Samstag, 16. Januar 2016

Euro: Das vergessene Desaster

Sie reden nicht mehr darüber, meiden das Thema sogar wie der Teufel das Weihwasser. Politker habenirgendwann einfach aufgehört, den Euro zu retten, Länder waren plötzlich nicht mehr verschuldet, Medien trommelten nicht mehr tagtäglich Alarm zur bedrohten Einheitswährung.

Aber natürlich ist das Desaster immer noch da, auch wenn Martin Schulz das Schlachtfeld ebenso verlassen hat wie Angela Merkel, Jean-Claude Juncker und all die anderen Retter. Seit eine kleine Gruppe entschlossener Männer um den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl Anfang der 90er Jahre den Hades-Plan beschloss, um Europa im dritten Anlauf endlich doch noch zu einem deutschen Kontinent zu machen, hat sich die Lage unablässig verschärft. Anfangs vielbesungen, später nur noch gelangweilt notiert, inzwischen weitgehend ignoriert.

Eine hübsche Grafik von gutcher.de zeigt jetzt noch einmal das ganze Ausmaß der Katastrophe, die der schrumpfende Euro den Menschen in Europa beschert hat. Auf dem historischen Tiefstand der Euro-Währung ist der EU-Traum zum Alptraum geworden: Im Jahr 2007 noch konnten die Verbraucher in Frankreich einen Laib Brot für einen Euro kaufen, heute kostet er bereits 1,42 Euro. Eine Packung Hüihnerfilet kostete damals 4,1l Euro und ist nun für bei 6,78 Euro zu haben.

Es gibt keine Inflation, heißt es dazu offiziell und störrisch, ungeachtet aller Alltagserfahrungen der Menschen in den Euro-Ländern. Der Außenwert der Gemeinschaftswährung verteuerte Reisen in die USA in den vergangenen fünf Jahren um rund 50 Prozent. Im Inneren sorgten Zinssenkungen bis nahe Null dafür, dass die Altersversorgung von hunderten von Millionen Menschen schrumpfte und hunderte Milliarden Zinseinnahmen verlorengingen.

Investoren wetten auf den Euro-Niedergang und kaufen das britische Pfund, den  Franken, den Dollar. Das müsste dem Aufschwung auf dem alten Kontinent helfen, weil Exportgüter für Käufer aus aller Welt billigher werden. Doch ausgerechnet die europäischen Länder, die außerhalb der Eurozone geblieben sind, erleben das größere Wachstum oder überhaupt eines.
Der Durchschnitt ist erschütternd: Während Länder außerhalb der Eurozone ein durchschnittliches Wachstum von 29 Prozent vorweisen können, schafft die Eurozone, ehemals angetreten, wachsstumsstärkste Region der Welt zu werden, mit Ach und Krach und spitzem Bleistift neun Prozent.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

http://money.visualcapitalist.com/the-worlds-most-famous-case-of-hyperinflation-part-1-of-2/

Anonym hat gesagt…

Sehr schön ist auch diese Übersicht, die zeigt, dass im angegebenen Zeitraum der Euroraum nur in einem Jahr (2009) besser abgeschnitten hat als die EU.

Anonym hat gesagt…

Konnte natürlich keiner voraussehen. Ei, wie überraschend...
Der Euro wird kommen, aber er wird keinen Bestand haben - war das Reb' Bernanke? - Ich denke: Ja, durchaus.

Zonendödel