Dienstag, 10. März 2020

Hysteriebremse: Länger leben dank Corona

So soll der offizielle Bundes-Corona-Gruß aussehen, hier vorgeführt bei der Pressekonferenz des Robert-Koch.-Institutes.


Es sind die Tage der Panikprediger, der Klopapierbevorrater, der Händewascher ohne Rücksicht auf die schwindenden Wasserressourcen, der Klimapragmatiker, der Menschen, die irgendwie durchkommen wollen und dabei sogar bereit sind, ihre letzte Tütensuppe selbst zu essen. Der Kapitalismus, das hat das selbstverwaltete Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in einer Relotiusade herausgearbeitet, ist schuld, doch er steht vor dem Aus. Mit dem letzten Opfer der Seuche wird auch der letzte Verkäufer verschwinden, ein Mann vermutlich, alt, weiß und mit dünnem Haar, dem zuvor schon der letzte Käufer abhanden kam, als der vorletzte Mann starb.

Behördliche Beruhigungspillen


Hoffnungen auf eine bessere Welt, die größer sind als bei einer gewöhnlichen Grippewelle, die Jahr für Jahr Tausende das Leben kostet. Gegen diesen Tod gibt es Impfungen, sie werden nicht genutzt. Gegen Corona gibt es keine, das macht, dass die Angst umgeht und nicht einmal behördliche Beruhigungspillen den Eindruck verhindern, dass Staat, Politik und Behörden nicht so recht wissen,was sie tun.

Doch wie sollten sie auch. Nicht einmal die Sterblichkeitsrate, die das neue "Lungenvirus" (ARD) verursacht, ist bekannt, und wenn sie es wäre, sie würde würde vielleicht erst recht nicht bekannt gemacht werden. In der renommierten Zeitschrift New England Journal of Medicine tippen sie auf "erheblich unter ein Prozent". Eine Zahl, die reicht, dass Menschen Hamstereinkäufe unternehmen. In der Überschlagsrechnung der in Medien gemeldeten Zahlen von 95.000 Infizierten und 3.200 Toten kommt der Grundschüler eher auf drei Prozent. Eine Todesrate, die besser nicht wahr sein sollte.

Ein Prozent klingt besser, ein Prozent ist Hysteriehygiene pur. Ein Prozent, das liegt um 99 Prozent unter der üblichen Sterblichkeit der Menschen auch im medizinisch hervorragend ausgebauten Kernland aller Katastrophen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sogar die von Untergangspredigern und Kritikern der Untätigkeit der Regierung, der EU und der EZB angesichts einer wie in Zeitlupe zusammenbrechenden Wirtschaft behaupteten zwei oder drei Prozent Todesfälle unter allen Corona-Infizierten ein positiuves Signal aussenden. 97 Prozent Überlebensrate bedeutet, dass 97 Prozent der Infizierten nach ihrer Gesundung noch am Leben wären - das ist ein bedeutsamer Unterschied zur Ehec-Seuche von 2011, als viele Tote nicht mehr gesund wurden. 

Hysterie braucht keinen Grund 


Nein, für Hysterie gibt es keinen Grund, doch es liegt im Wesen dieser seelischen Erkrankung, dass sie keinen braucht. Wo die Lage des Gesundheitswesens in Deutschland auch schon ohne das Corona-Virus angespannt war, es an Ärzten und Pflegepersonal fehlte, Krankenhäuser pleite machten, Liegezeiten durch die Krankenkassen beständig weiter verkürzt wurden und die elektronische Gesundheitskarte auch nach 25 Jahren nicht vorankommt, taucht nun auch noch ein Mangel an Masken, Schutzanzügen und Desinfektionsmitteln auf.

Schon in Woche fünf der ersten Pandemiekrise sind die Lager leer. Auf einem Weltmarkt, der trotz der Bemühungen der EU-Regierungen um Festpreise nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage funktioniert, konkurrieren die deutschen Krankenhauseinkäufer mit dem Rest der Welt um Nachschub. Der Mangel bedroht nicht die Corona-Erkrankten zuerst, sondern Patienten, die unter anderen Erkrankungen leiden und ohne ausreichende Hygieneausrüstung nicht mehr operiert werden können.

Die Rettung aller vor allen liegt im gründlichen Händewaschen. Es gilt, dem Vorbild von Bodo Ramelow zu folgen und keine Hände zu schütteln, dazu eine Armlänge Abstand zu den Mitmenschen oder besser noch auch zwei Meter halten, daheim bleiben und hoffen, dass Corona vorübergeht wie die Vogelgrippe, der Rinderwahnsinn, Ehec und Sars vorübergingen. Wer raus muss, sollte schneller gehen, den ÖPNV meiden und die Bürotüren geschlossen halten. Wer ein Kratzen im Hals spürt, sollte im Bett bleiben und sich mit dem Gedanken trösten, dass die Überlebensrate bei Corona weitaus höher ist als die im ganz normalen Leben.

Anderswo sieht man die Krise deshalb auch als Chance. Endlich durchregieren, endlich alte Zöpfe abschneiden und vollendete Tatsachen schaffen.

Weiterführende Literatur:

Sterblichkeitsrate Corona: Fauci, A. S., Lane, H. C., & Redfield, R. R. (2020). Covid-19—Navigating the Uncharted, NEJM, DOI: 10.1056/NEJMe2002387.

Auszug: "On the basis of a case definition requiring a diagnosis of pneumonia, the currently reported case fatality rate is approximately 2%. In another article in the Journal, Guan et al. report mortality of 1.4% among 1099 patients with laboratory-confirmed Covid-19; these patients had a wide spectrum of disease severity. If one assumes that the number of asymptomatic or minimally symptomatic cases is several times as high as the number of reported cases, the case fatality rate may be considerably less than 1%. This suggests that the overall clinical consequences of Covid-19 may ultimately be more akin to those of a severe seasonal influenza (which has a case fatality rate of approximately 0.1%) or a pandemic influenza (similar to those in 1957 and 1968) rather than a disease similar to SARS or MERS, which have had case fatality rates of 9 to 10% and 36%, respectively."

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Überschlagsrechnung ist gar nicht mal so falsch, geht aber von falschen Zahlen aus. Bei den Infizierten ist nicht klar, ob sie überleben werden oder nicht. Wenn man die Gestorbenen durch die Infizierten teilt, dann behauptet man implizit, dass die nicht gestorbenen Infizierten überleben werden.
Richtiger wäre es, die Gestorbenen durch die Gestorbenen und die Geheilten zu teilen. Nur die Gestorbenen und die Geheilten haben einen kompletten Krankheitszyklus durchlaufen und nur bei diesen Gruppen kennen wir den Ausgang. Nach aktueller Zahlenlage kommt eine Sterblichkeit von 6% heraus. Diese Zahl ist vermutlich etwas übertrieben, da wir die leichteren Fälle nicht sehen. Aber selbst wenn wir 50% der Fälle übersehen und von diesen Fällen alle überleben, dann käme immer noch eine Mortalität von 3% heraus.

ppq hat gesagt…

sehr richtig. aber das ergebnis unterscheidet sich dann nicht so sehr von der überschlagsannahme, dass es irgendetwas ändern würde.

Anonym hat gesagt…

In diesem Fall kommen bei beiden Rechnungen tatsächlich recht ähnliche Zahlen heraus. Bei der ersten Rechnung (Gestorbene/Infizierte) stört mich aber, dass sie in beide Richtungen verzerrt sein kann. Auch dort können übersehene Infektionen zu einer Überschätzung der Mortalität führen. Umgekehrt führt die Zuweisung der Infizierten zu den Überlebenden zu einer Unterschätzung der Mortalität. Als erster Anker ist diese Rechnung brauchbar aber man hat keinen Hinweis, wie gut der Anker ist.
Bei der zweiten Rechnung (Gestorbene/(Geheilte+Gestorbene)) ist schon klarer, wohin die Reise geht.