Freitag, 14. Februar 2020

Unverzeihlich: Spiegel als AfD-Sprachrohr

Merkel AfD Spiegel
Ein Tag, zwei Schlagzeilen: Wie die AfD fordert auch der "Spiegel", dass die beliebteste Politikerin Deutschland ihr Amt aufgeben soll.


Es sollte allen Demokraten eine Leere sein, es schien einen Konsens bis ins bürgerliche Lager der ostdeutschen Mitte zu geben, wonach ein "Nie wieder" fast schon nicht mehr genug ist nach den Vorfällen von Thüringen, die nicht nur die Bundeskanzlerin zu einer scharfen Reaktion gebracht,
sondern auch deren Nachfolgerin zum Rücktritt veranlasst hatte.

Doch noch ist nicht einmal der gesamte Talkshow-Reigen wenigstens einmal durchgezogen, noch haben sich längst nicht alle bedeutenden Meinungsführer  mehrfach zum Thema geäußert. Da brechen ausgerechnet in Hamburg alle Dämme und ein gerade erst mit neuen, unterhaltsamen und weniger politisierenden Inhalten durchstartendes Magazin macht sich zum willfährigen Sprachrohr der Frauen und Männer, von denen die Kanzlerin gerade erst bekannt gemacht hatte, dass sie die Demokratie abschaffen wollen.

Ist es ein Zufall? Ist es ein konzertiertes Zusammenspiel, wie es zwischen Politikern und ihren Vertrauten in den Medien immer wieder vorkommt? "Merkel muss endlich abtreten", machte Alice Weidel, die AfD-Fraktionsvorsitzende  im Deutschen Bundestag, aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Das war auch kaum anders zu erwarten, denn der Hass, den die Rechtsaußenfraktion auf die Kanzlerin hegt, ist bekannt. Vom ersten Tag ihrer Existenz definierte sich die AfD als Anti-Merkel-Partei, denn die Kanzlerin gilt als letzte Bastion vor einer Rückkehr der faschistischen Dunkelheit nach Deutschland.

Business as usual also, wäre da nicht parallel im angesehenen ehemaligen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ein ganz ähnlicher Beitrag erschienen. "Merkel sollte gehen" heißt es hier, nur ein ganz klein wenig behutsamer formuliert, womöglich aus alter Verbundenheit, womöglich aber auch nur aus Furcht, der richtige Zeitpunkt für einen solchen Vorschlag könne doch noch nicht gekommen sein. Deshalb wohl auch ist der "Spiegel"-Text nicht im aggressiven AfD-Ton gehalten, sonder als liebevolle Bitte ans Kanzleramt formuliert. Noch sei Zeit, allen Menschen in bester Erinnerung zu bleiben. Noch könne Merkel, so heißt es, selbst entscheiden.

Ein Werk des mysteriösen AfD-Newsrooms? Oder ein Zeichen für das Versagen des CDU-Newsrooms, mit dem die jetzt so tragisch gescheiterte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer die Macht der großen Medienkonzerne eigentlich hatte brechen wollen?

Unverzeihlich und nicht wiedergutzumachen auf jeden Fall, um es mit den Worten der Kanzlerin zu sagen. Ohne Not gibt ein immer noch renommiertes Magazin Ansichten eine Plattform, die sich gegen alles richten, wofür die Demokratie in diesem Land über Jahre hinweg stand. Oder wie Angela Merkel sagt: "Ein einzigartiger Vorgang, der mit einem Grundsatz gebrochen hat, nämlich dass keine Mehrheiten mit der AfD gebildet werden."

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Nach dem AfD Abstimmungsterror gegen die friedliebenden Kräfte im Thüringer Landtag (Vernichtung durch Zustimmung) haben es die Faschisten nun auf die freie Presse abgesehen.
Das ist unverzeihlich.