Sonntag, 21. Mai 2023

Letzte Generation: Wo kleben sie denn

Letzter Aufschlag: Mit Farbanschlägen auf Hersteller von besonders nachhaltigen Produkten verabschiedete sich die Letzte Generation von der Öffentlichkeit.

Nackt im Wind, mit Farbe vollgeschmiert, die Gesichter wie gelähmt, so klebten sie in Rom, so sudelten sie in Berlin, so marschierte der traurige Zug durch Hamburg. Die Letzte Generation, eine Schar von kampfgewillten Klima-Avantgardisten, steckt knapp zwei Jahre nach ihrem ersten Auftauchen in einer tiefen und existenziellen Krise. Was damals anfing mit einem aufsehenerregenden Hungerstreik bis zum Tode, den einige zu beinahe allem entschlossene Aktivisten erst abbrachen, als der kleine Hunger kam, hat seinen ersten Boom hinter sich. Der Sensationswert von Bürgerkindern, die sich auf Straßen kleben, hat sich verbraucht. Die Enthüllungen über die Finanzierung der Klebebewegung sind durchgerauscht. Selbst der Zorn von Autofahrern und die ersten Gerichtsurteile taugen nicht mehr als Nachrichtenstoff.

Ein traurige Minderheit

Sie kleben schon noch, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Klebe-Opfer der jungen und sich selbst junggeblieben findenden Aktivisten findet kein Publikum mehr in diesem eisig kalten, nassen Mai der ausbleibenden Erderwärmung. Wie zuvor schon die selbsternannten Widerstandsbewegungen Occupy Wallstreet, Fridays for Future und Extinction Rebellion kratzt nun auch die Last Generation nur noch leise durch die Auslaufrille. Die gefühlte Bedrohung durch die Kipppunkte, die Klimaziele und die Erderhitzung, an die Mitgliederinnen und Mitglieder der militanten Bewegung glauben, ist heute höher als am Tag, als die Ersten der Letzten vor dem Reichstag in Berlin die ersten paar Mahlzeiten ihres Lebens ausließen. Doch der "Bachelor", eine RTL-Sendereihe, die direkt auf Klimasünder und -leugner zugeschnitten ist, erzielt deutlich höhere Reichweiten.

Es ist ein ein trauriges Ende der bislang völlig erfolglosen Bemühungen, die Bundesregierung zu einem sofortigen Tritt aufs Klimabremspeadal zu veranlassen. Der Vollstopp für die eigene Zukunft, von der "Letzten Generation" aus puren Eigeninteresse gefordert, er verwandelte sich erst in Ultimaten zur Einführung billiger Fahrscheine und zusätzlicher Verbote. Dann wurde daraus ein Bauchladen an Befindlichkeitsverlangen, formuliert von einer Generation, die keine Ahnung von Zusammenhängen und keinen Schimmer von Realität oder Geschichte hat. Aber eine gefühlte "Scheißangst" (LG) für ausreichend hält, der Mehrheit der Älteren vorzuschreiben, wie sie zu leben hat, damit das Bett für die Erben immer schön gemacht und der Kühlschrank wohlgefüllt bleibt. 

Rebellen im Rahmen der Gesetze

Sie waren nie die Mehrheit, sie waren nicht einmal eine große Minderheit und oder repräsentierten wie Fridays for Future für einen klitzekleinen Moment den Teil der Jugend, der sich im Rahmen der Gesetze und Vorschriften für rebellisch hält. Die Letzte Generation spielte von Anfang an allein auf der  Klaviatur der Medienorgel: Sie waren die ersten, die ihre Jeans nicht mehr selbst zerreißen musste, weil das kleine Kinder in Asien für sie erledigten, sie waren die Pioniere, die nur noch Nasenringe aus klimafrei gefördertem Silber trugen, und ihnen gelang sogar das Kunststück, dafür gelobt zu werden, dass sie die Schule schwänzten. Die Nachhaltigkeit aber, die sie stellvertretend für alle anderen als Ziel für die gesamte Gesellschaft formuliert haben, geht ihnen ab, weil außer dem Weg in die Radikalisierung nur noch der in die Bedeutungslosigkeit offensteht.

Niemanden interessiert das mehr, denn kein vernünftiger Mensch, der mit Robin Hood, dem Räuber Hotzenplotz und Stülpner-Karl großgeworden ist, glaubt einer Rebellengeneration, die nicht gegen Staat und Obrigkeit aufsteht, sondern sich selbst von Anfang an als Staat und Obrigkeit im Wartestand kurz vor der Machtübernahme gesehen hat. Die ersten Ratgeber tauchen auf, die die Verwandlung der Bewegung in einer co2-neutrale Klima-RAF verlangen, die zwar nicht bomben und schießen, das saturierte Bürgertum aus Kleinfamilienhausbesitzern, Fernreisefreunden und Gasheizern aber mit neuen, schockierenden Aktionsformen aufschrecken soll. Andere Analysten beschwören hingegen noch die Bedeutung der ganz kleinen Gruppe von Berufsprotestlern: Zumindest verglichen mit Fridays for Future, einer vollkommen verschwundenen Aufwallung, generiere die "Last Generation" noch immer mehr Aufmerksamkeit. Womöglich auch, weil weniger nicht geht.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

warum ist Gutschi jetzt besonders klimaböse ?

https://www.gucci.com/de/de/ca/children-c-children

ein Blick auf die Internetzseite verrät : Gutschi verkauft asiatische Roboterkinder die beispielsweise den rasen mähen oder den Keller aufräumen . Ich kann da jetzt keine Klimasünde erkennen - das Produkt ist nachhaltig , nett , freundlich und demokratisch

Anonym hat gesagt…

...und achtsam ...

Anonym hat gesagt…

Warum nicht unter sich bleiben? Siehe Danisch. Was für ein Vollklops uns' Hadmut zuweilen ist.

Anonym hat gesagt…

"Die Banditen rotten sich gegenseitig aus, wo gibt's denn so was!"
Hauptmann Kutschera