Samstag, 23. Mai 2015

Bargeldverbot: Der Aufbau des Sozialismus

Es hat lange gedauert, weitaus länger als gedacht, gehofft und befürchtet. Aber nun endlich, 63 Jahre nach dem von Walter Ulbricht auf der II. Parteikonferenz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands verkündeten Beschluss des Politbüros und sogar 96 Jahre nach der Verabschiedung des Parteiprogramms der Bolschewiki wird das Geld als endlich Zahlungsmittel komplett abgeschafft.

Lenin selbst hatte das für unerlässlich gehalten, um eine gerechte Gesellschaft aufbauen zu können. Eine Forderung, der sich hochrangige Ökonomen jetzt anschließend: In einem ersten Schritt solle die Abschaffung des Bargelds die Tür zu einer Vervollkommnung der sozialistischen Lebensweise öffnen. Damit werde der "Kampf gegen Schwarzgeld und Steuerhinterziehung" verschärft, die Steuergerechtigkeit verstärkt und damit das allgemeine Gleichheitsniveau in der Gesellschaft erhöht.

Der US-Wirtschaftswissenschaftler Kenneth Rogoff plädiert dafür, dass die Notenbanken sofort damit beginnen, keine großen Geldscheine mehr nachzudrucken. Das werde das Geschäft vieler Verbrecher und Volksschädlinge erschweren, die die Anonymität von Bargeld gern für illegale Transaktionen nutzen, sagte er gegenüber dem "Handelsblatt". Später könnten dann auch die kleineren Banknotenstückelungen auslaufen und die gesamte Gesellschaft auf bargeldlosen elektronischen Zahlungsverkehr umsteigen.

Nach vollzogenem Bargeldverbot profitiere die Gemeinschaft von einer tieferen Kontrolldichte: Über die neue Pkw-Maut könne perspektivisch jede einzelne Fahrzeugbewegung in der EU metergenau nachvollzogen werden, mit einer ergänzenden Einführung von ausschließlich elektronischem Geld sei das dann auch mit jeder einzelnen Zahlung oder Überweisung möglich.

Profitieren wird nach Ansicht von renommierten Wirtschaftsexperten auch die Wirtschaft. "Wenn die Geldhalter auf zinsloses Bargeld ausweichen können, kann die Zentralbank den Leitzins nicht allzu weit unter null senken", warnt Kenneth Rogoff. Statt Strafzinsen auf ihr zusammengerafftes, angeerbtes oder durch Steuerhinterziehung erlangtes Spargeld zu zahlen, würden Besitzer von Geld es einfach in bar aufbewahren. Das unterlaufe alle staatlichen Bemühungen, den Euro endgültig zu retten.

Auch der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger macht sich für die Abschaffung des Bargelds stark. "Bei den heutigen technischen Möglichkeiten sind Münzen und Geldscheine ein Anachronismus", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Bargeld unterhöhle die Macht der Zentralbank, hemme den Aufbau des Sozialismus und behindere die Errichtung einer gerechten Gesellschaftsordnung.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

dann wird das knappe Gut eben gegen schweizer Franken , scharfe Mun , Drogen oder Gold verkauft

lesandi hat gesagt…

Die Leute finden immer eine Möglichkeit, sowas zu umgehen. Und eine virtuelle Währung als Bezahlsystem können sie (wenigstens im Kleinen) auch untereinander einrichten, da braucht es keine Zentral- oder Dezentralbanken.

lesandi hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Und gegen was sollte man scharfe "mun" tauschen? Bud Spencer: "Ich hatte eine Diskussion, und da sind mir die Argumente ausgegangen..." - Zur Fleischgewinnung muß ich nicht das teure Zeug verplempern, und gegen Jusos genügt ohnenin ein nasses Handtuch.

-- Halbgott in Weiß --