Sonntag, 12. Oktober 2008

Reich-Ranicki rechnet ab

Marcel Reich-Ranicki, der als Literaturkritiker berühmt wurde, hat den Ehrenpreis für sein Lebenswerk, den ihm das ZDF verleihen wollte, nicht angenommen. Auf offener Bühne hielt der greise Viel-Leser stattdessen eine Rede, in der er mit dem Niveau des deutschen Fernsehens abrechnete: Er habe schon viele Preise überreicht bekommen, zitiert der "Stern" den ehemaligen Mitarbeiter der polnischen Staatssicherheit, doch diesmal sei er in einer schwierigen Situation. "Ich nehme diesen Preis nicht an. Ich gehöre nicht in diese Reihe", verkündete der 88-Jährige den staunenden Gästen der feierlichen Gala.

Dann übte er scharfe Kritik an den für den deutschen Fernsehpreis nominierten Produktionen. "Wenn dieser Preis mit Geld verbunden wäre, würde ich es zurück geben", sagte Reich-Ranicki. Er finde es schlimm, dass er "das hier heute Abend erleben musste... diesen Blödsinn, den wir hier zu sehen bekommen haben". Nicht nur die ARD, RTL, Sat.1 und ZDF, die den Deutschen Fernsehpreis 1999 ins Leben gerufen haben wurden kritisiert. Auch Sender wie Arte und 3Sat seien nicht mehr das, was sie mal waren, befand RR, der offenbar bei allem Bücherlesen jahrelang auch noch zum ausgiebigen Fernsehen kam.

Marcel Reich-Ranicki verließ die Bühne ohne Preis, Alles_moderator Thomas Gottschalk, auch hier im Einsatz, fragte das Publikum: "Wo waren wir... Weiß einer wie es weiter geht? Jetzt ist es eh Wurst, jetzt sind wir ihn los". Die Aufzeichnung der Gala wird heute Abend im ZDF ausgestrahlt. Die Frage ist nur, ob mit Reich-Ranickis Aufritt oder ohne.

4 Kommentare:

Vox Diaboli hat gesagt…

großartiges kino! hätte ich dem kauzigen polenspitzel und alten schwerenöter nicht zugetraut.

ok - er musste wohl, denn sein grummelkumpel, grassens günther, hatte mit einem SS-geständnis vorgelegt.

jetzt hat lispel-marcel mit der enttarnung des verblödeten zdf eine ähnlich starke granate gezündet - und den ausgleich erzielt.

Anonym hat gesagt…

Das ist das erste Mal, daß ich den Mann auf dem richtigen Weg sehe.

ppq hat gesagt…

ging mir genauso. nur deshalb steht es hier

Anonym hat gesagt…

Bezeichnend, bezeichnend wie Euer Haus- und Hofhistoriker Gundermann MRR als "Polenspitzel" und "Schwerenöter" abqualifiziert. Als Historiker, der die deutsche Gechichte wie kaum ein Zweiter kennt, sollte er wissen, dass MRR Lebensweg etwas differenzierter verlief (Stichwort Warschauer Ghetto), als hier suggeriert.