Dienstag, 24. August 2010

Wiedergeboren als Hollywood-Star

Das hat ja nicht lange gedauert. Schon vor der Weltmeisterschaft im Fussball hatte der frühere Ex-Nationalmannschaftsfänger Jens Lehmann auch seine Bundesliga-Karriere beendet, um den Weg, der kein leichter ist, frei für jüngere Keeper zu machen. Stuttgart trauerte, die Hubschrauber-Industrie beklagte den Verlust eines potenten und willigen Mitfliegers. Deutschland fragte sich, was nun werden sollte.

Jens Lehmann (Bild oben links) kommentierte die Gerüchte überraschenderweise nicht. Inzwischen aber ist klar, warum der gebürtige Essener zuletzt kaum noch in Talkshows und Bundesligastadien auftauchte. Lehmann hatte - 20 Jahre nach seinem Profidebüt für den FC Schalke 04 - längst eine neue Karriere gestartet.

Nach Kurzauftritten, die der offiziell noch 40-Jährige unter dem Künstlernamen "James Badge Dale" (Bild oben rechts) in Fernsehserien wie "24", "CSI" und "Law & Order" unerkannt schon während seiner Zeit als aktiver Fußballer absolviert hatte, ist Lehmann jetzt Star einer neuen geschichtskritischen Miniserie der beiden Superstars des Fernsehkinos: Tom Hanks und Steven Spielberg! In "The Pacific" verkörpert der immer noch durchtrainiert wirkende Familienvater den Private First Class Robert Leckie, der während des 2. Weltkrieges mit der 1st Marine Division auf Guadalcanal dient und später auf Peleliu landet, um die Pazifik-Insel von den Japanern zu befreien.

Lehmann, der als Dale/Leckie um zehn Jahre jünger geschminkt wirkt, zeigt vor allem in den stillen Szenen der großangelegten Serie gewaltiges Schauspieltalent. Bei den Kämpfen auf Guadalcanal wirkt der immer noch großgewachsene Deutsche Meister von 2002 noch etwas hölzern, schon in der sechsten Folge aber imponiert seine schonungslose Darstellung des Bettnässer-Leidens, mit dem sich seine Filmfigur im Dschungellager herumschlagen muss.

Lehmann-Fans sind begeistert, Lehmann-Kritiker empört. Auffallend sei, so heißt es in anonymen Internetforen, dass der Torwart schon 2002, kurz vor seinem Wechsel zu Arsenal London eine Rolle als Chase Edmunds in der Fernsehserie "24" übernommen habe. Damit sei das Rätsel um die bescheidenen Leistungen des Keepers in der Saison direkt nach der Meisterschaft wohl gelöst - Lehmann, ohnehin nie ein wirklicher Mannschaftsspieler - habe damals scheinbar nur noch seine Hollywood-Karriere im Blick gehabt.

Die kommt durch die Glanzleistungen des Deutschen in "The Pacific" zusehens in Gang. Als James Badge Dale, laut offiziellen Angaben "als Sohn der beiden Schauspieler Anita Morris und Grover Dale 1978 in Beverly Hills geboren", und am Manhattanville College in Purchase, Westchester County, ausgebildet, verzaubert Jens Lehmann das Fernseh-Publikum weltweit wie seinerzeit die argentinischen Elfmeter-Schützen im WM-Viertelfinale der WM 2006. Dass ihm aus Deutschland Neid entgegnschlägt, dürfte den früheren Torwart-Titanen nur noch mehr motivieren: Nächsten Donnerstag läuft "The Pacific" wieder, Lehmann ist derzeit verletzt und liegt zur Wiederherstellung auf einem Lazarettschiff ein.

Mehr erstaunliche und erschütternde Wiedergeburten in der einzigartigen PPQ-Wiedergeboren-Datenbank mit Arjen Robben, Saddam Hussein und Walter Steinmeier.

Keine Kommentare: