Mannschaft. Da nirgendwo eingeblendet wird, wo sich das Studio befindet, sorgen Schalten zu vermeintlichen Außenreportern für noch mehr Unsicherheit.

Unsicherheit unter Teilnehmern


Bilder sagen mehr als Worte. Und so setzte schließlich sich bei vielen Fans die Auffassung durch, die GEZ-Reporter hielten sich in Russland auf.

Dazu beigetragen hat wohl auch, dass die Tagesschau im Internet bestimmte Reporter direkt aus Moskau berichten lässt. Hier wird die Ortsmarke „Moskau“ verwendet, der sogenannte Aufgabeort – allerdings handelt es sich beim Autor nicht um einen ARD- oder ZDF-Mann, sondern um einen Spiegel-Reporter, der hier wohl etwas dazuverdienen muss.

Tatsächlich könnten ARD und ZDF also nicht sagen, dass sie vor Ort seien, man könnte ihnen aber nicht vorwerfen, sie seien es nicht. Wie Schrödingers Katze tot und lebendig zugleich ist, sind die beiden Sender zugleich hier und dort, ohne es zu sein.

Keine Falschmeldung


Doch für den Eindruck, sie berichteten aus Moskau, können sie nichts. Meldungen, sie täten es, gibt es nicht, die Studiodekoration kann missverstanden werden, muss aber nicht. Sie sind keine Falschmeldungen, sondern zum Zeitpunkt der Aufnahme zutreffend. Anderslautende Eindrücke, die aus mangelnder Medienkompetenz rühren, lassen sich in der Regie kaum beeinflussen, weder in Baden-Baden noch in Moskau. Die Studiogestaltung mag bei Zuschauern, die zu wenig hinterfragen und Sekundärquellen nutzen, zu Falscheindrücken geführt haben. Aber alle Fakten stimmen und niemandem bei ARD und ZDF kann ein Vorwurf gemacht werden.

Bitte unterstützen Sie die Bundesregierung im Kampf gegen Fake News und teilen Sie diese Warnung!



4 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Die Findigs sind zurück

https://www.berliner-zeitung.de/die-legendaere-ddr-radioserie-geht-eine-woche-lang-im-rbb-auf-sendung-die-findigs-sind-zurueck-15842450

Ist das Papa Findig, der Harald? Der muß doch jetzt auch deutlich jenseits der 80 sein, dabei noch so fit.

Anonym hat gesagt…

@ Anmerkung: Die Ablehnung des Glaubens an den Weihnachtsmann(ho,ho,ho!) ist mit Selbstüberwindung verbunden - auch mir ward es nicht leicht. Traun fürwahr. Aber - es geht.

Anonym hat gesagt…

@ Anmerkung: Paul Rassinier, J.G.Burg, Gerard Menuhin - Eine Aussage ist richtig oder falsch, nicht aber gut oder böse.
(Gruß an David X nebenbei.)

derherold hat gesagt…

Kann man das Internet bitte mit diesen ekelhaften DDR-Erinnerungen verschonen ?

Danke !