Samstag, 15. Mai 2021

Peak Lauterbach: Ist das schon das Ende?

Die vierte Welle lief nicht wirklich gut. Dabei tat Karl Lauterbach eigentlich ganz genau, was er seit mehr als einem Jahr getan hatte.  Er war im Fernsehen, er schrieb bei Twitter, er verschickte Pressemitteilungen und gab Interviews. Er fütterte die die Furcht also genau wie immer. Aber zum ersten Mal war das Echo ernüchternd. Prof. Dr. Karl Lauterbach, nach eigenem Bekunden eine "Wortbildmarke der SPD-Bundestagsfraktion", hatte seine Magie verloren. 

Der Bundesviruswarnbeauftrage, der das schlechte Gewissen für immer und überall unzureichende Seuchenschutzmaßnahmen bis auf Zellebene verinnerlicht hat, war plötzlich nicht mehr gefragt. Seine Vorschläge, Hinweise und Kritiken, eben noch die gefragteste Währung im medialen Warngeschäft, lagen nun wie Blei in den Regalen. Ein Lauterbach, bis Ende April der Goldstandart der Weltuntergangsvorhersagen, verfiel im Wert wie der Bitcoin.

Die gefragteste Währung im Warngeschäft

Unverkäufliche Saisonware, in Zeiten der Lockerungsdiskussionsorgien nicht einmal mehr als Schaufensterbelag verwendbar. Ein Strategieschwenk des direkt gewählten Abgeordneten des Wahlkreises 101 Leverkusen und Köln Mülheim  änderte nichts Grundsätzliches mehr an der Lage: Der Nationalmahner, nach Jahren des Leidens in den Randbereichen der politischen Realität und des Geschnittenwerdens durch das Parteiestablishment durch und mit Corona zu einem monster shouter der Pandemie gewachsen, wie ihn Kareem Abdul-Jabbar in Stephen Kings "The Stand" spielte, stützte zurück in den Abgrund aus Unsichtbarkeit, den ein Politiker mehr zu fürchten hat als alles andere auf der Welt.

Doch der Peak Lauterbach (Grafik oben), der für den 58-Jährigen einen so enormen Rückschlag auf dem Weg zu ersehnten Ministeramt bedeutet, könnte für die Nation Signalwirkung in ganz anderer Weise haben. Verzeichneten "andere Wissenschaftler" (Lauterbach) wie Christian Drosten und Henrick Streek bereits seit Monaten einen Rückgang der öffentlichen Nachfrage nach ihrem wissenschaftlichen advice, war es Karl Lauterbach durch schonungslose Omnipräsenz gelungen, einer ersten Wahrnehmungswelle eine zweite und schließlich sogar eine dritte folgen zu lassen. 

Von wegen Auslaufmodell

Sie katapultierte den noch vor zwei Jahren als Auslaufmodell geltenden Hinterbänkler aus der Provinz auf ein Niveau, auf dem eigentlich die Bundeskanzlerin allein residiert. Abgesehen von Annalena Baerbock, die als Tesla der deutschen Illusionspolitik einen Kursanstieg verzeichnet hat, der weltgeschichtlich einzigartig ist.

Seinen KanzlerInnenkandidaten Olaf Scholz jedenfalls trat Karl Lauterbach förmlich in den Staub, bienenfleißig, immer schon eine Viruswelle weiter, mit Mutanten im Gepäck, die er schneller aus dem Halfter zog als Jens Spahn Impfstofflieferungen in unbekannten und unerreichbaren Lagern für schlechte Zeiten auf Reserve legen lassen konnte. Britisch, Spanisch, Brasilianisch und Indisch, doppelt und dreifach mutiert - Lauterbach kannte sie alle. Als erster. Persönlich. Mit einer situationsangepassten Stimme aus Kreidekreischen und Anerkennungsheischen berichtete er täglich vom nahenden Ende. Was muss. Was  darf nicht mehr? Wie lange noch?

Makellose Talkshow-Bilanz

Eine gefragte Dienstleistung in düsteren Zeiten, die ohne aktuellen Schnelltest in Anspruch genommen werden darf, weil Lauterbachs Warnungen als körpernahe Dienstleistung gelten und der frühere CDU-Politiker mittlerweile bei ARD und ZDF zum Hausstand gehört. Hier ist er tatsächlich zu Hause gewesen in den schlimmen Monaten, vor allem seit dem Wellenbrecher-Lockdown ab November, der bis heute läuft. Karl Lauterbachs Talkshow-Bilanz liest sich wie das Tourprogramm eines deutschen Schlagersängers, der mit einer Missbrauchsbiografie hausieren geht: Überall war er und nirgends nicht, er getan, was er konnte, und gesagt, was er wusste.Nebenbei leistete er der ausgebildete Gesundheitsökonom auch noch Forschungsarbeit, er stimmte im Bundestag mit ab und beriet die Kanzlerin.

Dennoch nun dieser Einbruch, der von einer weitverbreiteten Undankbarkeit zeugt. Gewarnt werden haben so schon gern gewollt, die Deutschen, in deren Augen Karl Lauterbach nach einem Jahr Warnarbeit es bis auf Platz vier der beliebtesten deutschen Politiker geschafft hatte. Nun aber, wo die Vertreter der verfrühten Lockerungsdiskussionsorgien mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt die Definitionshoheit über Inzidenzen, Impferfolge und R-Werte für sich reklamieren, ist der der Bote mit der bösen Botschaft nicht mehr gefragt. Und das Ministeramt könnte im Herbst unverhofft noch aus den frischgewaschenen Händen glitschen.


2 Kommentare:

Endgamer hat gesagt…

Lauterbach ist eine zu wichtige Propagandastütze im Panikministerium, um den abzuschalten.

Der pausiert also garantiert auf Stand-By, um dem durch die Corona-Todesgefahr nach strikter Heilsführung lechzenden Volk zeitnah weitere Impfdosen undefinierbaren Stoffes aufzuschwatzen. Nicht nur die damit verbundene schier grenzenlose Machtfülle der Politiker, nein, auch die Milliardenprofite von Big Pharma sind zu verlockend, um je wieder "Normalität" zuzulassen.

Den mündigen Bürger werden sie darum immer nur auf morgen vertrösteten ... und der naive Gehorsamstrottel wird alles schlucken, was ihm seine unfehlbare Obrigkeit serviert. Der will trotz radikalem Klimaschutzerlass nämlich genau dort weitermachen, wo es zu Beginn des Lockdowns endete.

Ein Haufen egoistisches Herdenvieh will wieder grenzenlos weiden und kacken.

Anonym hat gesagt…

...der Goldstandart --- Das warst nicht Du, ehrwürdiger Blogwart.

Scherz beiseite - gegen den Lauterbach kamen mir ab und zu schon Phantasien (Näheres bei Graf de Villiers de l'Isle Adam), als er noch der Hofnarr von Komsomolzen-Ulla war.