Sonntag, 23. Januar 2011

Gorch Fick: Leiden auf Lustreisen

Bundeswehr in der Krise, Marine auf dem Trockenen, das Elite-Segelschulschiff "Gorch Fock", 1958 als Nachfolger von Hitlers gleichnamigen und baugleichen Segelschulschiff vom Stapel gelaufen, ein schwimmender Puff: Trotz des unmittelbar bevorstehenden Abzuges aus Afghanistan steht das deutsche Militär unter Minister von und zu und auch Guttenberg in seiner größten Abwehrschlacht seit den Kämpfen an den Seelower Höhen. Unglaubliche Einzelheiten werden plötzlich öffentlich. So sollen Offiziersanwärter nach einem Bericht der Wehrbeauftragten bei der Welt an Bord der "Gorch Fock" "Drill, Einschüchterung und Schlafmangel" erlebt haben. Eine Augenzeugin berichtet zudem, die Ausbildung, von der Experten und Teilnehmern mehr als 50 Jahre lang angenommen hatten, sie beruhe durchweg auf Jux und Dollerei mit hohem Spaßfaktor, habe "offenbar System gehabt".

Die Einzelheiten treiben jedem ehemaligen Uniformträger die Schamröte ins Gesicht. Dass eine deutsche Armee, eine deutsche Seestreitmacht so tief sinken kann! An Bord der "Gorch Fock" fielen offenbar die letzten Tabus: „Da wurde gebrüllt, da wurde gedrillt", erzählen Opfer sowohl in der "Welt" wie auch im "Spiegel" und allen anderen zivilgesellschaftlichen Medien gleichlautend. Nach den Worten einer Zeugin seien junge Menschen zum Segelhissen oder Einziehen zum Hinaufklettern in die Masten gezwungen worden, statt dafür Ein-Euro-Jobber anzuheuern oder im europäischen Ausland nach Helfern auf Pauschalbasis zu suchen. „Wenn Aufentern befohlen ist, dann musst du in die Takelage. Alles andere ist Gehorsamsverweigerung“, zeigt sich die Soldatin bis in die tiefste Seele verletzt.

Kein Einzelfall. Immer wieder seien die Kadetten von den Vorgesetzten unter Druck gesetzt worden. Zähneputzen, Duschen, bettenbau, Reviere reinigen, KLos putzen. „Der Druck war ständig da. Es ist vom ersten Tag an klar: Wer nicht spurt, der fliegt", enthüllt das Blatt.

Statt Befehle demokratisch zu diskutieren und Kadetten freizustellen, die etwa zum Küchendienst oder zum Plankenscheuer keine Lust hatten, habe jeder, der gemeine Befehle wie den zum Kartoffelschälen oder zum Schlafen in einer vorsintflutlichen Hängematte verweigerte, damit rechnen müssen, zu fliegen. "Zuerst nach Hause, dann aus der Offizierausbildung.“

Hier zeige sich eine Armee, die im Gegensatz etwa zu Dax-unternehmen quasi feudalistisch funktioniere, sagt ein ehemaliger NVA-Oberst, der nie zuvor von solchen Umgangsformen gehört hat. Verweigere ein Elektriker bei Siemens die Arbeit, bekomme er Blumen, erscheine eine Sekretärin bei der Deutschen Bank mehrfach nicht zum Diktat, erkundige sich der Vorstand höflich nach ihren Gründen. Grausam dagegen die Zustände an Bord der "Gorch Fock": In der „Hackordnung“ an Bord seien die Kadetten anders als in allen anderen Armeen der Welt "das letzte Glied, macht eine junge Frau öffentlich, wie sehr sie leiden musste. Wo bei NVA, US-Army, bei den britischen Seals oder der chinesischen Volksarmee immer der Grundsatz gelte, der General dient, der Soldat genießt, sei es auf der "Gorch Fock" ganz anders gewesen. Das Schiffe werde regiert von „übertriebener Härte und Männlichkeitsgehabe“, im Gegensatz zum normalen Ablauf etwa in der Sowjetarmee oder bei den französischen Streitkräften, wo alle mit allen alles ruhig durchsprechen, herrsche hier der grausame Grundsatz: "Die einen müssen den anderen immer gehorchen."

Dadurch sei die "Gorch Fock" zum legendären "schwimmenden Puff" geworden. "Wir nannten sie nur Gorch Fick". Anders als in der bunten Broschüre der Bundesmarine (Bild oben), wegen der die meisten an Bord sich für eine Admiralslaufbahn entschieden hatten, ging es nicht um eine Lustreise, wie sofort nach dem Ablegen klar wurde. "Ständig wurden wir angeschrien: 'Sie sind nicht hier, um das schöne Wetter zu genießen!" Auf Rückfrage habe die Marine aber dennoch eine Minderung des Reisepreises ausgeschlossen.

Zum Opfertreff im Netz: Krieger VZ
Folter in Uniform: Missbrauch erreicht Pornoindustrie
Direkt zur Generation Waschlappen
Blick in den Abgrund bei Kewil

6 Kommentare:

VolkerStramm hat gesagt…

Zur Ergänzung noch Kewils Kommentar
http://fact-fiction.net/?p=5738

Man kriegt Angst vor dieser Generation Waschlappen.

ppq hat gesagt…

habs verlinkt

Anonym hat gesagt…

Einen guten Tag,

wenn sich ein junger Mensch für die Kadettenlaufbahn meldet und anfängt zu heulen wenn er ein bisschen hart angepackt wird, dann ist dies eine Schande für alle Streitkräfte der Welt.

Vor etwa 12 Jahren wurde ich in der Saarlandbrigarde ausgebildet, der Einheit, die heute auch im Irak und Afganistan dient.

Dieser Dienst war definitiv nicht einfach und oft auch sehr langweilig.

Aber der Krieg ist kein Sandkasten und das müssen auch Menschen wissen, die sich Lametta an die Brust hängen wollen.

Ein ehemaliger Wehrdienstleistender.

nwr hat gesagt…

"Es ist vom ersten Tag an klar: Wer nicht spurt, der fliegt."

Wie, der wird dann zu den Jagdfliegern versetzt?

ppq hat gesagt…

bitte keine einzelheiten, es ist schon so alles grausam genug. teilweise sollen die wachschichten gehabt habne, wo man zwischendurch nicht mal 12 stunden ausschlafen konnte!

ppq hat gesagt…

das alles aber natürlich erst, seit guttenberg minister geworden ist. früher, unter scharping, war das sowas wie die AIDA

meine forderung ist klar: von und zu und auch muss konsequenzen ziehen!