Samstag, 14. August 2010

Noteingang zur No-Go-Area

Seit Jahren schon hilft die Aktion "Noteingang" immer wieder Verfolgten und Bedrängten, ohne dass das jemals öffentlich bekannt wird. Von braunen Nazihorden auf der "Straße der Gewalt" gejagte Kinder, Frauen und Migranten können sich darauf verlassen, dass sie dort, wo einer der prägnanten Aufkleber mit dem "Noteingang"-Logo an der Tür klebt, Schutz vor Nachstellungen aller Art finden werden - gelernte Apothekerinnen werden sich wütenden Skinheads entgegenwerfen, die Bioladenverkäuferin weisst baseballschlägerschwingenden Nazirockern die Tür, der Zeitungsverkäufer zeigt entmenschten NPD-Anhängern die grundgesetzlichen Grenzen.

Selbst führende Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt überzeugte das Konzept, der fremdenfeindlichen Gewalt mit Vorsorge zu begegnen, statt später die zerbrochen Knochen und Seelen mühsam heilen zu müssen: Einer der für viel Fördergeld liebevoll gedruckten "Noteingang"-Aukleber landete direkt am Hintereingang der Klinik. Verfolgte und Bedrängte müssen, um sofort Einlaß und Rettung zu finden, nur noch eine zwei Meter hohe, mit Metallspitzen bewehrte Mauer übersteigen (Foto oben).

Ein Konzept, das überall im Lande aufgeht, denn selbst in der durchweg als No-Go-Area geltenden mtteldeutschen Tiefebene musste noch nie musste von einer erfolgreichen Rettung durch einen Noteingang berichtet werden. Dennoch wehrt sich die Verwaltung des Landkreises Jerichower Land jetzt gegen das Anbringen der schützenden Aufkleber an den Türen der Berufsschule "Conrad Tack" in Burg. Im Landratsamt fürchte man um das Image der Stadt, denn erst die Teilnahme an der Aktion "Noteingang" könne Gäste auf den Gedanken bringen, dass Burg ein rechtes Problem habe, was gar nicht stimme.

Das sieht Fabian Borghardt anders. Erst zum zweiten Mal überhaupt schaffte es der Koordinator des Burger Runden Tisches gegen Rechts durch die Absage der Aufkleberaktion überregional in die Schlagzeilen, doch zufrieden ist der engagierte Juso damit nicht. "Der Landkeis ist sogar in einer Broschüre zur Aktion als Unterstützer aufgeführt. Da erwarte ich, dass er nun auch mitmacht", legt er fest.

Damit Gäste und Einheimische, die in Burg Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt sind, bis dahin nicht völlig schutzlos bleiben, hat die Burger Stadtverwaltung am Rathaus, an Sportstätten und Grundschulen Noteingänge einrichten lassen. Während der normalen Öffnungszeiten seien Sekretärinnen, Horterzieherinnen und Hausmeister angewiesen, sich rechten Horden tapfer entgegenzuwerfen, denn man dürfe Probleme nicht totschweigen, teilte Bürgermeister Jörg Rehbaum mit.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

...hier möchte jemand sofort eine ganze Noteingangsmoschee errichten:

http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/REGIONALES/MITTELSACHSEN/FREIBERG/7443253.php