Freitag, 8. Januar 2010

Ziffernfolge zweigeteilt

Schweinegrippenimpfdosenbestellung, Arbeit macht frei-Schild-Diebstahl, Anzahl rechter Gewalttaten, Steuersenkungen ja oder nein, Seehofer, Westerwelle, Steinbach, nichts Neues aus Kundus oder vom Terror, Nacktscanner ja oder nein, Rundfunkgebühren, Apple-Apps, Tagesschau-Drei-Stufen-Prüfung... irgendwie spielen sie die Nachrichten, die immer noch so heißen, weil man sich früher danachrichten musste, gerade in C-Moll, wahrscheinlich aber sogar in E-Moll.

Zum Glück kommt gerade etwas Erfreuliches rein, was das Leben vieler Menschen vor allem in den ärmeren Ländern grundlegend zu verbessern spricht und auch vielen Mutlosen, die vor lauter Mohammed-Karikaturen, Sarrazin-Vergleichen und Minarett-Abstimmungen nicht mehr aus dem Haus gehen mögen, frische Lebenskraft gibt. Wissenschaftler haben endlich mal eine 768 Bit lange Zahl mit 232 Dezimalstellen in ihre beiden Primfaktoren zerlegt! Bei der Zahl soll es sich um die im Rahmen der RSA Challenge als RSA-768 veröffentlichte Ziffernfolge handeln, heißt es. RSA-Verschlüsselungen mit 768 Bit langen Schlüsseln müssen, das als Tipp an alle EC-Karten-Besitzer, somit fortan als geknackt gelten.

Kein einfacher Weg war es, den dann Mathematiker-Team mit Mitgliedern aus der Schweiz, Japan, Deutschland, Frankreich, den USA und den Niederlanden beschritt. Insgesamt benötigte dier Mannschaft für die Faktorisierung rund zweieinhalb Jahre. Mit dem ersten Rechenschritt, der Polynomial Selection, war ein Cluster aus 80 PCs ein halbes Jahr lang beschäftigt. Der zweite und wesentlich aufwendigere Schritt, das Sieving, dauerte etwa zwei Jahre auf einem Cluster aus mehreren hundert Rechnern. Laut den Wissenschaftlern wäre ein einzelner Opteron-Prozessor mit 2 GByte RAM rund 1500 Jahre mit dem Sieben beschäftigt gewesen.

Weil RSA-512 vor rund einem Jahrzehnt geknackt wurde, gehen die Forscher davon aus, dass die Rechenleistung zum Bewältigen von RSA-1024 in rund zehn Jahren zur Verfügung stehen dürfte. Ihre Empfehlung lautet daher, alle RSA-Schlüssel mit 1024 Bit bis spätestens 2014 aus dem Verkehr zu ziehen. Wir werden das jetzt gleich machen, auch wenn wir kein Wort verstanden haben, weil wir nicht rechnen können, sondern wissen was zählt: Sicher ist sicher.

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