Dienstag, 16. März 2021

Impfnotbremse: Eine endlose Schleife aus Inkompetenz

Sieben Fälle bei fünf Millionen Impfungen und schon geht wieder eine neue Angst um. Vorsicht im Paul-Ehrlich-Institut, das das Corna-Vakzin von AstraZeneca gerade noch gegen Kritik verteidigt hatte. Und nun eine "vorübergehende" Aussetzung der Impfungen empfiehlt. Und in der  Bundesregierung, die ihren Kampf gegen die Impfangst in der Bevölkerung, gegen Corona-Leugner und Vakzin-Zweifler für beendet erklärt, indem sie denen recht gibt, die vor den unbekannten Gefahren der Impfung hingewiesen hatten.

Stopp statt Exportstopp

Jens Spahn vor der Kamera, Angela Merkel wie immer unsichtbar. In den neuen großen Krise der deutschen Corona-Politik fällt auf, dass die Gelegenheit gar nicht so ungelegen gekommen sein mag: Nachdem der britisch-schwedische Konzern AstraZeneca die EU, Deutschland und damit auch die wankende und schwankende Bundesregierung mit immer neuen Ankündigungen von Lieferkürzungen brüskiert hatte, nur weil es der EU-Kommission nach langen Verhandlungen doch nicht gelungen war, irgendetwas wirklich verbindlich zu bestellen, schlägt das schlappe Imperium nun zurück. Eben noch hatte Markus Söder gefordert, das Impfen müsse "schneller werden: Wir brauchen schnellere Zulassungen, mehr Zeit zwischen Erst- und Zweitimpfung und einen Exportstopp von Astrazeneca". Nun weiß auch der Franke aus Bayern, der gern Kanzler werden möchte, wo seine Grenzen sind.

Ein Impfstoff, der einmal den Ruch hat, Menschen zu töten, das weiß selbst Jens Spahn, wird nie mehr eine große Rolle spielen im Kampf gegen die Seuche. Das tun Impfungen in Deutschland ohnehin nicht, denn auch nach drei Monaten kommt das Land mit dieser "größten Aufgabe" allenfalls so schnell voran wie einst Wenck vor Berlin. was Anfang Dezember noch auserkoren war, die Zahlen zu begrenzen, die Stimmung zu kippen und mit Blick auf die Bundestagswahl die Felle der ersten Bären zu verteilen, entpuppte sich als Flammenrückschlag.  

Leere Impfzentren, volle Lager

Die Impfzentren leer. Die Testlabore überfordert. In den Lagern Millionen Dosen, die keine Abnehmer finden. Draußen Millionen, die keinen Impftermin bekommen. Und mitten in die trotzig wiederholten Ankündigungen, nächste Woche oder nächsten Monat werde es "mehr Impfstoff geben als gebraucht wird" (Ursula von der Leyen) und schon jetzt sei "noch und nöcher Impstoff da" (Reiner Haseloff) nun der Ausfall des Vakzins, von dem noch am meisten verfügbar gewesen war.

Ein kluger Schachzug. Zwei Tage nach Zulassung des Johnson&Johnson-Impfstoffes zeigt Deutschland - nach Dänemark, Norwegen, Irland und anderen Staaten - was Primat der Politik bedeutet. War AstraZeneca wegen der Widerworte, die der Konzern im Streit mit der EU gegeben hatte, von Anfang als weit weniger wirksamer Impfstoff aus dem perfiden Albion bezeichnet worden, der Älteren gar nicht guten Gewissens zumutbar sei, gleicht der Impfstoffstopp nun einem Todesurteil. Nie wieder wird dieses Zeug beim Lösen der deutschen Corona-Probleme helfen.

"Reine Vorsichtsmaßnahme"

Eine "reine Vorsichtsmaßnahme" nennt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn seinen Wechsel auf die Seite der Verschwörungstheoretiker, die von Anfang an nicht nur vor Corona, sondern auch vor Impfstoffen gegen Corona gewarnt hatte. Gerade in einer weltweiten Pandemie, die das Leben aller Menschen auf dem Globus, den Wohlstand und die Zukunft bedroht, kann niemand vorsichtig genug sein, der nicht in den USA oder Großbritannien lebt, die stur weiterimpfen auch mit AstraZeneca.

Aber! Der Europäischen Arzneimittelagentur (Ema), die auch das Vakzin von AstraZeneca viel gründliche rund vor allem viel länger geprüft hatte als ihre Kollegen in Großbritannien und den USA, sind insgesamt 30 Fälle von Gerinnungsstörungen nach einer AstraZeneca-Impfung aus ganz EUropa gemeldet worden - bei bislang knapp fünf Millionen Geimpften. Einerseits sei diese Anzahl von Beschwerden unter Geimpften demnach nicht häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. Andererseits bedeutet das, dass einer von 166.000 AstraZeneca-Geimpften eine Thrombose. Unter Umständen stirbt er daran. Nicht an, nicht mit, sondern trotz Corona.

Die größere kleinere Chance

Beim Loser-Roulette würde jeder auf dieses Feld setzen. Stand heute liegt die Chance, sich mit Corona zu infizieren, in Deutschland bei eins zu 27. Je einer von sechs Covid-Infizierten bekommt eine Thrombose. Je einer von 40 SARS-Cov2-Infizierten stirbt. In Großbritannien wurden von AstraZeneca und Biontech bisher jeweils rund zehn Millionen Dosen verabreicht. Blutgerinnsel traten 28 mal auf, 13 mal beim Mittel von AstraZeneca, 15 Mal bei Biontech.

Rechnerisch stirbt an der Seuche jeder 1000., eine Thrombose nach der Impfung bekommt jeder 5.555. Insgesamt sterben in Deutschland selbst in gewöhnlichen Zeiten 40.000 Menschen pro Jahr an einer Lungenembolie, also mehr als 100 am Tag oder 13 je 10 Millionen Einwohner. Doch angesichts einer Pandemie-Strategie, die im zwölften Monat einer endlosen Schleife aus quälender Inkompetenz, Ankündigungsappellen und Offenbarungseiden gleicht, kommen die AstraZeneca zugeschobenen Thrombose-Probleme gar nicht unrecht. Mit einem Schlag ist nun ein Grund gefunden, der das gemächliche deutsche Impftempo erklärt. Die Politik zeigt sich betont besorgt um die Menschen, die sie seit Weihnachten ungerührt sterben lässt. Und der sich anbahnende Streit mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden, dem Markus Söder gerade noch vorgeworfen hatte, "Impfstoff zu horten", wird abgesagt, ohne wie Söder verlangt hatte, "beim Impfen eine Brücke über den Atlantik zu bauen".

Sieg über AstraZeneca

Deutschlands Sieg über AstraZeneca ist heute schon total. Selbst wenn Paul-Ehrlich-Institut, die EU-Arzneimittelagentur und das Gesundheitsministerium eines Tages beschließen, den britischen Impfstoff wieder zuzulassen, wird sich das Mittel von diesem Schlag nie mehr erholen. Schon der anfangs verfolgte deutsche Sonderweg, den Impfstoff, den alle anderen Staaten für alle Altergruppen freigegeben hatten, nicht für die Anwendung an deutschen Rentnern zuzulassen, hatte großen Schaden angerichtet. Der Impfstopp wird nun zum Todesstoß: Wer jetzt noch nicht erstgeimpft ist und auf seine zweite Dosis wartet, wird den Teufel tun, sich in den Körper jagen zu lassen, was nach Aussagen des Bundesgesundheitsministers gefährlicher ist als die Seuche selbst.

5 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Nix da Inkompetenz in Endlosschleife.

Es gibt sie noch, die Endsieggläubigen.
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Nico Fried

Meinung am Mittag: Ein Jahr Pandemie

Merkel ist nun gefragter denn je

https://www.sueddeutsche.de/meinung/corona-deutschland-merkel-1.5236508

ppq hat gesagt…

@anmerkung ich las es. toll. wie weit darf satire gehen?

Die Anmerkung hat gesagt…

Schikane muß sein

Die Zeitschrift für Sieger
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https://www.sueddeutsche.de/bayern/corona-bayern-news-soeder-testpflicht-mallorca-reiserueckkehrer-1.5235617

Söder für Corona-Testpflicht bei Mallorca-Rückkehrern

Anonym hat gesagt…

Nichts da mit Inkompetenz. Es läuft für die (Selbstzensur) wie genudelt und geleckt.

Anonym hat gesagt…

Gar OT:
>> wernergerman 16. März 2021 at 13:31
Der boese Wolf 16. März 2021 at 13:02
@ Selberdenker 16. März 2021 at 12:55

Ich halte klimbt für einen wahrscheinlich vom Regime beauftragten Impfpropagandisten. So faktenresistent, propagandadressiert und logikbefreit kann man doch gar nicht sein … obwohl …
—-Ich eher, nicht. zu simpel fuer einen von Regime beauftragten Impfpropagandisten.
Er ist einfach Staats, reGierungsglaubig. ein der mit eigenem Kopf verlaernt worden ist zu denken. Ein Opfer des BRD Systems. <<
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Sehe ich auch so, ohne dessen zwar völlig sicher zu sein. Ein armes Würstchen, kein beauftragter Troll, sondern einer, der den offiziellen Blödfug glaubt. Wäre vor so 400 Jahren voll auf die Hexen losgegangen.