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Wer im außerdeutschen Ausland billig tanken will, muss keine Kanister mitbringen. Die dortigen Anbieter sind auf die Nachfrage eingestellt. |
Es wird wieder kälter in Deutschland und die
Bundesregierung reagierte nach dem Ende des sommerlichen März umgehend. Wie zuletzt im November vor 124 Jahren Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht, die damals unabhängig voneinander in Berlin Republiken ausriefen, trat Klimaminister Robert Habeck auf den Balkon am ehemaligen Wirtschaftsministerium, um die erste Frühwarnstufe des Notfallplans Gas
auszurufen. Ein historischer Moment, der der Vorsorge dient. Was nun passiert:
Gassicherheit ist gewährleistet
Wichtig sei ihm, zu betonen, "dass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist", sagte Habeck. Durch die Frühwarnstufe, der die EU noch zustimmen müsse, sei es nun aber möglich, in der Berlin einen Arbeitskreis zusammenzurufen, in dem weitergehende Maßnahmen beraten werden sollen. Im Zentrum des Bemühens stehen dabei kluge Tricks (T-Online), mit denen sich Gas, Öl, Strom und Sprit sparen lassen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte schon vor Wochen effiziente Tipps für die Umwelt und den Geldbeutel angemahnt, auch Ex-Bundespräsident Joachim Gauck hatte sich Forderungen nach einem Umdenken beim Heizregime angeschlossen.
Klar ist, dass Verbraucher durch einfache Verhaltensänderungen ordentlich sparen, gerade weil die Preise derzeit hoch sind, lohnt es sich besonders. Das Klimawatch Institut im sächsischen Grimma hat für PPQ.li ausgerechnet, wie hoch die finanziellen Auswirkungen von Energiesparmaßnahmen derzeit wirklich sind und verblüffende Ergebnisse erhalten: Danach führt ein Herunterregeln der Heizung im Haus um nur drei Grad nicht nur weiterhin zu einer Ersparnis von nahezu einem Fünftel der Heizkosten. Sondern durch deren Vervierfachung in den zurückliegenden vier Monaten zu einer deutlich höheren Ersparnis als noch im Herbst: Wer heute 5.000 Kilowattstunden Erdgas nicht verheizt, spart nicht mehr nur 350 Euro, sondern nahezu 1.000.
Ersparnis bleibt vollkommen steuerfrei
750 Euro, die zudem nicht nach Moskau fließen und dort den Krieg und das Weltklima weiter anheizen. Zudem muss die zusätzliche Einnahme im Unterschied zum Energiegeld, das die Bundesregierung als steuerpflichtige Teilrückerstattung gezahlter Einkommenssteuern ausreichen wird, nicht versteuert werden. Grund genug, etwas für das Klima und den Geldbeutel zu tun.
Und so leicht geht es: Um Energiekosten zu reduzieren, ist es wichtig, sich regelmäßig den eigenen Heizenergieverbrauch anzuschauen. Einmal pro Tag sollte Zeit sein, den Zählen anzuschauen, sich die Zahlen aufzuschreiben und sie mit denen des Vortages zu vergleichen. Ist der Abstand zu hoch, hilft es oft, den Verbrauch zu senken. Das gelingt schon mit kleinen Verhaltensänderungen und geringen Investitionen. Dazu wird die Heizung beispielsweise heruntergedreht, wenn man schläft oder nicht daheim ist, eine Maßnahme vor allem für die, die das bisher noch nicht getan haben. Alle anderen haben voreilig gehandelt und sich selbst um eine wirksame Möglichkeit der Einsparung beraubt.
Viele lukrative Sparmöglichkeiten
Auch für sie aber bleiben nach Angaben der Energieberater des Klimawatch-Institutes noch ausreichend Chancen, von den neuen Sparmöglichkeiten zu profitieren. Infrage kämen etwa der Einbau digitaler Systeme wie "Smart Home", die den Heizungseinsatz nachts oder wenn der Mieter nicht daheim ist automatisch reduzieren. Auch eine gute Dämmung lässt "den Sparstrumpf noch schneller wachsen", wie der Münchner "Merkur" herausgefunden hat. Wer sich ein Elektroauto gönnt, schafft es nach Greenpeace-Berechnungen, zusätzlich zu sparen: Bis zu 300 Euro im Monat sind drin. Alles in allem also schon weit über 1.000 Euro.
Alte Zeitungen mit Spartipps können zudem hilfreich sein, den Energiesparbetrag zu erhöhen. Entlang der Außenwände in großen Stapeln aufgeschichtet, verbessern sie den energetischen Standard sowohl bei Neubauten als auch bei sanierten und unsanierten Altbauten. Wer will, hilft mit Zwischenwänden nach: Gipskartonplatten, zweiseitig auf einfache Ständerkonstruktionen geschraubt, verkleinern das Raumvolumen deutlich. Zwischen die beiden Wandseiten wird Verpackungsmüll gestopft, auch Altkleider eignen sich, ebenso mit herkömmlichem Leitungswasser gefüllte Flaschen, wobei es egal ist, ob Plastik oder Glas, Pfand oder pfandfrei.
Geheimtipp der Grimmaer Experten ist ein Zelt, aufgestellt im Wohn- oder Schlafzimmer. "Statt die gesamte Wohnung zu heizen, obwohl man sich selbst stets nur auf wenigen Quadratmetern aufhält, kann die Heizwirkung so auf die entscheidenden Wohlfühlbereiche konzentriert werden."
Kleinere Zimmer, schneller beheizt
Kleinere Zimmer sind schneller beheizt, auch die Anhebung von Fußböden kann dabei hilfreich sein, etwa, indem Bretter auf eine Schicht Sand oder Erde gelegt werden. So ist es ganz leicht, den eigenen Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten zu senken, dem Klima etwas Gutes zu tun und zu helfen, den Krieg zu beenden. Es lohnt sich gleichermaßen, die großen Stromfresser im Haushalt zu identifizieren.
Der Kühlschrank ist hier erster Übeltäter, er verbraucht oft zehnmal mehr Elektronenergie als der regelmäßige Betrieb von Computer, Schreibtischlampe, Wasserkocher und Kaffeemaschine zusammen. Hier hilft ein Griff zur Steckdose: Viele Nahrungsmittel müssen gar nicht gekühlt werden, so etwa Getränke, Margarine oder saure Gurken. Andere lassen sich in der kühlen Jahrezeit ausreichend frisch halten, indem sie auf Balkon oder Fensterbrett gelagert werden.
Auch wer mit dem Auto fahren muss, hat nach Berechnungen der Klimawatch-Forschenden zahlreiche Möglichkeiten, Putins Ölkonzernen in den Arm zu fallen. Bis zu 20 Prozent Kraftstoff spart, wer vorausschauend fährt, rechtzeitig hochschaltet, an Ampeln nicht bremst und nicht mit kaltem Motor startet, wenn der Spritverbrauch am höchsten ist.
Auch offene Fenster treiben Spritverbrauch
Dann lieber Fahrrad", raten die Wissenschaftler, die zudem auf den Einfluss kleiner, oft unterschätzter Detail auf den Benzinverbrauch hinweisen. Zusatzverbraucher wie das Autoradio, die Sitzheizung oder die hochgedrehte Beleuchtung der Anzeigeelemente im Cockpit treiben den Spritverbrauch ebenso nach oben wie der falsche Luftdruck, offene Fenster, Gegenwind, zu viele Fahrgäste oder zu hohe Geschwindigkeiten. "Je langsamer, desto sparsamer fährt ein Auto", betonen die Forscher*Innen. Schon bei Geschwindigkeiten über sieben km/h steige der Verbrauch deutlich, je größer und älter das Auto und je weiter die Strecke, desto mehr.
Hier hilft es oft, kürzere Entfernungen zurückzulegen. Als hilfreich hat sich auch herausgestellt, zu tanken, wenn und wo die Preise niedrig sind. Im europäischen Ausland ist das nahezu überall der Fall, vor Hamsterfahrten zu Billiganbietern aber sollte genau berechnet werden, welche Entfernungen welche Bevorratung erfordern. Als Faustformel gelte hier derzeit ein 20-Liter-Kanister pro 100 Kilometer Anfahrtsstrecke plus ein Zehnliterkanister als Sparertrag. "Wer 300 Kilometer zum Billigtanken fährt, sollte also zwingend wenigstens vier Zusatztanks an Bord haben, damit sich das rechnet." Mitgebracht werden müssen die Behältnisse nicht, Tankstellen im Ausland sind meist bereits auf die Nachfrage eingestellt.