Dienstag, 1. Mai 2007

Halle geht an die Börse

Börsentechnisch gesehen ist Halle, im Unterschied etwa zu Jena, bis heute Niemandsland. Das soll sich jetzt ändern, wenn die traditionsreiche Halloren-Schokoladenfarik den Gang in den wenig regulierten Entry Market der Frankfurter Börse wagt. Nach dem Geschäftsbericht 2006 hat die Vorziege-Süßigkeit der DDR den Alteigentümern eine runde Million Euro eingebracht - im Vergleich zu gerade 70.000 Euro im Jahr zuvor sieht das aus wie Gewinnexplosion. Mit dem Geld, das an der Börse eingesammelt werden soll, will der Vorstand weiteres Wachstum finanzieren, vor allem sollen die westlichen Bundesländer erobert werden. Mit einer neuen Produktionsanlage werde die Kapazität bis kommendes Jahr auf 1.500 Tonnen vervierfacht.

Angeboten werden die Aktien in einer Preisspanne zwischen 6,5 und 8,5 Euro, ein zumindest optisch niedriger Preis, der Kleinanleger ansprechen dürfte.

Genau betrachtet aber ist die Süßigkeiten-Aktie eher nichts für Börsenneulinge. Mit einem Kurs-Gewinnverhältnis zwischen 20 und 26, wie es normalerweise Aktien in einem stürmisch wachsenden Markt zugebilligt wird, ist das Halloren-Papier keineswegs günstig. Denn der Markt für Süßwaren stagniert und von der Million Gewinn im letzten Jahr stammt die Hälfte aus einer Investitionszulage, die andere Hälfte aus einer Steuergutschrift. Positiv beeinflusst wurden die Zahlen zudem durch eine Senkung der Werbeausgaben um eine halbe Million, die sicher nicht unbedingt zur angestrebten Stärkung des Markennamens beigetragen hat.

Zudem genehmigten sich die Altaktionäre eine Gewinnausschüttung von einer halben Million - bei einem wirklich erzielten Gewinn von 74.000 Euro. Entsprechend sieht die Halloren-Bilanz aus: Die Eigenkapitalquote beträgt gerademal zehn Prozent, der Erlös des Börsengang muss also vermutlich auch dazu dienen, die hohe Verschuldung abzubauen.

Das gesamte Geld aus dem Börsengang wird die AG dennoch nicht erhalten, denn ein Drittel der angebotenen Aktien stammen aus dem Besitz des Hannoveraner Wirtschaftsprüfers Paul Morzynski und vier anderer Altaktionäre, die dadurch auf Einnahmen von etwa fünf Millionen hoffen dürfen, gleichzeitig aber weiterhin die Aktienmehrheit behalten. Wer dennoch Appetit hat: gezeichnet werden kann die Aktie noch bis 9. Mai unter der WKN A0LR5T

3 Kommentare:

Vox Diaboli hat gesagt…

börsengang, um sich zu sanieren? die wollen doch groß anbauen!? das geld hätten sie lieber vorher schon mal beiseite legen sollen.

binladenhüter hat gesagt…

ich glaube, die anleihe wird fällig, die sie vor jahren ausgegeben haben, um den anbau zu finanzieren

Eisenschwein hat gesagt…

ach, menno. immer, wenn es positives aus dem osten zu berichten gibt, kommt ein binladenhüter und schreibt alles in grund und boden. ich hätte gerne noch einige zeit an die halloren-schokolade geglaubt. an den schoko-aufschwung, sozusagen.