Dienstag, 14. Oktober 2025

Enttäuschte Erwartungen: Trauer über Trumps Triumph

Immer wollen sie den nächsten Hitler erkannt haben. Und immer eine Blamage daraus.

Im Land, in dem sie Hitler immer als Erste erkennen, herrscht angesichts der großen Freude in Israel abgrundtiefe Trauer. Ausgerechnet dem Mann, den man im dringenden Verdacht hatte, den nächsten Weltkrieg auszulösen, ist es offenbar gelungen, wenigstens für den Moment ein Ende des gegenseitigen Schlachtens im Nahen Osten aushandeln zu lassen.  

In der Knesset statt vor Gericht 

Donald Trump steht nicht vor Gericht, wo er nach Ansicht einer Mehrheit der Deutschen und nahezu sämtlicher deutschen Medien von Rechts wegen hingehört hätte. Sondern vor der Knesset - die "Tagesschau" erläutert in einfacher Sprache "den israelischen Parlament". und er steht da nicht wie weiland Angela Merkel, dankbar, dass ihm diese hohe Ehre zuteil wird.

 Nein, er steht da als gefeierter Friedensbringer. Eine größere Beleidigung könnte es für deutsche Politiker, deutsche Kommentäter und deutsche Nahost-Experten nicht geben. 

Die Minen im Land, in dem viele gehofft hatten, dass die Hamas irgendwann noch schlimmer mit den Juden umspringt als Uropa, sind entsprechend süßsauer. Den ersten Hitler damals haben die Großväter und Großmütter nicht identifizieren können. Den zweiten nun wähnten die Enkel eindeutig enttarnt. 

Und jetzt stellt sich er "Irre", "Rassist" und "Wahnsinnige" (Spiegel) als der heraus, der einen Konflikt befriedet, den seine früherer Vorgänger Barack Obama eindämmt hatte, gegen die Belohnung mit dem Friedensnobelpreis. Den sein späterer Vorgänger Joe Biden aber mangels Erfolgsaussichten kaum mehr beachtete.

Wo Völker aufeinander schlagen 

Es ist nach Trumps Zählung sein siebter Friedensschluss. Nach Prüfrechnungen deutscher Faktenchecker  stimmt das nicht. Sie kommen auf einen, allenfalls zwei. Und alle, urteilten de deutschen Fachleute, waren sämtlichst gar keine richtigen Kriege, sondern gewissermaßen waffenklirrendes Rangeln zwischen Völkern, die seit Goethes Zeiten "hinten, weit, in der Türkei, aufeinander schlagen". Mögen es auch vier sein oder fünf, angesichts der Versprechungen, den Ukraine-Konflikt in 24 Stunden beizulegen, zählten sie ohnehin nicht. 

Israel aber ist eine  Hausnummer. Unter allen Unruheherden ist der im Nahen Osten der traditionsreichste. Seit die  Streitkräfte Ägyptens, Jordaniens, Syriens, des Libanon und des Irak Israel am Tag der Unabhängigkeitserklärung des jüdischen Staates angriffen, sind 77 Jahre vergangen. Und in den meisten davon wurde Israel überfallen, beschossen oder mit Terror überzogen. 

Die Namen der arabischen Gegner wechselten. Ihre Methoden ebenso. Was blieb, war der Hass auf ein Nachbarland, das anders lebte, erfolgreich wirtschaftete und zwischendurch sogar eine Demokratie aufbaute und  dürren Weiden und Sümpfen in einen Hightech-Standort verwandelte.

Hilfe mit der "Freyburg" und der "Klosterfelde" 

Aus Staatsräson stand das offizielle Westdeutschland auf der Seite der Israelis, das inoffizielle Ostdeutschland aber unternahm alle Anstrengungen, den als "Befreiungskampf" bezeichneten Versuch der Nachkommen der Untertanen der Hohen Pforte in Konstantinopel mit Waffen und Munition zu befeuern.

 Für die DDR-Führung, den Warschauer Pakt und die Linke im Westen führten die Araber in Kanaan, Judäa und dem von den Römer auf den Namen "Palästina" getauften früheren britischen Mandatsgebiet denselben Kampf wie der Warschauer Pakt, die Kubaner, Vietnamesen und Angolaner. 

Es muss etwas Romantisches für die alten Männer im SED-Politbüro gehabt haben, als sie in der Geheimaktion "Freundschaft" harmlose Frachtschiffe mit den Namen "Freyburg" und "Klosterfelde" auf große Fahrt schickten, um Israels eingeschworene Feinde mit hunderttausenden Kalaschnikow-Maschinenpistolen, 120 Jagdflugzeuge und einem halben hundert schwerer Panzer zu versorgen. 

Juden als Henker 

Für die Genossen ist die Linie zum Feind klar gezogen: Israel ist der Staat, der eine "Nazi-Luftwaffe" betreibt. Die Bemühungen des Zwergstaates, die Ausrottungsversuche seiner Nachbarn zu überleben, beschrieb die staatliche DDR-Nachrichtenagentur ADN mit großer Empörung: "Die Juden – einst Opfer – wurden zu Henkern, und es scheint, als gingen die Zionisten jetzt auf die gleiche Weise vor wie einst die Nazis."

In der ARD, im ZDF, bei den großen Zeitungsredaktionen und bei den Magazinen hätte der Satz in den  zurückliegenden zwei, zwölf oder zwanzig Jahren jederzeit fallen können, ohne dass es weiter aufgefallen wäre. In einer finalen Version der Drehrumbum-Methode, bei der es immer der Jude ist, der mordet, und das immer grundlos und ohne Anlass, verwandelten ganze Kompanien aus Schreibtischtätern die Opfer des Massakers vom 7. Oktober in die wahren Täter. 

Geld und gute Worte 

Ging es nach den einfühlsamen Reportagen aus Hamburg, Frankfurt und Berlin, hatte nicht die Hamas schon zuvor tagtäglich Raketen auf Israel regnen lassen. Nein, die israelische Armee hatte sich auch nicht bereits 2005 aus dem Gaza-Streifen zurückgezogen, die dortigen Machthaben waren keine Terroristen, sondern die "Hamas-Verwaltung" und ihre Mörderbataillone bestanden aus "Aktivisten", "Milizionären" und "Kämpfern". 

Noch mehr zwei Jahre nach dem Mord an 1.200 Jüdinnen und Juden sprach die bekannte Moderator Dunja Hayali knirschend Klartext: Israel und die Hamas tauschten "Geiseln", sagte sie, für die kein Unterschied besteht zwischen Mördern und Terroristen, die von den Gerichten eines Rechtsstaates zu Haftstrafen verurteilt wurden. Und Unschuldigen, die eine Terrortruppe entführt hat, um ihre Forderungen durchzupressen. Erstere sind für die preisgekrönte Journalistin "ganz normale Palästinenser". Womit sie auch wieder recht hat.

Der DDR-Blick, der die vorderste Front der Schlacht um den Aufbau des Sozialismus irgendwo bei Jerusalem wähnte, war wieder da, oder wie weg. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, auch wenn ihm Blut von den Händen tropft. Wie gut das alles passte! Der israelische Präsident Benjamin Netanjahu war anfangs ein Rechtsextremer, dann wurde er zum Nazi und schließlich endete er als Hitler, amtlich bestätigt nicht nur von Recep Erdogan, sondern auch von Uno-Palästinenserbeauftragte Francesca Albanese

"Die palästinensische Sache"

Renommierte Forscher sahen die militärische Reaktion auf den Angriff der Hamas und anderer bewaffneter Gruppierungen in eine erneute dauerhafte Wiederbesetzung des Gazastreifens münden. Die Bundesregierung mahnte die einen und fütterte die zum Ausgleich die anderen. Die EU hielt es genauso, bemüht darum, ihre Sympathien für das, was die Besten unter den deutschen Berichterstattern hingebungsvoll "die palästinensische Sache" nennen, nicht offen zu zeigen.

Dass der Judenhass in Deutschland explosionsartig anstieg, seit als "pro-palästinensisch" umschriebene Hassdemonstranten sich Straßen und Plätze aneigneten, war erklärungswürdig, aber Zufall. Eine Koinzidenz, hieß es, seit keine Kausalität. In den Übergriffen, Anschlägen und Angriffen zeige sich das Erstarken der Nazi-AfD leider ausgerechnet in einer Zeit verständlicher Empörung über die Taten eines Staates, der es rundheraus ablehne, mit seinen erbitterten Feinden über deren Forderungen zu verhandeln. Das Wort Palästinenser oder Araber tauchte in kaum einem Report über eine Attacke auf einen Kippa-Träger oder ein israelisches Restaurant auf. 

Keine Solidarität mit Nazis 

Das Verständnis der Rollenverteidigung  sollte niemandem erschwert werden. "Aktivisten" gegen "Rechtsextreme". Ein rassistischer Siedlerstaat gegen arme Staatenlose, die nur überleben können, so lange ihr "weltgrößtes Freiluftgefängnis" (Mahmut Abbas) von außen versorgt wird. Erst als Gaza in Trümmern lag, verwandelte sich der Knast von zwei Millionen Menschen urplötzlich in einen Bildungsstandort höchster Exzellenz, der vom bösen Israel systematisch zerstört wurde, um der jungen Generation der Palästinenser die Möglichkeit zu nehmen, weiterhin als Forscher*nnen ihren Beitrag zum Fortschritt der Menschheit zu leisten.

Tapfere Journalisten stellten daraufhin die Frage, ob Deutschland denn mit einer "rechtsradikalen und ultranationalistischen israelischen Regierung" noch solidarisch sein dürfe. Denn um Himmels willen: Da sind doch "Extremisten an der Macht", im "Bündnis mit der rassistischen, gewaltbereiten und autoritären extremen Rechten". Dass sich Donald Trump demonstrativ an die Seite Jerusalems stellte, passte nur zu gut. Ein Nazi hilft dem anderen, so wurde die Geschichte erzählt. Und beide wollten sie natürlich alles, aber bestimmt keinen Frieden mit den Palästinensern.

Europa hatte andere Vorstellungen 

Während die Regierung in Washington sich mühte, die beiden Seiten mit Druck und Versprechungen zu einer Vereinbarung zu bringen, schoss Europa quer mit allem, was es noch hat. Frankreich und etliche andere EU-Staaten belohnten die Massaker vom 7. Oktober, indem sie dem ersehnten "Palästinenserstaat" der Terroristen ihre Anerkennung vor die Füße legten. Deutschland schnitt Israel von Waffenlieferungen ab. Ehe irgendetwas besser werden könne, müsse Israel aufhören, gegen die Hamas zu kämpfen, hieß es. Vorher brauche man gar nicht mit irgendetwas anfangen.

Als Trump jetzt in Israel verkündete, es werde keinen dritten Weltkrieg geben, konterten deutsche Experten damit, dass er bereit begonnen habe. Deutschland bangt, dass die eigenen Leute wenigstens diesmal recht behalten. Man tun, was man kann, wo es möglich ist. Friedrich Merz vermied es wie nahezu alle progressiven Politiker, Trump als Initiator und Organisator des neuerlichen Friedensversuches im Nahen Osten beim Namen zu nennen. 

Kanzler am Katzentisch 

Vom Katzentisch im ägyptischen Scharm El-Scheich ordnete der deutsche Kanzler umfassend ein. "Die ersten Schritte der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas machen Mut". Wer sie gegangen war, blieb unklar. Ursprünglich, das hatte Annalena Baerbock bereits vor Tagen deutlich gemacht, wem die Welt die Friedensidee wirklich zu verdanken hat: Hätten Israel und die Hamas auf ihre Anweisung hin einem Vertrag zugestimmt, wäre die Welt wirklich in Ordnung.

So aber hat der Falsche das Richtige erreicht und die Richtigen bis auf die Knochen blamiert. Wäre es nach der EU gegangen, hätte sich Trumps Anlauf zum Friedensschluss zum Waterloo des US-Präsidenten verwandelt. Blamiert hätte Trump einpacken müssen. Europas Strategie der akzeptierenden Sozialarbeit hätte triumphiert, wenn auch um den Preis eines noch endlos weiterlaufenden Konfliktes. In Brüssel, Paris und Berlin wäre das vielen lieber gewesen, hätte es doch die eigenen Erwartungen nicht so entsetzlich enttäuscht.

 


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Trump hat nur Baerbocks geniale Vorlage abgeräumt und das Tor geschossen. Dieser Sack.

Das ist einen zweiten Blick wert. Baerbock demnach in einem absoluten Sumpfpodcast einer Medienbude namens Table Media. Die haben eine Handvoll Abonnenten auf Youtube und werden laut Beschreibung 'Unterstützt ... von rund 60 Kolleginnen und Kollegen aus der Table Media-Redaktion, ...'.
60 ist ganz schön viel, das muss man sich erstmal leisten können.

https://de.wikipedia.org/wiki/Table_Media
der monatliche Abonnementspreis für die täglich erscheinenden kostenpflichtigen Newsletter beträgt rund 200 Euro.

Das ist ein klassisches Geldwäsche-Abo, wo andere gekaufte Medien das Geld von Sponsoren, NGOs und Eignern an Kumpels aus der Branche durchreichen.

Anonym hat gesagt…

P.S. es gab schon einen Friedensnobelspreis für Friedensschluss mit den Palis
Gibt sicher dann noch einen. Und noch einen. Und noch einen.

Anonym hat gesagt…

halben hundert schwerer Panzer

Kaum, sagte der Ochse, da sollte er gemolken werden: Der T54 war ein mittlerer Panzer.