Mittwoch, 2. Juni 2021

Doku Deutschland: Die Heiligen der ersten Tage

Damals in Südtirol waren Abstand und Maske nur theoretische Maßnahmen.

Als Bundespräsident war Walter Steinmeier nicht vom allerersten Moment ein leuchtendes Vorbild bei der Befolgung der Coronamaßnahmen. Der Südtiroler Skandal um mangelnden Abstand und fehlende MNS zu einer Zeit, als handgestrickte Schutzbekleidung noch erlaubt gewesen wäre, machten den ersten Mann im Staate zeitweise zur Ikone der Maskenverweigererbewegung - doch Steinmeier steuerte um, er erfand sich selbst neu und zeigte nun ein Gesicht, an dem die Deutschen zu anständigen Menschen genesen können.  

Wie aber kam es dazu? Was belehrte den früheren Sozialdemokraten, dem in der Partei viele nachtrauern, wäre er doch unter heutigen Umständen längst Parteivorsitzender und KanzlerInnenkandidat, eines Besseren? Viel wird landauf, landab seit Monaten geschrieben, wie folgsam der gehorsame Teil der Bevölkerung die der Regierung angeordneten Anticoronamaßnahmen beachtet. 

Wenig dagegen ist darüber zu erfahren, wie im innersten Kreis der Macht mit dem Ausnahmezustand umgegangen wird. Ja, Achim Laschet, der bekannte neue Vorsitzende der CDU, trägt die Maske gern locker. Ja, Markus Söder nimmt die Maskenpflicht streng, verlässt sich aber meist auf ein homemade-Modell, das eine Fahrt mit der Straßenbahn nicht erlauben würde. Was aber ist bei Steinmeris los? Welche Konsequenzen haben sie aus Südtirol gezogen? Nehmen sie die Maßnahmen selbst ernst und richten sie ihr Leben an ihnen aus? Sind sie selbst von ihnen überzeugt? 

Eine kleine Episode aus dem Alltag des ersten Bürgers der Republik in diesen Tagen, berichtet von einem Insider*, der den Ereignissen eher unfreiwillig, aber aus nächster Nähe folgen durfte.

Frank Walter kommt mit hängendem Kopf schlurfend aus seinem Arbeitszimmer. „Du, Elke“, sagt er, „ich bin fix und fertig, mir brummt der Kopf, als würde das Virus in meinem Kopf herumschwirren. Gerade hat mich Merkel angerufen und mir vorgeschwärmt, wie grandios sie die Corona-Krise meistert. Mit ruhiger Hand steuere sie das Land auf den krummen Wegen der Pandemie, das solle ihr erst mal einer nachmachen, hat sie gesagt."

Kein Vergleich zu Söder, der trotz oder wegen seines hemdsärmeligen Machergetues fortwährend scheitere. Bayern habe die höchste Zahl an Infizierten. Darin zeige sich wieder einmal die Kraft des ruhigen Abwägens, wie sie es immer praktiziere. "In der Leier ging es immer weiter, dabei merkte sie nicht einmal, dass sie die Diktion meines ehemaligen Vorgesetzten und Vorbilds Schröder missbrauchte", beklagt sich Frank Walter. "Der durfte von ruhiger Hand sprechen, sie hat doch eher eine zittrige Hand", ätzt er böse.

Elke aber nimmt ihn bei der Hand. Ihr Frank brauche wohl ein wenig frische Luft, sagt sie. Lass uns gehen, ehe die Ausgangsbeschränkungen wieder in Kraft treten." Frank Walter holt tief Luft. „Okay, machen wir einen Spaziergang, frische Luft wird meinem Kopf gut tun."

Beide verlassen ihre Wohnung und gehen in den nächstgelegenen Park. Lässig flanieren sie auf den Wegen zwischen den mit Gänseblümchen übersäten Wiesen. Nach einer Zeit schlägt Elke vor, sich auf einer Bank auszuruhen und den blühenden Frühling auf sich wirken zu lassen. Auf einer Wiese sieht Elke zwei Eichhörnchen herumrennen, ganz entzückt rückt sie zu Frank Walter und macht ihn auf sie aufmerksam. 

Beide schauen ihnen fasziniert zu, was ist das herrlich. Plötzlich verfinstert sich die Miene von Frank Walter, er sagt: „Elke, wir sitzen zu nahe zusammen.“ Er holt einen Zollstock aus seiner Jacke und misst den Abstand zwischen ihnen. „Ein Meter vierzig“, sagt er, „das ist weniger als der verordnete Mindestabstand von eins fünfzig. Wir haben eine Ordnungswidrigkeit begangen, die müssen wir schleunigst anzeigen.“

Sie gehen sofort zur nächsten Polizeistation. Hinter dem Empfangstresen sitzt ein älterer Polizist und schaut in den Computer. Missmutig wendet er sich zu ihnen um: „Was führt sie hierher?“

„Wir wollen uns anzeigen“, sagen Frank Walter und Elke wie aus einem Mund. Dabei legen sie ihre Unterarme auf den Tresen und schauen den Polizisten ernst an.

„Sie wollen sich selbst anzeigen? Das kommt selten vor, oder um genauer zu sein: nur in den besten Kreisen“, sagt der Polizist. „Um was geht es denn?“

„Die Sache ist die, wir sind aus Versehen zu nahe auf einer Bank gesessen.“

„Aha, wie weit sind sie denn auseinander gesessen?“

„Ein Meter vierzig.“

„Hat sie jemand beobachtet?

„Nein, es war niemand in der Nähe.“
 

"Dann können wir die Angelegenheit ja vergessen. Ein Meter vierzig ist praktisch ein Meter fünfzig und somit nur ein unbedeutender Verstoß. Den brauchen wir nicht zu notieren und da sie auch niemand gesehen hat, vergessen wir es einfach.“
 

Frank Walter stellt sich auf die Fußspitzen und blickt den Polizisten streng an: „Das ist eine seltsame Berufsauffassung. Wollen Sie damit eventuell andeuten, dass ein Verbrechen, das ohne Zeugen verübt wird, nicht geahndet werden muss?“
 

„Nein, das habe ich nicht gemeint. Auch unbeobachtete Verbrechen müssen verfolgt werden, das ist klar.“


„Sehen Sie, deswegen sind wir hier. Jeder Bürger und jede Bürgerin ist verpflichtet, seine Verbrechen der Polizei zur Kenntnis zu bringen, denn wer bei kleinen Verbrechen schweigt, darf über große nicht reden. Das ist einer meiner Grundsätze als Jurist“, sagt Frank Walter.
 

Der Polizist schaut fassungslos und schüttelt den Kopf. „Das hat mir noch niemand gesagt. Aber wenn Sie wollen, nehme ich halt den Fall auf. Wie heißen Sie?“


Nachdem er das Protokoll fertiggestellt hat, sagt er: „Das macht dann 150 Euro.“


„Was soll das heißen? Wir sollen 150 Euro bezahlen?“


„Genau, das ist das Bußgeld für Ihren Ordnungsverstoß.“
 

„Aber das darf doch nur erhoben werden, wenn die Polizei ihn festgestellt hat, als Aufwandsentschädigung gewissermaßen.“


„Da täuschen Sie sich. Es ist fällig, wenn die Polizei von ihm erfährt.“


„Das ist ja noch schöner. Wir nehmen Ihnen die Arbeit ab und dafür sollen wir noch blechen!“
 

Der Polizist nimmt einen Schluck Kaffee. „Mist, jetzt ist der auch noch kalt geworden. Alles wegen Ihrer Anzeige. Zahlen Sie jetzt, damit wir endlich zum Schluss kommen.“


„Wir denken nicht daran. Vielleicht haben wir uns nur vermessen und es war ein Meter einundfünfzig.“


„Wollen Sie auf einmal leugnen, zu nahe nebeneinander gesessen zu haben. Es bleibt dabei, er war ein Meter vierzig.“


„Das müssen Sie uns erst mal nachweisen.“


„Also was jetzt, zahlen Sie oder nicht.“


„Nein!“


„Gut, dann kriegen Sie den Bußgeldbescheid eben zugeschickt.“


„Das können Sie machen. Sie hören dann von unserem Anwalt.“


Wütend verlassen Elke und Frank Walter die Polizeistation. „So ein Kretin, unterstellt uns eine Ordnungswidrigkeit, einfach unverschämt. Jetzt brauche ich ein Fischfilet mit feiner Sahne, dann vergesse ich den Ärger schneller.“


„Aber Frank Walter, du weißt doch, dein Magen …“


„Nein, Elke sag nichts, ich brauche ein leckeres Fischfilet mit viel feiner Sahne, das wird mir gut tun.“

*PPQ.li-Leser Sauer


9 Kommentare:

Der lachende Mann hat gesagt…

Unter Ihrem Niveau, PPQ!

Anonym hat gesagt…

In der Tat. Unseren Präsidenten als verkalkten Wirrkopf darzustellen, geht gar nicht. Und bitte nicht mit Satire herausreden.

Die Anmerkung hat gesagt…

Fefe hat wieder dieses Zeug getrunken, von dem er bisher nicht verraten hat, was das ist.

Der heilige Fernsehrat des ZDF ist bei ihm ganz knapp an der Katastrophe vorbeigegangen
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http://blog.fefe.de/?ts=9e499489

Ja gut, demokratischen Anforderungen genügt die Wahl nicht, aber immerhin ist sie nicht so eine korrupte Kungelei wie das Parlament!!1!

Die Anmerkung hat gesagt…

Das kam doch von Sauer.

@anonym

>> In der Tat. Unseren Präsidenten als verkalkten Wirrkopf darzustellen, geht gar nicht.

Finde den Fehler in der Tat.

Jodel hat gesagt…

Der Polizist hätte als fairen Kompromiss nur die Hälfte verlangen sollen. Unsere Gesetze weisen heutzutage ja eine gewisse Dehnungsfähigkeit und Verhandelbarkeit auf. Diese gute
Sitte sollte doch auch bei Bußgeldbescheiden gelten.
Deutschland ändert sich und wir sollten uns alle darüber freuen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Kann man dem armen Burschen nicht ein wenig unter die Arme greifen? Der muß den Kampf gegen die landeseigene braune Brut ganz alleine stemmen. Warum hilft dem niemand?
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Vor Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Haseloff fühlt sich im Kampf gegen AfD alleine gelassen

https://snanews.de/20210602/haseloff-afd-2349868.html

ppq hat gesagt…

der war zu schade, um im kommentarbereich zu versauern

ppq hat gesagt…

ich finde es sehr possierlich, dass sich hier jemand so engagiert an ppq.li abarbeitet. andererseits aber auch traurig. hast du kein eigenes leben?

Anonym hat gesagt…

Ehrwürdiger Blogwart, traurig ja, possierlich aber unbedingt nein. Sogar bei Le Penseur, der ihn abserviert hatte, tauchte er kürzlich einmal wieder auf, stark schaumgebremst natürlich.
Es heißt zwar, daß ein Ratschlag auch - irgendwie - ein Schlag wäre, aber dennoch: Gudd riddänß for bäd rabbisch.

Nun war ich nur Onbaschi / Desatnik in der NVA, aber, vom Wabbeln mit der Roten Grütze abgesehen, Grundlagen de psychologischen Kriegsführung hatten sogar wir in der theoretischen Ausbildung.