Dienstag, 26. Dezember 2023

Bilder des Jahres: Die tollkühnen Männer in ihren sinkenden Kisten

Drei Männer, ein Weg: Im Stil des großen Monet hat Kümram die Köpfe der Ampel für die Geschichtsbücher gemalt.

Es sind nicht die sagenumwobenen "fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste", die der junge Maler Kümram im Rahmen seiner bedeutsamen Arbeit an der Serie "Bilder des Jahres" auf die Leinwand gebracht hat. Drei Schatten nur sind zu sehen, verwischt und verhuscht im Stil des großen Claude Monet, der neben Getreideschobern, Pappeln, Feldern und Kathedralen auch immer wieder Menschengruppen im Grünen gemalt hatte. Das bei dem Franzosen, der an einer Farbschwäche litt, immer eher blau aussah und ohne Gesichter auskommen musste, weil Monet schon seit seiner Schulzeit auf der Malerakademie keine Nasen konnte.

Details spielen keine Rolle

Mindestens so talentiert, aber ohne die Limitierungen des alten Meisters, hat Kümram mit Absicht auf kräftige Farben verzichtet und seinem Gemälde viel Weißraum spendiert. Nur die Silhouetten der drei Führer des deutschen Volkes und seiner Gäste sind zu sehen, nicht ihre Assistenten und Berater, nicht ihre Dienstwagen, weder der allradgetriebene Mercedes S680 Guard von Bundeskanzler Olaf Scholz, noch das von einem durstigen V12-Benziner angetriebene Klimamodell von Klimaminister Robert Habeck, das nach Angaben des Herstellers auf 100 Kilometern 442 Gramm CO2 in die Luft bläst. Details sollen auf dem Gemälde wie im wirklichen Leben keine Rolle spielen. Die Wirklichkeit, sie umgibt diese drei Herren,. zwei mit Binder, einer bereits befreit davon. Aber sie vermag nicht auf sie einzuwirken, denn sie leben in einem luftleeren Raum aus eigenen Vorstellungen und Wünschen.

"Drei Männer im Tee" hat der humoristisch begabte junge Maler die Darstellung genannt, die nicht nur das letzte, sondern die beiden letzten Jahre der Ampelkoalition illustrieren soll. "Inoffiziell", sagt er allerdings, "nenne ich es ,Die tollkühnen Männer in ihren sinkenden Kisten'". Ein uralter Filmtitel, der von einer Zeit handelt, in der die noch glaubten, eines Tages fliegen zu können, ohne zu ahnen, dass dieser Tag der sein wird, an dem Kerosinsteuern eingeführt  und dann Tag für Tag erhöht werden.

Perfekt getroffen

Kümram hat die Verantwortlichen alle drei perfekt getroffen. Den früheren Liberalen, der als Finanzminister die höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten seiner Kasse begrüßt und deshalb veranlasst deshalb die größte Steuererhöhung der letzten 20 Jahre veranlassen musste. Der Kanzler, die kleinste, aber zentrale Gestalt, vom Wind der umgebenden Wirklichkeit an den Rändern weggeblasen wie seine beiden Kollegen, und doch Mittelpunkt dieses Triumvirats der Traurigkeit. 

Dieser auch auf dem Bild gesichtslose Mann ist ein früherer Arbeiterführer, der nun die alte Tradition seiner Partei fortsetzt, die zu verraten, die am treuesten an ihn glauben. Großgewachsen, aber nachlässig gekleidet steht der dritte im Bunde ganz links außen: Ein hübscher, kerniger Kerl, dank seines von den vielen Sorgen angegrauten Haarschopfes eine Art George Clooney der deutschen Politik. Grün ist das Herz geblieben, weshalb der Mann, der einst als Öko-Kämpfer antrat, Deutschland und die Welt aus der Klima-Todeszone zu führen, kaum im Amt das Hochfahren der Kohlekraftwerke verfügte.

Keine kräftigen Farben

Dass es keine kräftigen Farben gibt in dieser Komposition, dass alles wegzufliegen scheint und niemand etwas dagegen tut, ist der Kern der Botschaft, die dieses Gemälde dem Betrachter zumutet. "Ich wollte die Schwäche zeigen, die diese drei so verschiedenen Männer vereint", erklärt Kümram. Einer habe die Hände in den Taschen. Die werde er herausnehmen, sobald er stürze. Einer hat das Jackett offen. Einer stellt den rechten Fuß vor. Die kränkliche Blässe, die sein Werk durchziehe, solle still wirken, sagt der Maler, der einst mit seinen gezeichneten Hymnen auf die damalige Kanzlerin Angela Merkel bekannt wurde. Für den fehlenden Hintergrund habe er sich entschieden, weil nicht die Mode habe mitmachen wollen, "die drei als Totengräber auf einem Friedhof oder vor einer Trümmerlandschaft zu zeigen".

Kümrad steht für eine Art Malerei, der es wichtig ist, dass der Betrachter seine eigenen Schlüsse ziehen kann . "Wenn man mein Bild grob einteilen will, kann man es in drei Abschnitte unterteilen", hilft er dennoch bereitwillig beim Verständnis. Da sei der goldene Schnitt, der den Kanzlernden leicht zu seinem Finanzminister rückt, beide mit Binder, beide mit dem Blick nach rechts, wo die größte Gefahr für das Gemeinwesen lauert. Der berühmte Dritte Mann aber setzt sich ab, ein Hippie, der von der Mitte aus gesehen linkst steht, aus eigener Sicht aber weit rechts. Dieser Abschnitt des Bildes verläuft deutlich aus dem Bildmittelpunkt und schließt mit der linken Hälfte des Horizonts bündig ab. Weiter außen ist nur die Wand, radikal symbolisiert von einem barocken Rahmen, den Kümram auch schon seinem großen Lang-Porträt spendiert hat.

Ein Bild ohne Sonne

Es gibt keine Sonne in dieser Komposition, aber ihre warmen Farben sind zu sehen. Als würden die schwarzen, düsteren Anzüge der drei Weltenlenker von innen glühen, hat Kümram leuchtende Punkte über sie verteilt. Doch da geht nichts auf, das geht alles unter: Das Halo um die Beine des Finanzministers zeigt, dass das Licht von einem Sonnenuntergang spendiert wird. Nachforschungen seines Galeristen führten sogar zu einem konkreten Datum, an dem Kümram, der selbst nicht Buch führt, diese Teile seines Werkes schuf: Der 16. November, um 7:35 Uhr, 30 Minuten nach Tagesanbruch. Zwei Tage nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur erforderlichen Einhaltung des Grundgesetzes.

Kümram war damals auf Reisen, er hauste in einem heruntergekommenen Hotelzimmer am Quai de Southampton, noch ohne zu ahnen, dass der Tag zuvor einen wirklichen Wendepunkt in der deutschen Geschichte der Zeitenwenden darstellen würde. Seine ikonisches Triptychon, aus CO2-Sparsamkeitsgründen auf eine einzige Leinwand gemalt, tritt dem aufmerksamen Betrachter als Menetekel entgegen, das aus Unwissen schöpft: Die Farben wechseln scheinbar willkürlich, als wären sie Regierungsbeschlüsse. Die Anführer haben nichts miteinander gemein, außer, dass sie nichts miteinander gemein haben. Die Vergangenheit, hinten im Bild, ist leer, die Zukunft verschwommen und je näher sie rückt, desto unschärfer ist sie zu sehen.


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