Mittwoch, 29. Mai 2024

Konjunktur für Nazizeichen: Faszination mit Haken

Der deutsche Hang zu Hitlers Hakenkreuz sucht beständig nach Anlass.

Es braucht nicht einmal einen Anlass. Es ist da, es taucht auf wie Nessi aus dem Sommerloch, ein Zeichen, das für alles steht, ohne noch für irgendetwas stehen zu müssen. Das Hakenkreuz, vor 100 Jahren aus Asien importiert und zum Signet einer Völkermörderbande erklärt, hat das Ende von Hitlers "Bewegung" nicht nur überlebt. Es ist auch wirkungsmächtiger als es jemals war, seit die Soldaten der Sowjetarmee bei einem Fototermin die rote Fahne den Reichstag pflanzten.  

All das Grundgesetz-Gebimmel

Eben erst konnte das frühere Nachrichtenmagazin nicht anders. Um zu illustrieren, dass Schwarz, Rot und Gold und all das Grundgesetz-Gebimmel den alten Nazikram allenfalls notdürftig abdecken, entschied sich die Redaktion, ein Titelbild von 1977 noch einmal aufs Cover zu heben. "Nichts gelernt?" lautete die Zeile, das Fragezeichen aber war nur auf Rat der Unternehmensanwälte platziert worden. Niemand hat hier nichts gelernt und keiner die Absicht, sich an das offizielle Verbot zu halten, das wegen der Verwendung "von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" bestraft, wer "im Inland Kennzeichen einer der in § 86 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 oder Absatz 2 bezeichneten Parteien oder Vereinigungen verbreitet oder öffentlich verwendet".

Sektsänger und Parolenchor

Der "Spiegel" warnt natürlich, er zeigt deshalb gar nicht, was zu sehen ist. Es handelt sich um ein Bildungsangebot für die, die es bisher nicht mitbekommen haben. Und der "Stern", ehemals eine konkurrierende Illustrierte, kann da nicht mutlos danebenstehen. Die Sylter Sektsänger und ihr Parolenchor bieten den passenden Anlass, zurück zu hakenkreuzen: "Die Champagner-Nazis" (Stern) von der Waterkant erlauben dem Magazin für erfundene Geschichte, was es sich bei seinen berühmten "Hitlertagebüchern" nicht gewagt hatte. Damals musste ein Foto von Hitlers Kladden reichen, mit dem original falschen "FH" wie "Führer Hitler" vorn drauf. In genau der altdeutschen Schrift, die die Nazis verboten hatten. 

Heute ist ein Kreuz im Sektkelch des "Stern", der Grusel prickelnd frisch nach all den Jahren. Es spricht eine tiefe und offenbar unstillbare Sehnsucht nach machtvollen "Zeichen" aus der unendlichen und nie ermüdenden Beschäftigung mit der Swastika. Ein "Faszinosum", wie es Philipp Jenninger genannt hätte, der genau wusste, wovon er sprach. 

Jenningers Grabrede

"Die Jahre von 1933 bis 1938 sind selbst aus der distanzierten Rückschau und in Kenntnis des Folgenden noch heute ein Faszinosum insofern, als es in der Geschichte kaum eine Parallele zu dem politischen Triumphzug Hitlers während jener ersten Jahre gibt", hatte der damalige Bundestagspräsident in seiner eigenen Grabrede über den deutschen Hang zu Hitler zu formulieren versucht. Und damit eine treffende Beschreibung der Faszination geliefert, die Leitmedien heute noch erkennen lassen, wenn sie das wie von Hitler angewiesen nach rechts gewinkelte und um 45 Grad geneigte Kennzeichen der NSDAP heute nutzen, um die Nation angesichts von Rechtspopulisten und Sylter Sängerknaben aufzurütteln.


6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

https://x.com/DSBMDoom/status/1795737175117660414/photo/3

Die Anmerkung hat gesagt…

https://x.com/talktingler/status/1795110896051564941

Anonym hat gesagt…

Danisch "Zur Situation der Bastarde in Berlin" - Den "Slava Ukraini"-Trottel hat ofenkundig nur seine untersetzte Gestalt vor herber Züchtigung gerettet - schade eigentlich.

Was Ananas - Le Penseur gehäckt?
"Der Satan ist seinen Getreuen kein guter Herr" - Antal Szerb, Die Pendragon-Legende ---

Anonym hat gesagt…

Jenninger war mitnichten Bundespräsident. Er war höchstens Bundestagspräsident. Bundespräsident war zu der Zeit Karl Carstens.

Anonym hat gesagt…

Heisenberg73 29. Mai 2024 at 20:35

Vor allem haben Medien und Altparteien ihr Pulver schon zum guten Teil verschossen. Für die EU Wahl wohkgemerkt.
Für die wichtigeren Landtagswahlen im Osten fehlt dann diese Munition, denn der Wähler kann nicht beliebig oft mit angeblichen „Skandalen“ ohne Beweise ins Bockshorn gejagt werden.
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Wenigstens schreibt er "Bockshorn" richtig - Näheres unter Christoph Meckel - das ist in den Kreisen der Pseudointellektuellen durchaus nicht selbstverständlich - aber ihr Pulver haben die nimmer verschossen. Es sind noch zehn Tage Zeit: Die haben alle ihren Gustave le Moebius (über den physiologischen Schwachsinn der Masse) gelesen und auch verstanden.
Da kommt noch was, und es wird funzen.

ppq hat gesagt…

richtig, danke. man ist heutzutage so auf den steinmeier fixiert.