Montag, 5. Juli 2010

Verbot der Woche: Besoffensein in Bayern

Bayern bekommt das schärfste Alkoholverbot in Deutschland. In einem Volksentscheid entschieden sich am Sonntag 61 Prozent der Stimmberechtigten für ein Gesetz, das ein Alkoholverbot ohne Ausnahmen für alle öffentlichen Räume und die Gastronomie vorsieht.

Damit darf künftig in Bayern auch nicht mehr in Bierzelten und damit auch nicht mehr auf dem Oktoberfest getrunken und gesoffen werden. Betroffen von dem Verbot sind auch Nebenzimmer in grösseren Gaststätten oder Vereinsgaststätten. Nur ganz wenige Ausnahmen gibt es noch: Zum Beispiel dürfen psychisch Kranke weiter in speziellen Räumen in Kliniken saufen.

Eine Mehrheit von 61 Prozent der 37,7 Prozent der Wähler, die an der Abstimmung teilnahmen, votierten gegen die bisherige Regelung, wie die Wahlleitung in München mitteilte. Diese erlaubte den Alkoholgenuss in Nebenräumen von Wirtshäusern, in kleinen Einraumkneipen und in Bierzelten. Durch einen Aufstand der Minderheit der Alkoholgegner , schreibt Die Anmerkung, sei es nun gelungen, das Verbot ohne Ausnahmen wieder in Kraft zu setzen. Ein Gewinn an Freiheit, die immer Einsicht in die Notwendigkeit ist, ein Gewinn an Lebensqualität für Nichttrinker und Zuhausefernsehgucker. Eigentlich war in Bayern schon Anfang 2008 das bundesweit strengste Bier-, Wein- und Schnapsverbot in der Gastronomie eingeführt worden. Doch die CSU lockerte nach ihren Verlusten bei den Kommunalwahlen im März 2008 die Regelungen und schuf zusammen mit dem Koalitionspartner FDP 2009 weitere Ausnahmen. Dies war der Auslöser für ein erfolgreiches Volksbegehren, mit dem die Bayern nun Sachsen-Anhalt nacheifern, wo der Innenstaatssekretär Rüdiger Erben bereits seit längerem an einem totalen Alkoholverbot feilt.

38 Kommentare:

nwr hat gesagt…

Wieso "Verbot"? Die können doch vor dem Restaurant ihr Bier trinken, da belästigen sie wenigstens nicht die enthaltsamen Gaststättenbesucher!

Beobachter hat gesagt…

Hallo,

wer sicher und gesund leben möchte hat nun mal auf einiges zu verzichten, besonders wenn dies eine Minderheit im Sinne der Demokratie entscheidet. Das ist doch ein trickreicher Zug in einer Diktatur, das Volk dumm und desinteressiert halten und die hohlen Staats- und Propagandagläubigen entscheiden im Sinne der Masse.

Auf auf, in den Untergang, jeden Tag einen Schritt voran!

Beobachter

vakna hat gesagt…

@Beobachter:

Das war immerhin ein Volksbegehren.
Auch mit 37,7% Teilnahme ist das gültig, das ist übrigens auch die ungefähre Teinehmerquote in der Schweiz. Auch bei direkter Demokratie entscheidet die Mehrheit der Abstimmenden. Wer Zuhause sitzen bleibt, akzeptiert das Ergebnis stillschweigend.

Ich beobachte gerade dieselben Reflexe wie in der Schweiz: Ist das Ergebnis angenehm, ist es eine Mehrheitsentscheidung. Ist das Ergebnis unangenehm, sind es ja bloß soundsoviel Prozent der Abstimmenden, also nicht die Mehrheit der Bürger.

So funktioniert das aber nicht. Wer direkte Demokratie fordert und bekommt, muß auch mit den Ergebnis leben können.

ppq hat gesagt…

also ich habe sie nie gefordert. denn dann hätten wir ganz schnell wieder die todesstrafe

Stimme aus dem Kissen hat gesagt…

Hätte es nicht ausgereicht, auf jedes Bierglas einen großen Schriftzug zu drucken, dass Alkohol Lungenkrankheiten verursacht und die Haut schneller altern lässt? Oder die allseits beliebte Lebensmittel-Ampel aufzudrucken, damit der Verbraucher weiß, dass Alkohol Alkohol enthält? Manmanman.

Die Anmerkung hat gesagt…

Demokratie ist eine Hure. Willig und zu allem bereit, wozu sie gebucht wird, sofern sie sich buchen läßt. War noch nie anders und ist es auch heute nicht.

Bei 18% Befürwortern des strikten Alkoholverbotes in Bayern ist es lächerlich, überhaupt den Mund aufzumachen, weil man sich in jedem Falle lächerlich macht.

Die Woche mit einer Wolke von Sprechblasen beginnen zu müssen, weil nun jeder zweite Abstimmbefürworter sein eigenes Zitat in den Leidmedien widerfinden möchte, ist auch nicht gerade angenehm.

@vakna

"Wer zu Hause bleibt, akzeptiert das Ergebnis stillschweigend."

Genau das macht er nicht. Er ist zu Hause geblieben. Über seine Meinung, seine Willensbekundung usw. wissen wir mithin nichts.

Wir wissen nur zwei Dinge sehr zuverlässig. Die Teilnahme am Volksentscheid fand der Daheimgebliebene arschlos. Aus welchen Gründen auch immer. Deswegen ist er nicht hingegangen.

Und zweitens war er nicht dafür, denn sonst hätte er zwingenderweise hingehen müssen.

Beobachter hat gesagt…

Hallo,

ich forderte dies auch nicht, denn nun ist sie da die Regierung der Dummen (Ochlokratie). 50% der Deutschen sind Dümmer als die andere Hälfte, somit können Volksentscheide nur zum Wahnsinn führen. Schaut euch die Regierenden mal genauer an. Sie sind dumm, vorlaut, widerlich, wechseln ihre Ämter als wären sie Genies und verständen von allen was (van de Laien, Schäuble etc.) und reiten uns in immer größere Scheiße rein.

@vakna 37,7 ist eben nicht gültig egal ob pro oder kontra. Dann soll der Entscheid eben wiederholt werden, bis 51% (Mehrheit) abstimmen gehen, wenn immer wieder keiner wählen gehen will, dann ist der Mist eben unwichtig und mann sollte sich anderen, wichtigeren Dingen widmen. Was wird denn wenn der "Staat" jeden Tag etwas verbietet? Zucker, Schokolade, Bier, Schwimmen, Lachen, Internet... jeden Tag was neues und irgendwann hat keiner Bock mehr zu wählen weil sie anderes zu tun haben und die Hirnlosen stimmen immer dafür(!) siehe Rauchverbot, dann ist bald alles verboten. Und was man mit dem Pack das sich dies wünscht, z.B. unsere klugen Führenden der Regierung und deren roten Zuflüsterer machen sollte, das sagte PPQ bereits. "denn dann hätten wir ganz schnell wieder die todesstrafe"

ppq hat gesagt…

todesstrafe aber nur für kinderschänder und manager!

vakna hat gesagt…

Ja, genau, das Volk ist dumm, deshalb darf man es nicht abstimmen lassen. Dasselbe Gewäsch, das selbsternannte Eliten immer ablassen, wenn ihnen ein Entscheid nicht gefällt.
Dummerweise haben die Entscheide der "Eliten" eigentlich immer langfristig ins Chaos geführt, oder warum steht die Schweiz mit ihren abstimmungsberechtigten "dummen Bauern" relativ gut da?
Das nennt man "Schwarmintelligenz". Die sorgt dafür, daß es langfristig keine extremen Entscheidungen gibt.
Wie intelligent die deutschen "Eliten" sind sieht man schon daran, daß sie es nicht einmal fertig bringen, ein Land weiter südlich zu sehen (nein, Österreich ist nicht gemeint).

Die Folgen, die hat sowieso immer das Volk zu tragen, also soll es auch abstimmen!
Und wenn es nicht abstimmen darf, dann soll man so ehrlich sein, die Regierungsform nicht "Demokratie" zu nennen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Genau darum geht es. Die können das Alkoholverbot in Bayern und die Vorgänge drumherum nenen, wie sie gerne möchten, nur hat das alles nichts mit Demokratie und Volk zu tun.

Und daß das Volk dumm ist, das hat hier bisher niemand angezweifelt.

Beobachter hat gesagt…

@vakna,

wenn meine Worte "Gewäsch" sind, bitte ignorieren, ansonsten:

Die meisten sind dumm, siehe Gauß´sche Normalverteilung. Und dazu zähle ich das meiste Personal sowie die komplette Politikerbande.

Und:

"Die Folgen, die hat sowieso immer das Volk zu tragen, also soll es auch abstimmen!
Und wenn es nicht abstimmen darf, dann soll man so ehrlich sein, die Regierungsform nicht "Demokratie" zu nennen."

Warum sollte man in der Sklaverei die Wahrheit sagen? Ich würds genauso machen, die Leute schlucken es doch.
Natürlich nicht weil sie "dumm" sind.

lol

Beobachter

Beobachter hat gesagt…

Ach ich vergaß,

"Schwarmintelligenz" hat nichts von dem gebracht was wir alle z.Z nutzen dürfen, denn nur das einzelne wirklich freie Wesen bringt Weltverändernde Dinge herveor. Wer wie im Schwarm Leben will, soll nicht jammern, dass er nichts wert ist und nichts bedeutet und somit auch nichts zu sagen hat.

Beobachter

ppq hat gesagt…

wie man das richtig sehen muss und darf, ist doch imemr abhängig davon, ob einem das ergebnis passt. ich bin z.b. felsenfest der ansicht, dass bisher niemand gezwungen wurde, in eine kneipe zu gehen, in der raucher qualmten. genauso freiwillig muss der kneiper entscheiden dürfen, ob er lieber die einen oder die anderen als gäste möchte.

wenn eine initiative, die sich "volksinitiative" nennt, nun kommt, und der individuellen entscheidung des einzelnen durch eine kollektivvorgabe abhilft, empfinde ich das als wenig freiheitlich.

selbstverständlich muss man es akzeptieren, schließlich hätten alle, die anderer meinung sind, die möglichkeit gehabt, daggeen zu stimmen. nur sehe ich hier das folgende problem: vom 100 leuten gehen vielleicht 20 regelmäßig in eine kneipe, von den 20 kann nun sogar die mehrheit FÜR ein abgestuften rauchverbot, eine liberale lösung sozusagen, sein. trotzdem käme am ende raus,w as jetzt rausgekommen ist.

das ist das fragwürdige daran: dass in der mehrheit nicht betroffene abstimmen. aber das wäre natürlich bei jedem thema so. ich wette, die masse derer, die kein aktiendepot hat, würde ebenso reichen, alle börsen zu schließen wie die, die keinen sex mehr haben, durchsetzen könnten, dass "irreguläre sexpraktiken" (natürlich würden die nicht näher beschrieben) untersagt werden.

ppq hat gesagt…

da hat sichs dann mit der schwarmintelligenz - die ist nämlich im zweifelsfall nicht klüger als ihre bestandteile, sondern nur halb so dumm.

vakna hat gesagt…

@Beobachter:

Keine Ahnung, ob du dich für klug hältst oder wirklich bist, du bist auf alle Fälle zu bequem, mal über den deutschen Kleingartenzaun zu sehen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich habe was dagegen, daß mir hier ein Minderheitenvotum, ein ziemlich kümmerliches zumal, als Votum des Volkes verkauft wird. Und das auch noch zu Beginn der Woche.

Unter dem geht es aber in Zeiten medialer Aufmerksamkeitserhaschung nicht mehr. "Ganz Deutschland"... "Die Brandenburger"... usw. Und nun: "Das bayerische Volk hat entschieden."

Der deutliche Mehrheit ging das ganze Trara am Arsch vorbei, die fanden Bebauchpieselung bei bestem Sommerwetter persönlich wichtiger und werden jetzt vereinnahmt, wo es nichts zu vereinnahmen gibt.

Ich habe auch das Problem damit, daß Minderheiten Entscheidungen für die Mehrheit fällen, wo die Mehrheit möglicherweise noch eine oder zwei zusätzliche Abstimmalternativen gehabt hätte.

Entweder / Oder, das ist für viele eben keine Wahlmöglichkeit, ergo bleiben sie gleich ganz weg, weil ihr Votum gar nicht zur Abstimmung stand.

Und mit Verlaub. Ein bayerischer Biergarten, wo nicht geraucht werden darf. Ich lach mich kaputt. Geht mir wiederum am Arsch vorbei, da ich nicht in Biergärten gehe.

vakna hat gesagt…

@ppq:

Deine Freiheit hört da auf, wo meine anfängt (und umgegehrt).
Das ist das Prinzip des Zusammenlebens in Gruppen.

Natürlich darf ein Wirt bestimmen, ob in seinen Gemächern geraucht werden darf oder nicht, dann darf er seine Gemächer aber nicht öffentlich zugänglich machen.

Eine Kneipe ist ein Laden, in dem Trinken und manchmal sogar Essen verkauft wird, also quasi öffentlicher Raum. Darum untersteht der Betrieb gewissen Gesetzen. Öffnungszeiten, Sperrstunde, Alkoholausschank. Hygienevorschriften.

Momentan kann man mit seinen Kindern in die Kneipe und sie dürfen dort keinen Alkohol trinken, aber eingequalmt werden.
Prima, was?

Und wenn du mir erzählst, ich solle doch in eine Nichtraucherkneipe, dann sag mir bitte auch, wo ich dieses seltene Stück finde. Oder noch besser, ich komme mit Vuvuzela und mache Lärm, kannst ja gehen, wenn es dir nicht paßt. Ist ungefähr dasselbe Niveau.

vakna hat gesagt…

"Ich habe was dagegen, daß mir hier ein Minderheitenvotum, ein ziemlich kümmerliches zumal, als Votum des Volkes verkauft wird."

Das ist nunmal so bei Volksentscheiden. Es entscheiden die, die zur Abstimmung gehen.

Volksabstimmung ist nicht "Mehrheitsentscheidung des Volkes" sondern "Mehrheitsentscheidungen derer, die den Arsch bewegen".

Irgendwie scheint das aber nicht so das Ding der meisten Deutschen zu sein, die wollen lieber einen Kanzler, Kaiser oder Führer haben, der sagt, wo es lang geht.
Und wenn es schief geht, hat man den Schuldigen schon parat.

Die Anmerkung hat gesagt…

@vakna

Das ist so nicht bei Volksentscheiden. Dann ist an diesem Instrumentarium etwas falsch.

Entweder das Volk entscheidet, dann darf man es auch so benamsen, oder eine kümmerliche Minderheit hilft dem Volk etwas über. Dann darf man das aber auch so klar benennen.

Ich sage ja auch, daß der berühmte Spruch "Im Namen des Volkes ergeht das folgende Urteil" genau der gleiche verbale Schrott ist.

Kein einziges Urteil ergeht im Namen des Volkes. Sie ergehen im Namen des urteilenden Gerichts bzw. Richters und der Beisitzer. Mit Volk hat das nichts zu tun. Mit völkisch schon.

ppq hat gesagt…

@vakna: komischerweise werden bei dem thema alle unfassbar schnell biestig.

ich weiß nicht, welche kneipen du besuchst, aber in denen, in denen ich seit etwa 32 jahren gelegentlich weile, ist immer geraucht worden, ohne dass es darum auseinandersetzungen gab. jede von den dingern hat inzwischen sogar lüftungen und in keinem fall kann ich mich erinnern, dass irgednwer auf die bitte am nebentisch, nicht zu rauchen, nicht eingegangen ist.

die sache ist doch eigentlich so: die klientel, die abends in der kneipe sitzt, ist überwiegend (das kannst du jeden abend in einer beliebigen schenke nachprüfen) eher auch dem qualme zugeneigt. die, die an 6 von sieben wochentagen ganz unter sich dort sitzen, wo sie immer saßen, kriegen jetzt von denen, die einmal im monat vorbeikommen, gesagt, wie sie sich die restlichen 30 tage zu verhalten haben.

am ende ist es wie es in der kurzen zeit war, als etwa in Sachsen-anhalt schonmal ein totales rauchverbot galt: 4/5tel der kneipenbesucher standen vor der tür, selbst die nichtraucher kamen dann hinterher, weils draußen lustiger war.

das fanden nur die anwohner nicht, die die lärmende lebenslust der totgeweihten qualmer zu laut fanden und die polizei riefen.

zwei musikklubs in der kulturhauptstadt halle hat das die existenz gekostet. und der nutzen? ich sehe ihn nicht, außer dass der bereich, in dem meine freie entscheidung zählt, wieder ein stück enger geworden ist.

ich glaube eigentlich daran, dass vernunftbegabte wesen in der lage sein sollten, sich auf die respektierung der freiheitsrechte zu einigen, ohne dass es dazu immer des staates bedarf. ich pisse nicht in deinen vorgarten, du spukst nicht an mein fenster, wir werfen kein altpapier vom balkon auf die wiese und spielen sonntagmittag nicht e-gitarre auf dem dach. das geht doch auch.

aber kein qualm mehr im biergarten? ich bitte dich! der ist sogar draußen! ich frage mich da nur noch - was kommt als nächstes?

Beobachter hat gesagt…

@vakna

Dein letzter Post an mich zeigt mir womit ich es zu tun habe, du hast nichts zu meinen Argumenten gesagt, somit auch nicht verstanden. :D

Und wenn das faule Pack, welches nicht invalid oder irgendwas ist, was sich über andere aufregt endlich mal anfängt selbst was zu machen, anstatt sich ins Nest andere zu setzen und vom der Arbeit anderer zu Leben, dann wird auch alles besser. Vakna, Raucherkneipen widern dich an? Dann geh doch nicht hin oder eröffne selbst(!) eine Nichtraucherkneipe. Niemand steht dir da im Weg. Und wenn die Nichtraucherkundschaft ach so groß ist, warum gibt es dann nicht Nichtraucherkneipen ohne Ende? Und wenn deine Kundschaft welche das Rauchen hasst nicht eintrudelt und du Pleite gehst, Pech. Aber das gesammte Volk wollte es so. (lol)
Es ist ein Unterschied ob ich dir ins Ohr Hupe oder ob ich mich neben jemand Stelle welcher gerade auf der Vuvuzela spielt. Die Raucherkneipe kommt nicht zu dir, du gehst hin...

"Keine Ahnung, ob du dich für klug hältst oder wirklich bist, du bist auf alle Fälle zu bequem, mal über den deutschen Kleingartenzaun zu sehen."

Lies doch nochmal deine Post´s ^^

Grüße

Stimme aus dem Kissen hat gesagt…

ich frage mich da nur noch - was kommt als nächstes?

Genau darum geht's.

Man wird irgendwie das Gefühl nicht los, dass es im Grunde gar nicht um das Rauchverbot geht, sondern ums Bevormunden. Denn mir fällt auf, dass die erbittersten Rauch-Gegner komischerweise diejenigen sind, die so gut wie nie ausgehen und das auch in Zukunft (in von nun an rauchfreien Kneipen) nicht tun werden. Die aber auch sonst immer eifrig vorn mit dabei sind, wenn es darum geht, anderen Leuten zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Angefangen von der Glühbirne bis zum Im-Bett-Fernsehen oder wenn man halt erst im Morgengrauen in die Kiste geht oder was man sich aufs Brot schmiert.

Das sind meist Leute, die geradezu besessen sind von ihrem eigenen, oft ziemlich eng abgesteckten Lebensstil und jeden, der für sich die Dinge anders entscheidet, als persönliche Beleidigung werten, anstatt die Leute einfach so leben zu lassen, wie sie es für richtig halten.

Dahinter verbirgt sich meiner Ansicht nach eine große Unsicherheit. Der eigene Lebensstil der Bevormunder muss von diesen immerzu aufs Neue vergewissert werden, indem er anderen aufgezwungen wird und damit zum Standard gemacht werden soll. Fügt sich der störrische Teil der Bevölkerung nicht, werden oft massive Daumenschrauben angesetzt, teils mit Hilfe von Gesetzen, die teilweise an Abstrusität unübertroffen sind.

ppq hat gesagt…

"Dahinter verbirgt eine große Unsicherheit. Der eigene Lebensstil der Bevormunder muss von diesen immerzu aufs Neue vergewissert werden, indem er anderen aufgezwungen wird und damit zum Standard gemacht werden soll. Fügt sich der störrische Teil der Bevölkerung nicht, werden oft massive Daumenschrauben angesetzt, teils mit Hilfe von Gesetzen, die teilweise an Abstrusität unübertroffen sind", trifft es ganz genau auf den Nagelkopf.

ich würde sogar noch weitergehen und vermuten, dass die gesellschaft an einem punkt ist, wo es ihr zu lange zu gut ging.

der anfang ist ja immer der, dass alles durcheinander läuft, eregelungsbedarf und anarchie einerander überlagern, wilder westen, sozusagen.

dann werden korsettstangen eingezogen, das recht kommt und regeln gelten, die alles sicherer und gewisser machen. dazu zähle ich ausdrücklich dinge wie verkehrszeichen, autokatalysatoren, zeiten zum tubaüben und staatliche klärgrubenvorschriften.

irgendwann aber ist alles geregelt und geplant, nur die, die regeln und pläne setzen, sind imemr noch da. was folgt, ist der neue akt: sie drehen an den berühmten "stellschrauben" , obwohl es überhaupt nicht nötig wäre, sondern einfach nur, weil sie da sind und es können.

das erklärt dann auch eine unendliche diskussion darüber, ob steuern steigen oder sinken müssen. die vorstellung, dass alle gut damit leben könnten, wenn sie einmal fünf jahre lang einfach so blieben wie sie sind, die gibt es in diesen kreisen gar nicht mehr.

ich schrieb das irgendwo in diesem unendlichen board schonmal, wenn ich mich recht besinne: aus mangel an möglichkeiten, die gegenwart zu regieren, regieren sie die zukunft. und heute möchte ich ergänzen: aus mangel an möglichkeiten, wichtiges zu bewegen, bewegen sie nichtiges.

Stimme aus dem Kissen hat gesagt…

Ja, so isses.

Da sind zum einen die Privat-Bevormunder. Wo man mit dem Gut-Gemeint weit übers Ziel hinausgeschossen ist. So Leute, die sich wirklich in jeden Einkauf einmischen und in jede Glühbirne.

Und dann die beruflichen Bevormunder, die immer neue Regelungen als so eine Art Arbeitsnachweis betrachten. So wie die Pfadfinder das Motto haben "Jeden Tag eine gute Tat" erfinden Berufs-Bevormunder ständig neue Vorschriften. Weil sie nun mal dafür da sind. Ich hoffe, dass mit den Sparmaßnahmen auch etliche solcher Behörden erledigen.

Wir haben hier zum Beispiel ein neues Straßenschild, und zwar FEST INSTALLIERT. Wegen einer Ölspur. Ein fest installiertes Ölspurstraßenschild. Ich wette, dass für diesen Vorgang allein mit Planung und Umsetzung locker an die 1000 Arbeitsstunden draufgegangen sind. Mit einem Stundensatz von vielleicht 60 Euro. Weil der Bürger ja gewarnt werden muss wegen einer Ölspur, die schon bei Installation des Schildes gar nicht mehr vorhanden war.

und heute möchte ich ergänzen: aus mangel an möglichkeiten, wichtiges zu bewegen, bewegen sie nichtiges.

Sie beschäftigen sich mit Nichtigkeiten, weil sie mit den eigentlichen Problemen überfordert sind. Erst macht man die Welt mit immer neuen Regelungen und Ausnahmen von den Regelungen und Ausnahmen von den Ausnahmen extrem unübersichtlich und kompliziert, so dass sich manche kleineren Betriebe schon gar nicht mehr trauen, jemanden einzustellen, weil sie die rechtlichen Folgen gar nicht mehr übersehen können. Und dann hinterher blicken Politiker selbst nicht mehr durch.

Vor einiger Zeit hatte ich mal ein Gespräch mit einer SPD-Sozialpolitikerin. Die hatte keine Ahnung, dass Selbständige den doppelten KK-Betrag bezahlen müssen, also Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeitrag. Muss man als Otto Normalverbraucher auch nicht wissen, wohl aber als Sozialpolitiker. Und da Politiker zum großen Teil selbst nicht mehr durchblicken (insbesondere Finanzkrise, Steuerpolitik, Naher Osten) focussiert man sich dann auf solchen Pipi-Mist wie Glühbirnen oder Duschkopfgrößen usw.

Beobachter hat gesagt…

Mal zum Auflockern:

Duschkopfgrößen können wichtig sein. ^^

Ansonsten stimme ich eurem Dialog zu. Ich möchte nur hinzufügen, Freiheit braucht so wenig Gesetze wie möglich. Alles andere ist keine mehr.

Stimme aus dem Kissen hat gesagt…

@ Beobachter

Ja. Ich bin der Ansicht, dass es ein paar wenige, große klare Achsen geben sollte. Z. B. auch was diese ganze Finanzwelt betrifft, Sozialgesetzgebung, Steuergesetzgebung usw. Und dass der Staat sich im Gegenzug aus sämtlichen Details herauszuhalten hat. Es geht den Staat schlicht nichts an, wann und wie ein Hausbesitzer wo ein Fenster auswechselt oder wie man duscht. Das ist so ein krankhaftes Super-Nanny-Tum, das sich ausgebreitet hat. Völlig absurd.

Dahinter steckt meiner Ansicht nach auch ein ganz großes Misstrauen von Einzelpersonen dem Bürger gegenüber: so nach der Devise "Man muss ihn gängeln, weil er sonst außer Kontrolle gerät". Was aber auch bemerkenswerterweise ja indirekt wieder Einblick erlaubt in die Erlebenswelt solcher Bevormunder. Wobei ich mich mit der Psyche dieser Leute eigentlich gar nicht näher befassen will. Es reicht, dass man sie sich ständig vom Hals halten muss, mit immer neuen Maßnahmen. Meiner Ansicht nach führt die Überregulierung auch letztlich zur Entsolidarisierung des Bürgers mit dem Staat.

nwr hat gesagt…

@Beobachter
"Die meisten sind dumm, siehe Gauß´sche Normalverteilung."

Häh? Nach Gauß wären die meisten "normal" intelligent.

Und ein Statist ist kein Statistiker!

Die Anmerkung hat gesagt…

Der Grundzustand eines Volkes ist nunmal seine normale Blödheit. Intelligenz, Superinztelligenz als auch Strunzdumme sind die normalen Abweichungen von diesem Zustand.

Nach Gauss ist ein Volk vollkommen normal blöd, und das auch noch gut verteilt.

ppq hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
ppq hat gesagt…

wenn ich da kurz unterbreche dürfte: nach meinen berechungen müsste man, um zu berechnen, ob mehr als die hälfte blöd ist, wissen, ob die blöden mehr doof sind als die schlaueren klug. das halte ich aber für wenig wahrscheinlich, weil dummheit nach unten hin endlich ist, intelligenz nach oben aber zumindest theoretisch unendlich. wenn 100 der durchschnitt ist, kann einer 0 haben, aber ein anderer auch 210, anders gesagt: ein einzelner kann sozusagen höchstens hundert iq-punkte unter dem durchschnitt liegen, ein anderer aber durchaus 600 punkte drüber.

da sich der durchschnitt aus allen berechnet, wenn man ihn berechnen könnte (man weiß ja leider nicht alle iq von allen), hieße das also wohl, dass die mehrheit dümmer als der durchschnitt sein muss.

ich bitte aber jetzt nicht einzuwenden, dass 100 nicht der durchschnitt ist. ich bin zwar doof, aber das war echt nur eine beliebige zahl als beispiel.

Gustav Fröhlich hat gesagt…

"..weil dummheit nach unten hin endlich ist.."

um mit Einstein zu argumentieren:

dummheit ist nach oben unendlich..
nach unten hin endlich ist die intelligenz..

Beobachter hat gesagt…

Um es noch aufzuklären. Es kann nicht anders sein, als das 50% klüger als die anderen 50% sind, somit sind diese dümmer. Da man z.B. bei 10 Menschen 5 findet welche klüger als die anderen 5 sind, ist dies immer so. :)

Zieht in der Gauß´schen Vertelung einen Senkrechten Strich in der Mitte und darüber und darunter bzw. links und rechts davon liegen dann jeweils 50%.

Gute Nacht

ppq hat gesagt…

Aufklärende Lektüre dazu.

nwr hat gesagt…

@Beobachter
Eben, der Strich ist dann "normal", auch wenn dort aus Sicht des Klugen totale Blödheit und aus der Perspektive des Dummen hohes Wissen angesiedelt sind.

@ppq:
Einen IQ von 0 gibt es nur bei Toten. 60 ist schon arge Debilität, 140 Genialität. Mehr dazu beim Intelligenzforscher Weiss: http://www.v-weiss.de/

vakna hat gesagt…

@ppq:

"ich weiß nicht, welche kneipen du besuchst, aber in denen, in denen ich seit etwa 32 jahren gelegentlich weile, ist immer geraucht worden, ohne dass es darum auseinandersetzungen gab."

Das Mysterium kann ich dir erklären:

Die Nichtraucher haben aufgegeben, von den Rauchern (den) Anstand einzufordern(, den ich vor Jahrzehnten noch erleben durfte).

Als Nichtraucher mußte man es einfach hinnehmen, mit kratzendem Hals und stinkenden Klamotten nach Hause zu gehen, wenn man nicht mit Süchtigen diskutieren wollte. Der Weg des geringsten Widerstandes, den auch die Wirte gegangen sind.

Ich lese dan noch: "Respektierung der Freiheitsrechte."
Gut gebrüllt Löwe, klappte aber leider nur in der einen Richtung. Wenn es auch in der anderen Richtung geklappt hätte, wäre die Volksabstimmung wohl garnicht zustande gekommen.

Hier im Kanton hat man die Wirte dazu verdonnert, Nichtraucher- und Raucherbereiche baulich zu trennen. Das klappt ganz gut, wir können jetzt rauchfrei essen (selbst viele Raucher unter uns genießen das) und die Wirte, die etwas kreativ sind, haben keine Einbußen.

vakna hat gesagt…

@Beobachter:

Ich kann/will nicht begreifen was du sagen willst, du kannst/willst nicht begreifen, was ich sagen will.

Sind wir jetzt quitt?

ppq hat gesagt…

"Hier im Kanton hat man die Wirte dazu verdonnert, Nichtraucher- und Raucherbereiche baulich zu trennen."

das wäre auch meine lösung, so ähnlich haben wir es im osten. klappt ja aber nun in bayern nicht mehr.

ppq hat gesagt…

@nwr: ein iq von 210 ist aber auch noch nicht bekannt geworden, oder? und 600? völlig unmöglich, der mensch würde verrückt werden.

also stell die betrachtung auf werte von 60 bis 190 um, dann stimmt es wieder - runter geht es nicht so tief, wie es hoch gehen kann, oder? denke ich da falsch?