Montag, 15. Oktober 2018

Wahl-O-Rat®©: Von großen Siegern und falschen Prognosen


Die "großen Sieger" der Landtagswahl in Bayern seien die Grünen, so orgelte es in den Stunden nach Schließung der Wahllokale auf allen Kanälen. Die "großen Sieger", das müssen dann wohl die sein, die die größten Gewinne eingeheimst haben. 

Aber halt, geben das die Zahlen her? 8,6 Prozent hatte die grüne Partei im Jahr 2013 geholt, das jetzige Ergebnis von 17,5 Prozent bedeutet einen Zugewinn von 8,9 Prozent. Die AfD dagegen, die zum ersten Mal bei einer bayrischen Landtagswahl antrat, kommt auf 10,2 Prozent. Das sind 1,3 Prozent Gewinn mehr als die Grünen bilanzieren können. Jaja, sie gehöre "auch zu den Gewinnern", ordnet Tina Hassel ein - zumindest politisch - richtiges Verständnis der höchsten Zugewinne in der ARD ein.

Keine "großen Sieger"


Als "große Sieger" jedenfalls bezeichnet niemand die "Rechtsextremisten", wie sie der SPD-Lautsprecher Ralf Stegner nennt. Das passt zur propagandistischen Prognosearbeit vor der Landtagswahl. Fast durchweg wurden hier die Stimmenanteile für SPD und Linke zu hoch, die für CSU, Freie Wähler und AfD hingegen zu niedrig angesetzt. Bei n ur 32,9 Prozent sah die Spiegel-"Spon-Tagsfrage" die CSU kurz vor dem Wahltag, die SPD dagegen werde auf elf Prozent kommen, die Grünen sogar auf 18,5.

Eine irreale Vorgabe, die vom  Endergebnis der Wahl um kumulierte 12,5 Prozent abweicht. Auch der von PPQ zum zweiten Mal angebotene Wahl-O-Rat®© nicht ausgleichen konnte. Bei der Bundestagswahl vor einem Jahr hatte das neuartige Instrument zur Messung von Erwartungshaltungen noch deutlich bessere Ergebnisse geliefert als alle Vorhersageinstitute. Diesmal hingegen lag der Durchschnitt der mehr als 500 abgegebenen Stimmen dagegen deutlich neben dem Endergebnis.

Das Versagen der Experimentaldemoskopie


Der CSU hatten die Teilnehmer 33 Prozent zugebilligt, sie kam am Ende auf 35,6 % (Abweichung 2,6), die Grünen hatten die Abstimmenden bei 15 Prozent gesehen, sie landen bei 18,3 (3,3), die AfD kommt nur auch 10,8 Prozent statt vorhergesagter 16 Prozent (5,2), die SPD auf 9,7 statt annoncierter 10 Prozent (0,3), die Freien Wähler übertreffen mit 11,6 Prozent die von der kollektiven Klugheit prognostizierten 10 Prozent (1,6), die FDP bleibt bei 5,1, statt 6,5 Prozent zu schaffen (1,5) und die Linke übertrifft die ihr zugebilligten 3 Prozent mit 3,2 Prozent (0,2), wenn auch marginal.

Eine Gesamtabweichung von 14,7 16 Prozent, die den von den Erfindern warnend "experimentaldemoskopisch" genannten Wahl-O-Rat®© diesmal in eine Reihe stellt mit den Prognoseversagern von Forsa, die bei der Bundestagswahl vorab Zahlen mit einer ähnlichen Streubreite verbreitet hatten. Es scheint, als seien die wie üblich mit einer großen Fehlertoleranz von um die sieben bis acht summierten Prozent behafteten Prognosen der Demoskopen diesmal durch den abgefragten Erwartungswert, von den Erfindern PPQuotient genannt, diesmal nicht ausgeglichen, sondern eher verstärkt worden.

Suche nach Gründen


Woran lag es? War es die Kurzfristigkeit der Umfrage, die erst drei Tage vor Öffnung der Wahllokale freigeschaltet wurde? War es das in eine Richtung tendierende Wunschdenken der Teilnehmer, von dem ein Kommentator schon in der Abstimmungsphase argwöhnte, es könne die Ergebnisse verderben, weil viele Abstimmende sich "bei der Formulierung ihrer Erwartungshaltung nicht darüber im Klaren" seien, "dass sie vor der Abgabe einer Prognose aus ihrer Erwartung heraustreten müssten"? Spielten technische Probleme eine Rolle, die mancher Teilnehmer hatte? Oder war die bewusst grobe Zielvorgabe zuwenig skalendynamisch, um den Teilnehmer die Abgabe zutreffender Vorhersagen zu ermöglichen?

Es bleibt vorerst ungeklärt, doch  die MitarbeiterInnen und Mitarbeiterer des An-Institutes für Angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung (AIAE) sind bereits in der Nacht daran gegangen, die Fehlergruppen einzugrenzen und bei der Transparenz der Fragestellung nachzujustieren. „Das muss sich ändern“, zitierte AIAE-Chef Herbert Achtelbuscher die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles. Seine Stimme klang dabei enttäuscht und entschlossen zugleich.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

zu merkwürdig : die Spitzenkandidatin ist blond , blauäugig und hochintelligent ; ich hatte eigentlich eine fette Negerin mit down-Syndrom erwartet .

( Spaßfakt : rotrotgrüne KinderInnen sind fast immer blond & blauäugig ; sie werden privat beschult und fahren pünktlich zum 18. Geburtstag ein eigenes Auto ( "muhuu Geigenunterricht so weit weg , muhuuu ÖPNV so "komisch" ) - ....bitte genauer ...wie "komisch" ? )

zuviele neger im Bus ? wurde Frl. Hochbegabt angeschnackselt und mag nicht drüber sprechen ?

Unknown hat gesagt…

Die Gesamtabweichung von 14,7 Prozent stimmt nicht mehr. Nach dem Endergebnis sind es jetzt 16,0 Prozent und damit noch viel weiter daneben.

ppq hat gesagt…

stimmt. oder wie wir alten sozialdemokraten sagen:kein schöner tag für angela merkel

Anonym hat gesagt…

Bist sicher, o Blogwart? Für das etablierte (Selbstzensur) lief es doch prächtig.
Die zu recht unzufriedenen Spießerlein wähnen, jetzt wenigstens einen Huf im Türspalt zu haben, besser als nichts, ein Achtungserfolg, wir müssen halt Geduld haben - die Grünen Khmer hätten auch einmal klein angefangen ... Am Gesäß.
Nächstes Wochenende wird, was gilt's (Hiob 1.11), das Überdruckventil auch in Hessen installiert.

Anonym hat gesagt…

Eine Wahlprognose kann nur schlecht manipulierte Ergebnisse vorhersagen. Und daß in Bayern kräftig am Ergebnis gedreht wurde, sollte wohl klar sein.