Montag, 18. Juni 2007

Doku-Tarzan ist wieder da

Zwei Wochen vor dem offiziellen Start von Michael Moores neuem Film "Sicko" ist das von der Fangemeinde des erfolgreichsten Dokumentarfilmers der Geschichte langersehnte Werk auf Google Video und Youtube aufgetaucht. Moore, der zuletzt Schlagzeilen machte, weil der kanadische Film Manufacturing Dissent aufdeckte, in welchem Ausmaß der Säulenheilige der ungeschönten Sicht auf die Welt in seinen früheren Meisterwerken ""Fahrenheit 9/11" und "Bowling for Columbine" dichterische Freiheit benutzt hatte, um sich Fakten in gewünschter Form zurechtzubiegen, ist sicherlich hocherfreut über die illegale Verbreitung seines Streifens, der alle Krankheiten des US-amerikanischen Gesundheitssystems beleuchtet.

"Ich bin froh, wenn viele Leute meinen Film sehen, und außerdem kein großer Fan der Copyright-Gesetze in den USA", sagte Moore vor drei Jahren, als sein 9/11-Film zu den Tauschbörsenhits gehörte. Bis heute beteuert Moore, es mache ihm nichts aus, wenn seine Filme aus Tauschbörsen heruntergeladen werden, solange dadurch aus seiner Arbeit kein Profit geschlagen werde. Informationen, Kunst und Ideen, zeigte sich der Fimemacher überzeugt, sollten ausgetauscht werden. Ob dafür bezahlt werde, sei ihm nicht wichtig. Muss es auch nicht sein, denn Moore hat seit seinem Debüt mit dem zornigen "Roger & Me"-Film über das vermeintliche Sterben seiner - natürlich heute noch sehr lebendigen - Heimatstadt Flint in Michigan durch die Schließungspläne des Autoriesen General Motors Geld genug verdient, um sich auch Aktien von Firmen leisten zu können, die er in seinen Filmen verteufelte.
Das macht der Mann, der ursprünglich hatte Priester werden wollen, auf seine ganz eigene Weise. Moore kritisiert Leute nicht, sondern er blamiert sie lieber.

Er greift auch nicht mit blanken Fakten an, sondern komponierte Tatsachen und Meinung so geschickt, dass jeder Versuch der Gegenseite, die eigene Position zu verteidigen, wie eine Lüge klingt. "Sicko" dürfte so erneut einen bemerkenswerten Blick auf ein Amerika eröffnen, das in Wirklichkeit so wenig existiert wie die Fernsehklinik, in der Filmarzt Dr. House auf so unnachahmliche Weise praktiziert. Für Michael Moore ist der Film jetzt schon ein Erfolg, denn der fette Filmemacher, zuletzt eine Art Meat Loaf mit Kamera, nahm nach seiner Fertigstellung innerhalb weniger Monate um 13 Kilo ab.

"Ich habe mir einen Fitness-Trainer genommen und esse morgens nur noch Müsli", sagte Moore. Außerdem laufe er jeden Tag mindestens 10.000 Schritte und esse Vollkornprodukte statt Weißbrot. Seine Blutzuckerwerte, Blutdruck, und Cholesterin seien seitdem auf normalem Level, so Moore, der eine allzufrühe Begegnung mit dem von ihm kritisierten amerikanischen Gesundheitssystem offenbar strikt zu vermeiden gedenkt.

Inzwischen ist das Video wieder verschwunden - Moores Produktionsfirma mochte die Freizügkeit ihres Stars mit der Ware, die man zu verkaufen gedenkt, offenbar nicht teilen. Statt "Sicko" gibt es bei Google Video nur den Hinweis: We're sorry, but this video may not be available.

1 Kommentar:

Eisenschwein hat gesagt…

der dicke mann wird immer unsympathischer, je gesünder er wird. hat er eigentlich seine halliburton-aktien mittlerweile abgestoßen?