Freitag, 25. August 2023

Klimagerecht Bauen: Wohnen in Windeln

Um mit Windeln zu bauen, braucht es mehr Babys
Um das Wohnungsbauprogramm auf Windelbasis fortsetzen zu können, benötigt Deutschland künftig etwa 400 Mal mehr Babys.

Sand wird knapp, Beton ist teuer und umweltschädlich, Holz wird im Wald und für den Pellettofen gebraucht. Gleichzeitig leidet Deutschland natürlich unter wachsender Wohnungsnot, weil immer mehr Ältere und Alte sich weigern, ihre viel zu großen Gründerzeitappartments mit handpolierter Diele und Wärmepumpe zugunsten junger Familien mit vielen Kindern aufzugeben. Es muss gebaut werden, mit wenigstens 400.000 neuen Wohnungen will die Bundesregierung die Landschaft künftig zersiedeln und versiegeln. Ein Ziel, das bisher illusorisch schien, weil es nicht nur an Fachkräften, sondern eben auch an Baumaterial fehlte, das zudem immer teurer wird.

Eine Forschungsgruppe um Siswanti Zuraida von der Universität Kitakyushu in Japan hat nun aber im Fachmagazin "Scientific Reports" eine rettende Studie vorgestellt, die einen überraschenden Ausweg aus der Kalamität aufzeigt. Gebrauchte Windeln können danach die bisher gebräuchlichen Baumaterialien im Wohnungsbau ersetzen. Eine nur auf den ersten Blick bizarre Idee, die aber, so die Forscher, wertvolle Rohstoffe einsparen und dadurch die Umwelt entlasten würde. Besser geht es nicht: Seit die nach einer simplen Kochwäsche wiederverwendbare Baumwollwindel von der Industrie durch Wegwerfwindeln ersetzt wurde, landen allein in Deutschland bei  96 Millionen Kilogramm. Das sind umgerechnet 96.000 Tonnen - eine Menge an Material, aus der sich etwa 900 komplette Einfamilienhäuser errichten ließen.

Euphorische Erfolgsmeldungen

Entsprechend euphorisch begrüßten deutsche Medien die Nachricht vom überraschenden Erfolg der japanischen Wissenschaftler auf der Suche nach umweltfreundlichen Baumaterialien. Da die neue Generation von Windelhäusern nicht komplett aus Abfallwindeln errichtet werden soll, reicht der deutsche Windelberg sogar noch für weitaus mehr Gebäude: Gewaschen, desinfiziert und geschreddert können Windeln zumindest in einstöckigen Häusern bis zu 27 Prozent des Sands im Beton und bis zu 40 Prozent des Sands im Mörtel ersetzen - zumindest nach den zugrundegelegten Bauvorschriften in Indonesien. Daraus ergibt sich ein durchschnittlicher Windelanteil von bis zu 30 Prozent, so dass der deutsche Windelberg für knapp 3.000 Einfamilienhäuser der bisher üblichen Abmaße ausreichen würden. Noch mehr würden es werden, schrumpft die Größe der Bauten auf ein klimaverträgliches Maß.

Für die Mülldeponien, auf denen die Windeln bisher landen, eine spürbare Entlastung, für den Wohnungsmarkt ein Baubooster. Tests zufolge ist ein Windelanteil von zehn Prozent völlig unbedenklich, in gemauerten, nicht tragenden Wänden kann der Windelanteil im Mörtel sogar bis auf 40 Prozent steigen.  Zuraida und Kollegen errechneten, dass für ein 36 Quadratmeter großes Haus mit einem Baumaterialbedarf von etwa 23 Kubikmetern bis zu 1,73 Kubikmeter Windelabfall eingesetzt werden könnten. 36 Quadratmeter Wohnfläche gelten als das Orientierungsmaß für das klimaverträgliche Wohnen der Zukunft. Die eher kompakte Größe erlaubt es nicht nur, mehr Wohnungen zu bauen, sondern auch, nach der Fertigstellung Heizenergie, Reinigungsmittel und Möblierung einzusparen. 

Kleiner und aus Altmaterial

Nachdem zuletzt in Deutschland nur rund 75.000 Baugenehmigungen für neu zu errichtende Wohnungen in einem ganzen Quartal erteilt wurden, ein Rückgang von 30,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, richten sich nun viele Hoffnung auf eine schnelle Genehmigung der Verwendung des neuen, günstigen und umweltfreundlichen Baustoffes zur Entlastung der von steigenden Preisen geplagten Bauherren, unter denen Untersuchungen zufolge vor allem  Menschen mit niedrigem Einkommen leiden. 

Um die im staatlichen Wohnungsbauprogramm zur Lösung der Wohnungsfrage als soziales Problem von der Bundesregierung gesetzte Zielmarke von 400.000 fertigzustellenden Wohnungen pro Jahr zu erreichen, braucht es allerdings noch mehr: Die seit Jahren sinkende Zahl an Geburten limitiert derzeit noch die Versorgungslage bei Gebrauchtwindeln, eine Selbstversorgung Deutschlands mit benutzten Windeln liegt derzeit in weiter Ferne. Zum Erreichen der Bundesbauziele würden etwa 400 Mal mehr Gebrauchtwindeln benötigt als derzeit zur Verfügung stehen. Unter Umständen müsste Deutschland hier zum Importland werden.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

In all den Berechnungen wurden aber die in Altenheimen anfallenden Erwachsenenwindeln nicht mit eingerechnet. Somit stellen die sinkenden Geburtenraten kein Problem dar, da der Anteil der Alten an der bunten Bevölkerung steigt. Endlich haben die sonst so Nutzlosen wieder einen wichtigen Beitrag beim Aufbau unserer neuen Gesellschaft.

Anonym hat gesagt…

Wiedermal danke, DPA.
Wir ziehen also nach Indonesien oder übernehmen indonesische Baunormen, ganz bunt und global.
Und je mehr Babies, desto mehr Baumaterial. Es ist ein selbsthaltendes System.

Man kann übrigens Häuser auch aus Wellblech und Lehm bauen, wenn man traditionelle afrikanische Baunormen übernimmt, es ist ein weites Feld.

Das Blech bei Autos kann man auch durch mit Kunstharz verpresstes Fasermaterial ersetzen. Wir haben da gewisse Erfahrung. Das geht mit geschredderten Windeln sicher genauso gut.

Anonym hat gesagt…

OT Atomalarm bei Fefe

Fefe:
Aus der beliebten Reihe "Politiker isst gefährliches Essen als PR-Stunt", heute: Der US-Botschafter in Japan isst Fukushima-Fisch.


Und aus der beliebten Reihe 'wir benutzen Google':
https://www.reuters.com/world/asia-pacific/japan-set-release-fukushima-water-amid-criticism-seafood-import-bans-2023-08-23
...up to 63 becquerels of tritium per litre...

Uh, wie schlimm! Wie schlimm?
die Kalium-40-Aktivität des menschlichen Körpers etwa zwischen 40 und 60 Becquerel pro Kilogramm Körpergewicht.
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/einfuehrung/einfuehrung.html

Anonym hat gesagt…

ich bin ja eher für Bettong und Klinker , Gasbetong und Doppel-T-Träger usw .

Anonym hat gesagt…

Vieleicht ist es dann bei Erdbeben nicht so hart wenn es einstürzt? Es soll ja in Indonesien schon ab und zu mal Erdbeben geben.