Sonntag, 30. Dezember 2012

Nur fair: Peer will mehr

Eine große Rede war es, mit der er antrat. Sie war allumfassend leer und niemand merkte es, sie enthielt bis auf ein paar kernige Ankündigungen zu Nebensächlichkeiten nur Wortgeklingel und etablierte den Klingler doch schlagartig als zweiten Favoriten im Rennen um die nächste Kanzlerschaft.

Aber Peer Steinbrück war wohl doch ehrlicher als alle seine Bewunderer geglaubt hatten. Nein, der Mann kokettierte nicht, als er sagte, er stehe als Vizekanzler einer nächsten Merkel-Regierung nicht zur Verfügung. Und nein, auch Kanzler will er nicht wirklich werden, selbst wenn das Wasser nächstes Jahr nach oben fließt, die Piraten wieder 15 Prozent holen und Rot-Grün-Orange möglich wird. Peer Steinbrück arbeitet hart dafür, den unwahrscheinlichen Fall aller Fälle auszuschließen: Erst genügten ihm drei Wochen, um den gespriesenen Steinbrück-Effekt vom SPD-Parteitag durch einige gezielt ruppige Auftritte auszugleichen. Dann entschloss der rüstige Vortragsrentner, der die deutsche Sozialdemokratie retten soll, sich auch noch dazu, seinem künftigen Arbeitgeber Neuverhandlungen über sein künftiges Gehalt anzubieten.

Eine Strategie, die die CDU-Zentrale nicht besser hätte ausbaldowern können. Wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk mag Angela Merkel Steinbrück Offenbarung zum Kanzlergehalt vorkommen: "Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr", klagt der Mann, der der West LB einst als Aufsichtsrat die Türen zu den internationalen Finanzmärkten öffnete über die 17.000 Euro monatlich, mit denen er sich nach einer gerade durchgesetzten Gehaltserhöhung um bescheidene 5,7 Prozent als Bundeskanzler bescheiden müsste.

"Ein Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin verdient in Deutschland zu wenig - gemessen an der Leistung, die sie oder er erbringen muss und im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten mit weit weniger Verantwortung und viel größerem Gehalt", klagte Steinbrück - ganz offensichtlich mit Blick auf das Gehalt etwa der amerikanischen Präsidenten, die umgerechnet auf satte 277.000 Euro im Jahr kommen, ohne Deutschland durch die Eurokrise lavieren zu müssen.

So viel Augenmaß in Gelddingen wird draußen im Land bei einfachen Bürgern und gutsituierten Sozialdemokraten gleichermaßen gut ankommen: Peer Steinbrück muss es nicht mehr sagen. Inzwischen wissen die meisten auch so, dass der Zählkandidat der SPD es bitter ernst meint mit dem "fairen Wahlkampf".

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was sagt er, ein Kanzler hat Verantwortung? Irgendwie schon, aber im Unterschied zu einem sagenwir normalen Lokführer ohne wirklich Konsequenzen befürchten zu müssen.

Anonym hat gesagt…

Ich mag ihn diesen Steinbrueck.Seit nun mehr ueber 8 Jahre beobachte ich die unheimliche Karriere dieses Egozentrikers. Als ungeschriebenes Gesetz galt doch bis Steinbrueck, dass das Abkassieren nach der aktiven Politikerkarriere kommt. Da dachte sich der Steinbrueck nach angelsaechsisches Vorbild " das geht auch anders" und legte mit der 2 Millionen Euro Vortragsreihe wirklich einen vor. Und sollte es mit der Kanzlerschaft nichts werden- was er sich wohl sehnlichst wuenscht - dann hat er seinen Imagewert doch deutlich erhoehen koennen, was sich wieder in Bares umsetzen laesst. Geschaeftstuechtig dieser Mann, als Volkstreter richtig positioniert....

Thomas hat gesagt…

@Anonym: Ja, manchmal denke ich auch, der Steinbrück spielt den Elephanten im Porzellanladen mit voller Absicht. Wenn er trotzdem gewählt wird, kann er immer darauf verweisen, man habe doch gewußt, was er für einer sei. Wählen sie ihn nicht - auch gut.

Anonym hat gesagt…

Ich wette, dass die Führungs-Kommision der "BILDERBERGER" Peer Steinbrück nahe gelegt bzw. ihm gedroht hat, alles Mögliche zu tun, dass er NICHT zum Kanzler gewählt wird. Damit hat er längst begonnen und zwar "nachhaltig".

Kritikus