Samstag, 5. Januar 2008

Luftwaffenhelfer verbietet DDR-Vergleich

Das hätte er schon wissen können, der FDP-Mann mit dem komischen Namen "Niebel", als er sich daran machte, das beliebte Geschichtsvergleichspferd zu besteigen und gleichPPQ zu einem großen Damals-und-Jetzt-Vergleich auszureiten. Bloß weil die Große Koalition von außen wirkt, als sei sie die Fortsetzung der Nationalen Front der DDR, darf man das doch noch lange nicht sagen! Bloß weil der Mindestlohn genau so staatlich festgelegt ist wie die Löhne und Gehälter in der DDR, darf man noch lange nicht sagen, das sei doch genau so. Autobahn ist ja auch nicht Autobahn und "Brot für dcie Welt" kein Winterhilfswerk. Bloß weil die Kanzlerin in der FDJ war, darf man ihr noch lange nicht unterstellen, sie sei bis heute nicht richtig losgekommen vom Regieren a la Honecker und feiere die eigenen Erfolge wie weiland das Zentralkomitee. Da trügt der Augenschein und wer anderes behauptet, lügt.

Niebel, wie einst Erich Honecker im Amt eines "Generalsekretärs", allerdings kein Vorsitzender des nationalen Verteidigungsrates, weil das im Ernstfall wohl Honeckers Rechtsnachfolgerin Frau Merkel machen müsste, ist dennoch losgeritten. Wenn Nazivergleiche hierzulande nicht gehen, dann muss doch wenigstens ein DDR-Vergleich zulässig sein.

Irrtum. "Der Vergleich der Arbeit der schwarz-roten Koalition mit der DDR ist inakzeptabel, und der Vergleich der Neujahrsansprache Merkels mit DDR-Verlautbarungen ungehörig", hat das oberste Vergleichszulassungsgericht unter Vorsitz des ehemaligen Luftwaffenhelfer und Wehrmacht-Freiwilligen Hans-Dietrich Genscher inzwischen befunden. Warum das nicht geht, wo doch Wolfgang Schäubles Überwachungspläne erst als Stasi 2.0 erfolgreich werden konnten, erläutert die "HZ" in einer spiralförmig gewundenen kommentatösen Abhandlung, der ein simples Gemüt wie Niebel nie wird folgen können. Unsere Leser aber sicher: "Nun soll es Leute geben, die finden die Große Koalition, den Mindestlohn und Kinderkrippen gar nicht so übel. Erst durch Niebel lernen sie, dass ihre Haltung etwas mit der verblichenen DDR zu tun haben soll. Dies wiederum könnte diesen Personenkreis dazu bringen, sich rückblickend ein DDR-Bild zurechtzuzimmern, was real nie existiert hat - ein geschöntes Bild."

Wir haben keine direkte Vorstellung davon, wie ein Mensch beschaffen sein muss, der den FDP-Generalsekretär Niebel benötigt, um sich sein DDR-Bild schönen zu lassen, verstehen aber plötzlich die ganze Aufregung um die "Gleichsetzung" (dpa) von Honecker und Merkel, demokratischem Bundeskabinett und Politbüro. Ein geschöntes DDR-Bild spielt nur den Falschen in die undemokratischen Hände schlußfolgern wir, wobei die Falschen in diesem Fall nicht bei der "braunen Brut", sondern bei Oskars roter Front zu suchen wären.

Schönes Zitat, wenn auch nicht ganz in diesem Zusammenhang: "Der Aufbau der Informationswirtschaft und -gesellschaft muß zum zentralen Ziel einer Strategie werden, die alle Bereiche der Politik durchdringt."

Nein, ist nicht von Honecker. Ist von Genscher.

2 Kommentare:

Vox Diaboli hat gesagt…

tja, jetzt komt wohl evil-niebel an einem mea culpa nicht mehr vorbei ... jetzt hilft nur noch der kniefall vor der einstigen fdj-lerin.

Anonym hat gesagt…

http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/;art141,2449390