Mittwoch, 31. Juli 2013

Hallescher FC: In der Mitmach-Gesellschaft

Die beste ist zweifellos diese hier, die kurz „UKH weg“ heißt. Der Unbekannte namens Uecker, der bei openpetition.de um Unterstützer wirbt, hat ein klares Anliegen. „Ich will, das das UKH aus einem Lehrkrankenhaus, ein Leerkrankenhaus wird. Wenn Ärzte nicht mal LESEN können, wie sollen die dann Diagnosen stellen. Durch nicht lesen ist ein anaphylaktischer Schock enstanden, und Patient ist nicht mehr aus Koma erwacht“, schreibt er ohne ausreichend Kommata und ohne viel Poesie drumherum.

Nur ein Petent hat sich bisher angeschlossen, dabei ist es große Mode, mit allem und für jedes gegen dies und das und überhaupt Unterschriften im Internet zu sammeln. Da wollen die einen, dass kein Hochwasserschutzdamm neu gebaut wird (520 Unterzeichner), die anderen wollen aber gerade, dass die Bauarbeiten zügig weitergehen (380 Unterzeichner). Theaterfreunde sammeln Unterstützer für ihre Idee, bei Theatern nicht an Geld zu sparen (5000 Unterzeichner), Theaterfreunde sammeln, damit ein Theater in Eisleben nicht geschlossen wird, das Nichtraucherschutzgesetz in der aktuellen Fassung soll aufgehoben werden (55000 Unterzeichner) eine Frau Aigner soll den „Abo-Horror“ beenden (12000) und das Anhaltische Theater in Dessau-Roßlau will auch gerettet werden (9000).

Nichts geht mehr ohne Petition, selbst im Fußball nicht. Die Gesellschaft ist zur Mitmachgesellschaft geworden, bei der preiswert und mühelos jeder zu jedem Thema ein Häkchen setzen und eine Forderung aufmachen kann. Mehr Gesundheit, mehr Stille, mehr Geld oder mehr Gerechtigkeit – nichts, was sich nicht anonym in drei Sätze formulieren und den willigen Volksmassen zur Abstimmung vorlegen ließe.

Die Fans des Halleschen FC, der erneut in die Saison zu gehen schient, um zu beweisen, dass man vermutlich auch in Abstiegsgefahr geraten kann, ohne ein einziges Tor zu schießen, haben jetzt eine Petition eingereicht, in der sie ihren Vorjahrestorschützenbesten, den Finnen Timo Furuholm (Bild oben links), auffordern, aus Düsseldorf zurück nach Halle zu kommen. Die Begründung ist nach zwei verlorenen Ligaspielen ohne eigenen Torerfolg simpel: „Er wird vermisst“. Der Erfolg ist nahe: Nach zwölf Stunden waren die ersten 500 Unterschriften beisammen. Nächste Petition dann im März 2014 "kein Abstieg in Halle - für einen Verbleib in der 3. Liga".

Danke. Im Namen aller Unterzeichner/innen, wie es dort immer so schön heißt.

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