Dienstag, 20. April 2010

Führerfeier auf friedlichen Fliesen

Früher, ja, früher, da wurden noch Fußball-Länderspiele gegen Engeland abgesagt, damit die Ewiggestrigen nicht reinfeiern können in den Führergeburtstag. Der 20. April war der äußersten Rechten stets willkommener Anlass, sich das Demonstrieren verbieten zu lassen oder doch zumindest knarzige Störkraft-Lieder aus dem offenen Fenster der Neubaubuchte zu brüllen, bis die Polizei und die Lokalpresse vorbeikamen.

Damals stand die Errichtung des Vierten oder Fünften Reiches unmittelbar bevor, mit der ganzen Kraft der demokratischen Volksgemeinschaft aber hat es Deutschland geschafft, die Extremen doch wieder zu integrieren: Adolf Hitler ist an seinem 121. Ehrentag ein Pfeiler der deutschen Fernsehunterhaltung. Ene Erkrankung oder gar ein totaler Ausfall des einstigen Führers und Reichskanzlers würde ZDF, ARD, n-tv und alle dritten Programme nebst den digitalen GEZ-Bildungssendern lahmlegen wie ein Aschevulkan den europäischen Luftverkehr. Die Jünger des Diktators aber haben sich abgewandt: Nicht einmal mehr Altermedia, das Störtebeker-Portal, auf dem verfassungswidrig mit nur zwei "S" geschrieben wird, würdigt den vielbeschäftigten Jubilar an seinem Ehrentag auch nur eines Wortes.

Doch dafür ist Google zur Stelle. Wie von Zauberhand unterschob der kalifornische Gigant der PPQ-Werbeleiste ausgerechnet heute ein Banner mit der dringenden Bitte "Hitler, Hitler billig!" Angeregt worden war die allwissende Google dazu offenbar durch die PPQ-Berichterstattung zur Kachel-Berichterstattung über den Kachel Gott von Halle, der seit nunmehr fünf Jahren das Ziel verfolgt, die Mitte des Jahrhunderts in Halle an der Saale entstandenen Kriegsschäden durch das Zukleben mit selbstgestalteten Fliesen zu beheben. Der Zusammenhang zwischen friedlichen Fliesen und feierndem Führer erschließt sich vorerst nur der Maschinenintelligenz im Google-Rechenzentrum. Doch für die Anständigen unter uns heißt es nun auf jeden Fall "Augen auf" und "Hinsehen", wenn irgendwo eine neue Kachel auftaucht: Nur zu leicht könnten die Falschen ihre verderbten Botschaften in die Keramik brennen und die zarte Demokratie in den immer noch jüngeren Bundesländern so ins Wanken bringen.

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