Montag, 12. August 2019

HFC: Sieger sehen anders aus

90. Minute und Bahn und Fetsch bejubeln die Zusammenarbeit, die zum späten 3:3 geführt hat.
In der 69. Minute ist das Wunder vorüber, zum zweiten Mal an diesem Pokalabend schon. 1:0 hatte der HFC sich nach einer Anfangsphase im DFB-Pokalspiel gegen Wolfsburg in Führung gebracht, die die Hallenser unter den 13.500 Zuschauern Schlimmes hatte fürchten lassen. Sechzig Sekunden später, die Spieler in Rot jubelten noch, erzielte der Bundesligist den Ausgleich, nur weniger Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit ging Wolfsburg in Führung und die Dinge schienen ihren programmgemäßen Verlauf zu nehmen. Doch dann kam die 57. Minute und HFC-Abwehrchef Sebastian Mai taucht nach einem Pfostentreffer von Bentley Baxter Bahn wenige Meter vorm Tor auf und köpft eine Eingabe von Felix Drinkuth ins Netz.

Führung durch Drinkuth: Die Sensation schien möglich.
Zweizuzwei und der Erdgas-Sportpark steht kopf, das Wunder scheint greifbar nahe. Fast ein Jahrzehnt nach dem Auswärtssieg von Leipzig gegen Union Berlin wiedermal in die zweite Pokalrunde einziehen? Nein, darum geht es gar nicht. Einmal nicht sang- und klanglos ausscheiden, einmal kämpfen und spielen und mit erhobenem Kopf ein Zeichen setzen, dass hier ein Mannschaft mit Ambitionen spielt. Das würde dem begeistert mitgehenden Anhang fürs Erste schon reichen.

Und genau das bekommen die in den düsteren Jahren nach 1992 so leidgeplagten Fans von Torsten Ziegners Elf geboten. Der HFC, den eine neue sportliche Führung erst im vergangenen Jahr aus dem Dasein als graue Maus erweckt hat, spielt nach dem Ausgleich mutig nach vorn. Ein Klasseunterschied zu den Profis aus der 1. Liga, wie er anfangs unübersehbar war, ist kaum noch zu sehen. Mai ordnet hinten eine Abwehr, die gelegentlich schwimmt, in der aber jeder für jeden in die Bresche springt. Niklas Kastenhofer, im vergangenen Jahr noch Ergänzungsspieler, nach dem verletzungsbedingten Aussfall von Tobias Schilk nun aber erste Wahl auf rechts, bekommt immer noch einen Fuß gegen den schnellen Klaus an den Ball. Links agiert Niklas Landgraf noch souveräner, der ehemals Langzeitverletzte meldet seine Gegenspieler zum Teil aufreizend lässig ab.

Halle ist am Drücker, Wolfsburg jetzt schon genervt von der schwierigen Aufgabe, hier unbeschadet durchzukommen. Wie aus dem Nichts dann aber diese 69. Minute und der Todesstoß für den HFC: Roussillon setzt sich einmal gegen Kastenhofer durch, der eine Ecke vermeiden will. Die Flanke kann HFC-Torwart Kai Eisele noch nach vorn abwehren. Doch da steht William und netzt kurz und trocken ein.

Neuzugang Terrence Boys wird niedergerungen.
Im Grunde genommen ist es damit erledigt. Denken im Stadion wohl alle. Ziegner wechslet für die Stammkräfte Nietfeld, Sohm und Göpel die bisher kaum eingesetzten Papadopoulos und Galle ein, als gehe es nun nur noch um die gute Laune. Von wegen. Denn die HFC-Spieler haben noch nicht genug von diesem bis dahin schon denkwürdigen Spiel, das sich vor großen Auftritten der Vergangenheit nicht verstecken muss.

Doch heute kommt es noch besser, noch größer und schöner. Erst holt sich Wolfsburgs Guilavogui wie als Belohnung für eine vom ganzen VfL tückisch gespielte Partei nach dem mindestens vierten gelbwürdigen Foul Gelbrot ab. Und dann drängt der HFC noch einmal mit Macht aufs Tor des bis dahin vor allem mit seinen präzisen Abstößen beeindruckenden Casteels. Und als Bahn den Ball halb verzweifelt in den Fünfmeterraum wuchtet, fliegt der eingewechselte Matthias Fetsch am höchsten und es schlägt nicht nur die 90. Minute, sondern auch zum 3:3 hinter Casteels ein.

Sohm und Mai bejubeln den Ausgleich zum 2:2.
Mit dem Ende der regulären Spielzeit scheint die Sensation greifbar nahe. Ziegners Spieler liegen sich jedenfalls schon in den Armen - zu früh, wie sich gleich zeigen wird. Denn die kurze Pause vor der ersten Hälfte der Verlängerung kommt den Gästen zupass, während sie die defensive Ordnung bei den Gastgebern zerstört hat. Nichts mehr zu sehen vom Druck, den die Roten gerade noch ausgeübt haben. Stattdessen hat Knoche keine Mühe, nach einer Ecke die erneute Wölfe-Führung zu erzielen. Hängende Köpfe in Halle und kein Licht am Horizont, denn nun kommt es dick. Quasi mit der nächsten Aktion sind die Schwarzen schon wieder da. Und nach einer Passstafette rund um den Strafraum ist niemand mehr da, der Steffen an einer Art Torschuss hindern kann, der immer langsamer und immer länger wird, ehe der Ball hinter der Torlinie liegenbleibt.

5:3 aus hallescher Sicht und eine Sensation ist das nicht. Aber das Wunder vom 12. August passiert eben doch: Unten fightet die nun sichtlich entkräftete HFC-Elf weiter und oben auf den Rängen singen die Fans, als stände es nicht 3:5, sondern 5:3. Kein Vergleich mit früheren Auftritten, als nur ein Sieg die gute Laune hätte retten können, der dann regelmäßig ausblieb. Dieser HFC ist neu nicht nur in seiner positiven Ausstrahlung, sondern neu auch in seiner Konzentration auf das Gute, das selbst aus Niederlagen wachsen kann. Drei Tore gegen einen Bundesligisten zu schießen und streckenweise nicht schlechter auszusehen als die zwei Klassen bessere Mannschaft macht Hoffnung auf eine große Saison. Sollte es am Ende nicht reichen, wie es heute nicht gereicht hat, dann wird niemand sagen können, es wäre nicht verdient gewesen.

Als die Wolfsburger nach 120 Minuten vom Platz gehen hängen, ihre Köpfe. Die wahren Sieger stehen gegenüber, beklatscht von einem frenetisch feiernden Publikum, das sich gegenseitig nur immer wieder versichert, einen Abend erlebt zu haben, der Wahnsinn war.

Bentley Baxter Bahn nach dem Schlusspfiff: Der Fleißigste mit leerem Blick.



6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Fotboll är för pöbeln. En ädel man är intresserad i stridskonsten. Pippi Långstrump: Pistoler och gevärer ... (pistuler ock jevährer ...)

Carl Gustaf hat gesagt…

PS1: Den letzten Einzug in die 2. Runde liegt erst drei Jahre (seinerzeit 4:2 gg. den damals noch zweitklassigen 1. FCK) zurück.
PS2: Wenn der HFC in dieser Saison ernsthaft etwas reissen will, dann braucht er noch mehr Stabilität in der Abwehr. Das war gestern teilweise zu einfach, die WOB zu den Toren gekommen ist.

Anonym hat gesagt…

Elitebernd schaut sich keine schwitzenden negerburschen an - das tun nur verschwulte Bolschewisten und Freimaurer

derherold hat gesagt…

Daß in Bälde auch Tennis zum Nogger-Sport wird, hatte bereits John McEnroe prognostiziert.

Es war sicherlich eine ganz, ganz große Enttäuschung, daß das nach der Jahrtausendwende in Deutschland gespushte Basketball leider, leider doch nicht die erwartete Zuschauerresonanz erzielte.

Im folgenden: Eine schöne Geschichte.

derherold hat gesagt…

Der damalige Politliebling Bernard Kouchner (ehedem `Ärzte gegen Assad') war dereinst franz. Gesundheits- und Außenminister in Frankreich.

In der Pause einer Polit-Veranstaltung geht er in einen Vorraum, wo u.a. seine Referenten gerade im TV ein Spiel der franz. Nationalmannschaft sehen. Nicht gleich erkennen könnend, fragt er "Wer spielt denn dort ?"
Antwort: Dort spiele die französische Nationalmannschaft. "Die Mannschaft ist blau und multiracial."
Kouchner: Ach so, ... man sucht die Weißen inmitten von ... Na ja, gut ("On cherche les Blancs au milieu de tous ces… m'enfin bon)



https://www.dailymotion.com/video/xnu7b

Anonym hat gesagt…

Fankultur : Hansa erneut hanseatisch :

https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2019/hansa-ultras-ausser-rand-und-band/

der Reichsfankurvenwart Dr. Sepp : " Kreativität , Sport und die pol. Kommunikation bilden auf ganz wunderbare Weise ein harmonisches Gesamtbild , mehr davon ! "