Samstag, 15. Februar 2020

Themensterben: Als der Weltuntergang verschwand


Wir hatten nur noch zwei Jahre, sieben, oder auch 33 Tage, man wusste es nicht ganz genau. Aber die Situation war drängend, unglaublich akut. Die Kinder auf der Straße, die Erwachsenen ratlos. Sie hatten die Zukunft zerstört und es nicht einmal bemerkt. Bis die Kanzlerin kam, wie so oft Retterin in höchster Not, und diesmal nicht mit einer europäischen Lösung winkte, die eines Tages ganz bestimmt alle Probleme lösen werde. Sondern mit einem Klimapäckchen in der Hand aus der Kanzlerwaschmaschine trat und triumphierte. Wieder gewonnen, wieder alle Gegner beschämt, das Land befriedet, die Welt gerettet wie einst Griechenland, die Banken, die Autoindustrie und die CDU, die sie übernommen hatte, als Helmut Kohl, der Oggersheimer Übervater, sie in eine tiefe Sinnkrise gestürzt hatte.

Angela Merkel tat, wie sie immer tut. Sie reagiert auf Herausforderungen, wenn sie auftreten und sie gibt Klimademonstranten, was es braucht, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Dabei orientiert die Frau aus Hamburg sich an dem, was sie in Zeitungen und Zeitschriften liest und im Fernsehen sieht: Ehe sie sich kurzentschlossen zurückverwandelte in die Klimakanzlerin vergangener Tage, hatte es dort nur ein Thema gegeben, ausgedrückt durch eine Vielzahl redundanter Codes und Chiffren. "Heißzeit" und "Klimasommer", Fridays for Future und Greta Thunberg, Luisa Neubauer, die Pariser Beschlüsse, Dieselkrise und CO2-ppm, Merkel empfand das alles direkt und richtete ihre Politik daran aus. Strohhalme wurden verboten, die Braunkohle blieb erlaubt, aber nur vorübergehend. Neue Steuern, immer ein probates Mittel zur Hebung des Staatswohlstands, wurden erfunden. Und der Strom, der trotzdem noch benötigt wird, wird neuerdings im Ausland zugekauft, so steht er am Abend nicht auf dem deutschen Klimakillerzettel.

Bis zur Thüringen-Krise, die dann binnen Stunden eine Berliner wurde, als Jürgen Klinsmann die Bettel hinwarf und so Spekulationen nährte, er könnte sich als nächster Kanzler warmlaufen wollen, ging alles glatt für Angela Merkel und die Medien, die an ihrem Tropf hängen, weil sie allein noch Orientierung zu geben vermag in einer Welt, in der Trump und Orban und die Iraner und Putin und Johnson und selbst Macron eher undurchsichtig als freundlich agieren. Wer großes Magazin oder ehrwürdige Landpostille war, schrieb über Klima und Klima und Klima und was getan werden müsste und über den Ausstieg aus diesem und Flugscham und dringend notwendigen Veganismus, um die Artenvielfalt und das gewohnte Wetter zu erhalten.

Der Bruch kam mit dem Nachhall der Wahl des Liberalen Thomas Kemmerich, der sich als welle langsam aufbaute, dann aber  alles hinwegfegte, was es bis dahin an Gewissheiten über die Wichtigkeit und Bedeutung von Medienthemen gegeben hatte. Hätten Umfragen Anfang Februar noch ergeben, dass ein Tag ohne medialen Kampf gegen die Klimakatastrophe ein verlorener Tag ist, hat sich das Blatt schon zwei Wochen später grundlegend gewandelt. Es gibt jetzt gar kein Klima mehr, denn der Dämokrat beherrscht mit seinen üblen Wahltricks und seiner Unterminierungsarbeit an den Fundamenten des Parteienstaates alle freien Flächen.

Vom Kinderportal "Bento" bis  zur normalerweise fast schon überengagierten Süddeutschen Zeitung ist aus der Prallwurst voller Verbotsvorschlage, Steuerideen. Greta-Porträts und Habeck-Hymnen eine Leerstelle geworden, die von blanker Angst gefüllt wird. Was wird, wenn Merkel nicht mehr ist? Wohin treibt die CDU? Kann Merz die AfD einfangen? Wird die FDP wieder demokratisch?

All die liebgewordenen Marionetten der täglichen Presseschau, sie sind im Zwangsurlaub. Greta ist weg, Luisa, Putin, Orban und Johnson, wer war noch gleich dieser Borsalino aus Brasilien, der unseren Regenwald angezündet hat? Und überhaupt Australien, brennt es noch oder bereut es schon? Kaeser? Siemens? Nuhr? Was ist mit Steimle? Tellkamp? Den Koboldbatterien? Den geplanten Strafen für Klimaleugner? Kramp-Karrenbauers Syrieneinsatz? Oder war es Libyen? Oder war Libyen Merkels Friedensplan? Halten sich denn auch alle dran? Was macht Kühnerts Sozialismus? Die Mietbremse? Was machen die palästinensischen Tage des Zorn? Selbst Trump ist ja fast verschwunden!

So schnell kann das gehen und so gründlich, weil das erste Gesetz der Mediendynamik knallhart bestimmt, dass die Welt in keinen Schuhkarton passt, unweigerlich aber in 15 Minuten Tagesschau. Und das zweite Gesetz der Mediendynamik festlegt, dass Großereignisse nie gleichzeitig stattfinden,sondern immer schön hintereinander, damit alle Zeit haben, sie richtig zu genießen.





2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mit der sich abzeichnenden Pandemie und den zu erwartenden 50-100 Millionen Toten weltweit wird das alles in Ordnung kommen.

ppq hat gesagt…

ist doch schon in ordnung. es kann immer nur ein thema geben, das sagt das grundgesetz der mediendynamik. mehr wollen die konsumenten auch nicht