Sonntag, 31. Oktober 2010

Armut trifft vor allem Arme

Alleinlebend, Frau, arbeitslos: Das sind die in dieser Woche größten Armutsrisiken in Deutschland, hat das Statistische Bundesamt herausgefunden. Neuen Berechnungen des "Spiegel" zufolge, der zuletzt im August eine Armenquote von 14,6 Prozent aus den Zahlen des Bundesamtes gelesen hatte, sind nunmehr schon 15,5 Prozent der Menschen in Deutschland arm oder armutsgefährdet. Betroffen sei jeder Sechste, schreibt das frühere Nachrichtenmagazin, dass seit einem internen Verbot, das eigene Archiv zu benutzen, die Zahlen der jeweils aktuellen Ausgabe nicht mehr mit denen der Vorwoche vergleichen kann.

So ist infolge fortschreitender Informationsverdünnung jetzt schon jeder "Sechste" arm - ein abrupter Anstieg seit August, als es nach "Spiegel"-Berechnungen noch "jeder Siebte" war. Und das mitten im größten Aufschwung seit dem Beginn der Autobahnarbeiten an der Strecke Frankfurt - Darmstadt vor vor 77 Jahren. Überraschenderweise, das verraten die Zahlen, trifft die neue Armut vor allem Arbeitslose, die nicht über hohe Einkünfte, Erbschaften oder einen gut bezahlten Job verfügen. Zwei Drittel aller Menschen ohne Arbeit "haben unterdurchschnittlich viel Geld", klagt der "Spiegel" zurecht an. Allerdings sei das kein Einzelfall: Auch Menschen mit einem Job sei nicht auf der sicheren Seite, wenn ihre Arbeit nicht gut bezahlt werde. "Etwa jeder 15. Erwerbstätige gilt den Statistikern zufolge als arm oder armutsgefährdet", schreibt das Blatt, habe also wenig Geld, wodurch sich zeige, dass Armut vor allem die Ärmsten treffe, die nicht über viel Geld verfügten.

Die Zahlen bezögen sich auf das Jahr 2008 und seien etwa genauso hoch wie im Vorjahr, schreibt das Magazin aus der Erinnerung, das im Sommer noch beunruhigt gewesen war, weil nach den Zahlen aus dem Jahr 2009 "das Armutsrisiko in ganz Deutschland gestiegen" war. Im August waren dadurch 14,6 Prozent aller Bundesbürger zwischen Flensburg und Füssen armutsgefährdet, 0,9 Prozent weniger als heute, wo von einem "Anstieg" erstmals in der Geschichte der Armutsberichterstattung seit der deutschen Einheit nicht die Rede ist.

"Die Schwelle zur Armut" sei diesmal "anders berechnet worden", erläutert die Fachredaktion, deren Angaben zufolge zuletzt noch eine Konstellation von "alleinlebend, Frau, arbeitslos und aus dem Osten" sichere Garantie für ein Leben an der Armutgrenze gewesen war. Im "Turboaufschwung" (Rainer Brüderle) hat sich der Osten offenbar abkoppeln können. In den aktuellen Armutsartikeln spielt der Osten keine Rolle mehr.

2 Kommentare:

VolkerStramm hat gesagt…

Auch die Ausgaben für freiwillige, also vom Gesetzgeber nicht vorgeschriebene Sozialausgaben können in der Hauptstadt nur geschätzt werden, weil es niemand genau weiß, offenbar auch bisher nicht wissen wollte: etwa zwei Milliarden Euro im Jahr. Ein großes Stück von diesem Kuchen jedenfalls hat sich die Treberhilfe reserviert, die sich auch um gescheiterte, früh kriminelle Jugendliche und um Familien mit allerlei Nöten kümmert.
Wenn wir mal Berlin als Durchschnitt annehmen, wären das also handgeschätzt 40.000.000.000€, die „für freiwillige, also vom Gesetzgeber nicht vorgeschriebene Sozialausgaben“ in Deutschland alljährlich den Dummen (d.h. den Arbeitenden) für die Bespaßung des Sozialadels abgeknöpft werden.
Runtergerechnet auf 3.000.000 Arbeitslose wären das 13.000€/Stk. Davon die Hälfte für die raffgierige Helferindustrie (von irgendwas muss ja der Sozialmaserati finanziert werden), die Hälfte auf das Stamokap-Opfer - macht für jeden Hartzi pro Jahr schlappe 6.500€ zusätzliche Einnahmen. Netto!

Und wieder stehe ich ratlos vor der Frage, warum die Schlecker-Verkäuferinnen, die Supermarktkassiererinnen und die Wachmänner sich das antun.

Anonym hat gesagt…

Überraschend, daß sich dennoch so viele Frauen für den Lebensweg als Frau entscheiden und alleinstehend ein Kind von irgendwem bekommen.