Mittwoch, 12. Januar 2022

Infektionstrends: Der Westen wählt Corona

Klare Korrelation: Wie jemand wählt, so hat er Corona.

In Sachsen waren Impfskepsis und Misstrauen gegenüber den staatlichen Maßnahmen ganz besonders verwurzelt. Die Quittung bekamen die Menschen dort ebenso wie ihre Nachbarn in Thüringen stante pede: Kaum kam der Herbst, kaum sanken die Temperaturen, rückten die Reporterteams aus Berlin, München und Hamburg aus, um die Ursachen dafür zu finden, dass die Infektionszahlen ausgerechnet  in den ostdeutschen Bundesländern in die Höhe schossen. Es war wie im Klimafebruar 21, als bestimmte Regionen des Landes von einem wahren Corona-Hammer getroffen worden waren.  

Eine sächsische Krise

Eine "sächsische Krise" entdeckte der "Spiegel" zwischen Zwickau und Zittau, für die es bis ins ebenso betroffene Bayern naheliegende Gründe gab. Auffällig war die Korrelation mit den Wahlergebnissen der AfD - wo die Schwefelpartei viele Wähler*innen hat, dort sind die Infektionszahlen höher als anderswo. In Stollberg im Erzgebirge, "ein außerhalb Sachsens eher unbekanntes Städtchen" (Spiegel), sei die Sieben-Tage-Inzidenz auf sagenhafte 1.204 Fälle pro 100.000 Einwohner gestiegen - bei einem damals noch getltenden "offizielle Grenzwert" (Spiegel) von 50. Und das, obwohl Stollberg nach Jahren der Abwanderung nur noch knapp über 11.000 Einwohner hat!

Diesmal aber kein Corona-Wunder der kreativen Querrechnung, sondern "beileibe kein Einzelfall". Ganz Sachsen war Hochrisikogebiet, verseucht und mit Inzidenzwerten von 400, 550 und 600. Aber warum Sachsen? Und warum Thüringen? Und warum überhaupt der Osten? Wirkt das Topfen nach, die Stasi, die SED-Herrschaft, die Misstrauen gesät hat, das dem Bundestag bis heute nachschleicht? 

Die meisten Leugner sind am meisten krank

Die "Sächsische Zeitung" jedenfalls fand heraus, dass es in Sachsen die meisten „Corona-Leugner“ gebe. Der Leipziger Historiker und Politologe Michael Lühmann, der sein Demokratie-Praktikum eigenen Angaben zufolge als Neunjähriger bei den Montagsdemos in Leipzig absolvierte, erklärte, dass in Sachsen "Renitenz und Protest seit Jahren gereift" seien. Und der Thüringer CDU-Politiker Mario Voigt zeigte mit dem Finger auf die, die verantwortlich waren: "Die AfD hat indirekt Menschenleben auf dem Gewissen". 
 
Gesinnung stand gegen Gesundung. Bockigkeit und ostdeutscher Starrsinn sorgten für eine Notlage auf den deutschen Intensivstationen. Statt Neustart Kultur Neustart der alten Diskussion um die Triage, ausgelöst durch "Rechtsextremisten", die in Sachsen traditionell "ihre Hochburg" (Spiegel) haben. Der Soziologe Matthias Quent, Direktor der Antonio-Amadeu-Ausgründung "Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft" (IDZ) in Jena, sah einen "starken und höchstsignifikanten Zusammenhang zwischen Coronainzidenz und dem Bundestagswahlergebnis" bis hinüber nach Bayern, das zwar als demokratisiert gilt, diese Freiheit aber in manchen Regionen auch missbraucht. Der bayerische Landkreis Regen etwa, fanden die pfiffige "Spiegel"-Reporter heraus, sei ebenfalls "nicht nur ein Corona-Hotspot mit extrem hohen Infektionszahlen - sondern auch eine AfD-Hochburg". 

Bremer Sonderweg in Hamburg und Berlin

Das lässt sich von Bremen so leider nicht sagen. Hier kam die AfD zuletzt auf gerade mal 6,6 Prozent der Stimmen. Dennoch steht die Hansestadt nun bereits seit Tagen unangefochten an der Spitze der deutschen Inzidenzhitparade: Mit aktuell 1.028 Infektionen pro 100.000 Einwohner erreicht Bremen geradezu erzgebirgische Werte. Wie auch Berlin, das eine Inzidenz von 700 aufweist, obwohl nicht einmal jeder 10. Hauptstädter sein Kreuz bei der AfD machte. Und wie Hamburg, das auf knapp 600 Ansteckungen pro 100.000 Bürger kommt. Obwohl die AfD hier bei der Bundestagswahl mit 5,4 Prozent förmlich abgestraft worden war.

Ein Rätsel, denn gleichzeitig liegen Sachsen und Thüringen nun auf den Ansteckungsplätzen 10 und 11, deutlich hinter Maßnahmen-Musterschülerländern wie Schleswig-Holstein und Hessen. Einen Zusammenhang von allem mit allem, von Wahlergebnissen und Infektionsraten, von Ost und West, Leugungskoeffizienten und Schwurbellatenz gibt es allerdings mittlerweile nicht mehr. Seltsam ursachenlos durchseuchen sich die Bundesländern, die den afd-durchseuchten Landesteilen eben noch als Sonne der Zuversicht gelten sollten. Wählst du nur anders, bleibst du gesund!
 

Höchstsignifikanter Zusammenhang

 
Dieser "starke und höchstsignifikante Zusammenhang" (Quent) zwischen Corona-Notlage und AfD-Wahlerfolgen ist geschwunden als habe seine Beschwörung durch den Leiter der "Forschungsstelle gegen Menschenfeindlichkeit" ihn für alle Zeiten gebannt. Eben noch selbst "von der Stärke des Effektes überrascht" (Quent) und landauf, landab in allen Blättern, auf allen Sendern, in jedem Newsportal zitiert, kann die Berechnung nun nicht mehr nur nicht "die Ursache des Zusammenhangs aufklären", sondern nicht einmal mehr eine Korrelation als Kausalität ausgeben. 
 
Die Debatte über den Einfluss der AfD auf das Infektionsgeschehen, eben noch von einer Heerschar an hervorragend ausbildeten, hochbezahlten und engagierten Spökenkiekern geführt als käme es darauf noch an, ist plötzlich und wenig überraschend verebbt. Es gibt nun keinerlei Indizien mehr, die auf eine Mitverantwortung etwa der in Bremen recht beliebten SPD, der in Hamburg so erfolgreichen Grünen oder der in Berlin weit vor der AfD liegenden Linkspartei hindeutet. 
 
Das "Möglichkeitsfenster" (IDZ), in dem einzelnen Parteien direkt "Menschenleben" auf den Gewissenszettel geschrieben werden konnten, es hat sich geschlossen. Für die Rekordinzidenzen im Norden und die galoppierende Ansteckungswelle in der Hauptstadt gibt es keine Erklärung. Oder jedenfalls keine, die irgendwem nützlich zu sein scheint.

14 Kommentare:

Sauer hat gesagt…

Die hohen Inzidenzen in Bremen, Hamburg und Berlin sind ein Beleg für das innige Verhältnis der Bevölkerung mit rot/grün und der jetzigen Bundesregierung. Scholz und seine Frauen brauchen Infizierte in rauhen Mengen, um den Impfzwang begründen und durchsetzen zu können. Die Leute in Bremen etc. fühlen diese Notwendigkeit, sie lesen sie aus dem sorgenvollen Gesicht des Kanzlers ab und sorgen sich ihrerseits, Scholz und Charlotte Lauterbach könnten an der Immunität der Hammel in Sachsen, Thüringen und sonstigen rückständigen Gebieten scheiterten. Welche Hoffnungen mit dem Scheitern begraben werden müßten! Was sollte aus dem Energiephilosophen Habeck und seiner Klimarettung werden? Um dieses Fiasko abzuwenden, strömen die Fans der Regierung in Scharen zu den Impfstellen, um sich anstecken zu lassen, denn sie haben irgendwie instinktiv bäuchlings gespürt, wo geimpft wird, wird auch infiziert. Also tun sie ihre Pflicht und retten die Frauschaft von Scholz. Wir merken uns: Die hohen Inzidenzen sind eine Folge der Treue und Liebe der Bremer etc. zu SPD und Grünen. Sie tun, was sie verstandesmäßig nicht müßten, aber triebhaft nicht lassen können.

Anonym hat gesagt…

Ohne die AfD in Sachsen wäre das Virus in Deutschland schon ausgerottet! Sachsen hat Deutschland angesteckt!!

Mit sozialistischem Gruß
Karl

Jodel hat gesagt…

Wahlergebnis hin oder her, ich würde schon darauf tippen, dass diese perfide AfD irgendwie doch Schuld an den Inzidenzen in Bremen, Berlin und Hamburg ist. Warum, ist noch nicht ganz klar, aber hier wird sich schon noch ein Faktenfuchs finden, der das Ganze hieb- und stichfest nachweisen wird. Wer soll auch sonst Schuld haben? Alle mit der Seuche betrauten Regierungsinstanzen haben doch von Anfang an alles vorbildlichst komplett richtig gemacht.

Außerdem ergibt sich sich die Erbschuld der AfD schon zwangsläufig daraus, dass die Schwefelpartei an allen Grundübeln weltweit volle Alleinschuld trägt. Würden diese Unbelehrbaren sich morgen in alle Winde zerstreuen, könnte unser bisher geschundener Planet endlich zum Paradies für alle Menschen, Tiere und Pflanzen werden.

ppq hat gesagt…

die kolleg*innen sind dran. wäre doch gelacht, wenn sich das geschehen in bremen nicht auf die wahren verursacher zurückführen ließe

Sauer hat gesagt…

Hast du dich erst mal infiziert,
bist du durch die Impfung angeschmiert.
Dein Immunsystem ist dann stark beschmutzt,
was nun das Virus weidlich nutzt,

deinen Körper weit zu überschwemmen,
und in ihm genüßlich schlemmen.
Bald bist du gar schlimm erkrankt,
der Impfung und Biontech seien gedankt.

Anonym hat gesagt…

Hat man den Fix von Biontech
ist nicht die Virengefahr wech
Stattdessen macht zuschanden
Das Virus den Probanden
Denn das Zeug ist der letzte Gen-Drech


@Sauer
Metrik?!

Anonym hat gesagt…

Ach du meine Güte, jetzt dichten sie hier auch noch, bzw. versuchen es.

War das ungereimte Gestammel nicht schon genug geistige Bankrotterklärung?



Anonym hat gesagt…

@anon
Gemäß Reimdurchsetzungsgesetz
Machen wir das jetz

ppq hat gesagt…

@anonymer dichtungsfeind: nur weil du es nicht kannst, wird der mitmachcharakter der poetenstunde nicht abgeschafft

Anonym hat gesagt…

@ ppq

Wer kindisch holprige Reimversuche lächerlich findet, ist kein Dichtungsfeind.

Ganz im Gegenteil, denn der will die Dichtung vor infantilem Dilettantismus schützen.

Schließlich sind wir das Volk der Dichter und Denker und nicht das der Richter und Henker.

Und woher weißt du überhaupt, ich könne es nicht?

Wieder mal so ein typischer Anfall von schnodderiger Überheblichkeit?

ppq hat gesagt…

ist er nicht, aber er muss damit leben, dafür gehalten zu werden. der bitterfelder weg steht jedem offen und kunst darf alles, auch schlecht sein

Anonym hat gesagt…

>Und woher weißt du überhaupt, ich könne es nicht?

Schreib einen Limerick über Corona (aber einen guten) oder schweige für immer.

Anonym hat gesagt…

Ein jüngerer Koch aus Bingen
tat gerne mit Eisbären ringen.
Er schrie: Wenn die Tatzen
den Buckel mir kratzen,
dann hör'ich die Engelein singen!

Eingeräumt, ist nicht zum Thema. Aber der schönste Limerick, der mir unterkam.

Sauer hat gesagt…

@ Anonym: Ein schöner Limerick. Hier ein Versuch meinerseits:

Ein Mann aus Verona
haßte zutiefst Corona.
Er ging nach Berlin,
da raffte es ihn hin
und zwar in persona.