Mittwoch, 2. Juli 2008

Im Land des Lächelns

Die Welt wird immer fröhlicher und glücklicher, behauptet eine neue Untersuchung der World Database of Happiness, die Umfragedaten seit 1946 bis 2006 aus 24 Ländern umfasst. Für deutsche Ohren ist das eine unglaubliche Provokation, denn wir hier wissen, dass alles teurer wird, der Mensch immer ärmer, die Überwachung umfassender, der Urlaub kürzer, die Sonne heißer, nur im Urlaub nicht, die Terrorgefahr größer, die Amerikaner kriegerischer, die jungen Leute dümmer, die alten geiziger undsoweiter.

Nach Angaben der Untersuchung aber hat nicht einmal der Krieg gegen den Terror dem Glücksegfühl der Amerikaner geschadet, ebenso wenig die steigende Inflation und die Subprime-Krise. Der Irak-Krieg hob das Glückgefühl der Amerikaner sogar erst einmal sprunghaft an, ehe es ab 2005 einbrach, nur um dann doch schnell wieder auf Normalwerte zu steigen.

Der World Database of Happiness liegen die Daten des World Values Survey zugrunde. Seit den letzten 26 Jahren werden Menschen in allerlei Ländern gefragt, ob sie alles in allem sehr glücklich, ziemlich glücklich, weniger glücklich oder nicht glücklich sind. Zudem werden sie gefragt, ob sie alles in allem mit ihrem Leben gegenwärtig zufrieden sind.

Das erschütternde Ergebnis inmitten einer Welt, die nach Ansicht aller SPD-Wähler langsam in den Untergang treibt: Von 52 Ländern stieg die Zufriedenheit in 40 Ländern, in 12 Ländern ging sie zurück. Besonders empörend für Attac-Artisten: In armen Ländern wie China oder Indien ist die Zufriedenheit in den letzten Jahrzehnten besonders stark gestiegen. In den letzten Jahren ging es vor allem in der Ukraine, gefolgt von Moldawien, Slowenien, Nigeria, Türkei und Russland aufwärts mit der Zufriedenheit.

Am glücklichsten sind nach der Rangliste Dänemark, Puero Rico und Kolumbien, gefolgt von Island, Nordirland, Irland, Schweiz, Holland, Kanada, Österreich und El Salvador. Am entgegengesetzten Ende der Skala finden sich der Irak, Moldavien, Armenien und Simbabwe. Unglücklich seien die Menschen, so die Interpretation, in Staaten mit einer Geschichte autoritärer Herrschaft und breiter Armut.

Weit darüber, aber mit klarer Tendez zu abnehmender Zufriedenheit, steht Deutschland 35 von 97 Staaten, direkt zwischen Malaysia und Vietnam, allerdings noch vor Frankreich, Japan, Spanien, Italien oder Portugal. Ostdeutschland sieht noch unzufriedener in die Zukunft - es besetzt Platz 49, knapp vor Kuwait und dem Iran.

Zudem geht in Westdeutschland ähnlich wie in Österreich, Belgien und Großbritannien die Zufriedenheit immer noch weiter zurück, während sie in Argentinien, Kanada, China, Dänemark, Frankreich, Italien, Polen oder Spanien steigt.

Hoffnung gibt es nicht, denn besser wird das auch nicht mehr werden. In keinem anderen EU-Land sehen die Staatsbürger ihre Zukunft und die des Landes nach einer Umfrage im Auftrag der EU-Kommission so negativ wie die Deutschen.

Rund 68 Prozent hierzulande meinen, dass in den kommenden 20 Jahren das Leben in Deutschland schlechter wird. Der Umfrage zufolge glauben nur 20 Prozent an eine Verbesserung der Situation. Der EU-Gesamtschnitt liegt bei 49 Prozent - das Land des Lächeln liegt jedenfalls nicht zwischen Garmisch und Greifswald.

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