Sonntag, 15. April 2018

Tatort-Spoiler: So spannend wird der Nazi-Thriller

Hagen Eiselen spielt den skrupellosen Funktionär einer Rechtspartei, der unter Mordverdacht gerät.
Jetzt wird es richtig originell beim Fernsehklassiker „Tatort“.  Endlich einmal beschäftigt sich die Kultkrimiserie nicht mit der einfachen Auflösung eines Verbrechensim bürgerlichen Milieu, sondern geht weit darüber hinaus: An den Rand, dort wo Dunkeldeutsche und Geflüchtete um den knappen Lebensraum kämpfen. In der neuen Folge am Sonntag geht es um Gesellschaftskritik, rechte Umtriebe, eine Partei, die sich am rechten Rand tummelt, und Politiker, die zynisch völkische Vorurteile bedienen.

Ein Straßenfeger, weil der „Tatort“ zwar in Franken spielt, eigentlich eine relativ gut durchzivilisierte Gegend, sich aber nicht scheut, das Dunkeldeutschland zu zeigen, in dem Rassisten regieren und so manche Ecke schon seit Jahren eine No-Go-Area ist. Brutal wird hier ein libysches Geschwisterpaar, das aus Eritrea nach Schweden flüchtete, ermordet – obwohl sich beide vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland gerettet haben, das weltweit als Hort von Globalität und Offenheit gilt, wartet hier das tödliche Schicksal.

Zum Nachdenken anregend


Grausam und zum Nachdenken anregend, wie ein "Tatort" sein soll. Statt auf Messerangriffe auf Unbeteiligte zu setzen, bei denen die Jagd auf den Täter kaum die erste Viertelstunde nach der „Tagesschau“ füllen würde, setzen die Macher darauf, dass es dergleichen immer schon gab, auch im Abendland. So wurde seinerzeit schon Cäsar von Brutus mit einem Messer ermordet, seitdem alles nur Nachahmer, Männer, die ihre brutalen Überlegenheitsgefühle nicht in den Griff bekommen.

Hier am „Tatort“ ist alles anders. Wo zuletzt noch tschetschenische Gängster den Verdacht nährten, Putin habe auch das deutsche Fernsehen unterwandert, spielt die Episode "Ich töte niemand" ungeachtet der öffentlich gemachten Kritik von Sawsan Chebli an der ständigen Thematisierung von Muslimen in der deutschen Öffentlichkeit („Was würden wir in Deutschland eigentlich machen ohne Muslime?“) mutig mit dem brandheißen Eisen, das bisher noch kaum jemals angepackt wurde: Muslimische Musterstudenten treten auf, die „im Zentrum von Wut-Deutschland, im finstren Herz von Gau-Land“ (Der Spiegel) von rechten Einpeitschern als Anlass genutzt werden, animalische Ängste vor dem Fremden an sich zu schüren.

Hier passt alles. In einem letzten, trotz Immobilienboom noch heruntergekommenen Haus am Rande Nürnbergs werden zwei Leichen gefunden. Es handelt sich um den 58-jährigen Libyer und seine Schwester, eine Libyerin. Beide wurden grausam erschlagen, auf Wunsch des Ausstatters mit einer sogenannten "Betonstahlstange". Augenzwinkernd erinnern die Macher hier an den brutalen Mordanschlag auf die frühere Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth, der bis heute unaufgeklärt geblieben ist. Ein Fingerzeig, wie es um den Rechtsstaat steht, wenn es um Linke geht. Aber kein Hinweis auf das von interessierter Seite propagierte Staatsversagen, das ist klar.

Packend geht es weiter, immer in Bildern, die mit originellen Farbfiltern überlegt sind. Auch die Farbsprache erzählt hier vom Untergang des Abendlandes, das es so nie gab, weil es keinerlei identifizierbare Kultur hat. Obwohl in diese voll integriert, sind die Libyer nun tot - und Ahmad, der  hochbegabte Ziehsohn des Opfers, ist verschwunden. 

War er vielleicht Zeuge der Tat? Oder Täter? Sollen Medien bei der Fahndung seinen Namen nennen, obwohl das trübes Wasser auf die Mühlen der rechten Verschwörer wäre,  denen nicht an kräftezehrenden Ermittlungen, sondern an einem schnellen Vorurteil gelegen ist? Familientragödie, Ehrenmord,  Raubmord, Streit vor dem Supermarkt?

Alles hat mit allem nichts zu tun


Ein am Tatort gefundenes Messer lässt die Fahnder bald vermuten, dass der Mord an den beiden Geschwistern mit dem Tod eines Polizeikollegen zu tun haben könnte. Doch was? Nichts?
Wer aufmerksam zuschaut, wartet nicht vergebens: Die Spur führt die "Tatort"-Ermittler zu einem rechten Stimmungsmacher, der an eine reale AfD-Spitzenkraft erinnert.

Das gab es noch nie! Der miese Hetzer steckt hier natürlich hinter dem Zerfall von Familien, dem Zerfall der Gesellschaft, dem Zerbrechen aller Werte. „Nach und nach fallen die Fassaden im gut- und wutbürgerlichen Ambiente“, loben Rezensenten. Alle werden einander fremd, der Kommissar irrt durch ein Feindesland, in dem Nachbarn und Ehepartner einander misstrauen.

Die Zuschauer müssen sich entscheiden: Wer war es? Der verschwundene Ziehsohn? Oder der skrupellose Machtmensch von der AfD? Eine Gewissensentscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.


7 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Spielt die Dingsda mit? Ich komm jetzt grade nicht auf den Namen, aber ihr wißt schon.

Wenn nicht, kuck ich den nicht.

ppq hat gesagt…

aber klar. ohne die geht keine degeto-kamera an, da gibt es eine spezielle schutzschaltung

Anonym hat gesagt…

die dingsda ...die sara rambatz die gerne tote Deutsche sieht ??

Gernot hat gesagt…

Mangelnde Subtilität, ich h o f f e wie verrückt auf mangelnde Subtilität.

Anonym hat gesagt…

@ Anmerkung: Nicht so viel Zionistisch Desinformative Fäkalanstalt (Anagramm) aus Mainz gucken, und auch nicht Guido Knäpp. Es macht nämlich sehr dumm im Kopf.

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich kucke keine Fernsehen.

Gut, daß ich mich statt Tatort anderer Dinge befleißigt habe. Jetzt muß der Spielleiter vor das BILD-Gericht, und erklären, was er für wirres Zeug geleitet hat.

Haben Sie auch nix verstanden? Erklären Sie uns Ihren
„Tatort“, Herr Regisseur!


https://www.bild.de/bild-plus/unterhaltung/tv/tatort/tatort-regisseur-erklaert-seinen-krimi-55403554,view=conversionToLogin.bild.html

Anonym hat gesagt…

Ich kucke keine Fernsehen.

Das möchte ich bezweifeln. Wahnsinn und Genie gehen Hand in Hand, so sang einst Schnapsdrossel Otto Plinsenzwerg, und sowohl der, als auch Hans Fallada (Ein Flasch' Kognak und zwei Spritzen Morphin an seinen ruhigsten Tagen) sind Beispiele dafür. "Jeder stirbt für sich allein" wie auch "Nathan der Gerissene" von Theo Lässig sind unflätige Beispiele für ursprünglich Geistige, welche tief sanken.