Dienstag, 21. Juli 2009

Hochstapeln mit Hövelmann

Fast ein Viertel weniger Straftaten im "Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik" (Innenministerium) meldet Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann heute - und das diesmal, ohne dass die statistische Zählweise verändert wurde. Ein Abwärtstrend bei den Fallzahlen in der "Computerkriminalität" (Innenministerium) also: Statt 1964 Taten gab es nur noch 1404 - bei insgesamt 206669 Straftaten im Land überhaupt ist damit jede 147. Straftat eine der Computerkriminalität. Oder anders gesagt: Nicht ganz 0,7 Prozent aller Straftaten sind Computerstraftaten.

Dazu eine eigene Statistik zu führen kann nur, wer wie das sachsen-anhaltinische Innenministerium davor warnen, dass "diese Entwicklung zu falschen Schlussfolgerungen führt". Die "Gefahren der Computerkriminalität", die angesichts von 1,2 Millionen Menschen im Land, die im Internet unterwegs sind, offensichtlich kaum existieren, seien "nach wie vor sehr hoch und dürfen keinesfalls unterschätzt werden".

Den 1,2 Millionen Nutzern, die im vergangenen Jahr handgeschätzte 500 Millionen Mal im Internet surften und - berechnet nach dem Weltdurchschnitt - etwa 8200000 Millionen Emails empfingen und verschickten, stehen 736 Tatverdächtige "im Zusammenhang mit Straftaten im Bereich der Computerkriminalität" gegenüber. Bei dem Täterkreis, heißt es, handele es sich "in der überwiegenden Mehrzahl um erwachsene Personen (83,1 Prozent), wobei die Altersgruppe der 25-40-Jährigen einen Anteil von nahezu 42 Prozent ausmacht."

Schlösse man daraus nun aber, dass das nicht vorhandene Problem sich mit fortschreitendem Aussterben des westlichsten der östlichen Bundesländer von ganz allein erledigen wird, läge man alleridings falsch. "Aufgrund der immer schnelleren technologischen Entwicklung ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren die Computerkriminalität noch stärker in den Fokus der Ermittler rücken wird", mutmaßt das Innenministerium. Noch stärker also. Vielleicht steigt die Zahl der Taten sogar auf mehr als 2000, dann wäre schon jede hundertste Straftat eine der "Computerkriminalität". Oder es gelingt endlich, Tauschbörsennutzer mit dem Strafrecht zu bekämpfen. Dann müsste eine Überschrift wie "Computerkriminalität nach wie vor sehr hoch…" nicht mal mehr frei erfunden werden.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Verdammte kriminelle Computer! Ich kann nur hoffen, meiner dreht kein Ding, wenn ich nicht Zuhause bin.

vakna hat gesagt…

Also ich schalte meinen aus, wenn ich nicht Zuhause bin, habe aber den Verdacht, der dreht die Dinger selbst dann, wenn ich davor sitze.