Montag, 31. August 2009

Ein Lied für Angela

Was Angela Merkel nicht singen darf, kann Mike Kilian, früher Vorsitzender von Rockhaus und heute mit der Combo "Starfucker" als Mick Jagger unterwegs, allemal jodeln. "Angie, Angie", fragt der Berliner am Vorabend des Landtagswahldebakels der CDU, "when will those clouds all disappear?" Neben ihm quetscht ein Mann mit dem passenden Namen "Sorje" zu Herzen gehendes Gitarrengegreine aus den Saiten, während Kilian die Kanzlerin fragt "Angie, Angie, where will it lead us from here?"

Eine Antwort kommt nicht vom Publikum, das genau fühlt, dass da in Berlin "no loving in our souls" die Herzen wärmt und "no money in our coats" steckt, das nicht schon dreimal als Rettungspaket verpfändet ist. Mick Jagger wusste damals schon: "You can't say we're satisfied", aber "Angie, Angie, you can't say we never tried".

Ist es schon Zeit zu gehen? Wird Walter Steinmeier, für den einst das schöne deutsche Humpappa-Werk "Mein Gott, Walter" geschrieben worden zu sein scheint, recht behalten? Triumphiert die deutsche Sozialdemokratie in Rot über die deutsche Sozialdemokratie in Schwarz? "Angie", fleht Kilian als Aushilfsstone, immerhin rot beleuchtet, "you're beautiful", und ihm schwant still: "But ain't it time we said good-bye?"

Man weiß es nicht, ehe nicht alle Twitterer erschossen wurden und der Inhalt aller Wahlurnen unter Aufsicht internationaler Beobachtergruppen ausgezählt ist. Ja, ein Bekenntnis noch: "Angie, I still love you, remember all those nights we cried?" Als die Finanzkrise eine "rein amerikanische Angelegenheit war" etwa. Oder als Opel in die Knie ging, Arcanor zum Insolvenzrichter, die Landesbanken vor die Hunde. "All the dreams we held so close seemed to all go up in smoke", erinnert sich der Interpret der mächtigsten aller Stones-Schmonzetten an in Rauch aufgehende Imperien. Und er flüstert ins Kanzlerinnenohr, das die Kraft hat für dies und das, nicht aber die dazugehörige Internetadresse wirhabendiekraft.de, weil die CDU vergessen hat, die kraftvoll zu reservieren: "Angie, Angie, where will it lead us from here?"

Wer führt denn da? Und wen? Angie kann es nicht sein, denn die ist abgetaucht mit all der Traurigkeit in ihren Augen, für die hier ein A-Moll und ein D-Moll erklingen dürfen. Ist es schon Zeit zu gehen? "Ain't it time we said good-bye? Und wohin denn nur?

Kann nicht sein, darf nicht sein, da sind sich Jagger, Kilian, Bosbach und selbst der aus übriggebliebenen Peter-Hinze-Teilen luschig nachgebaute Pofalla einig: "There ain't a woman that comes close to you". Kennt man eine, kennt man alle, sagen sie in Radebeul, aber das ist nicht Merkels Wahlkreis, ist es nie gewesen. Noch einmal die sorgenvolle Gitarre. Noch einmal C und F und G. In Dur. Moll gibt es dann am Wahlabend nach 18 Uhr.

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