Freitag, 25. Februar 2011

Internet wird endlich sicher

Eine Erfolgsgeschichte, wie sie selten ist im innovationsfeindlichen Deutschland. Ausgerechnet die Deutsche Post, eine Staatsdinosaurier in Gelb, liegt ganz weit vorn bei der Durchsetzung vertrauenswürdiger Kommunikation über das Internet: Mit dem E-Postbrief hat das Unternehmen vor mehr als einem Jahr ein überzeugendes Konzept für das Versenden von E-Mails über einen kostenpflichtigen Dienst vorgestellt. Die Idee dahinter ist simpel: Statt Bücher, Eintrittskarten oder Gebrauchtwagen wie bisher einfach zu erwerben, indem der Käufer etwa beim Internetkaufhaus Amazon, bei Tickethändlern wie Eventim oder bei Ebay auf den "Kaufen".-Knopf drückt, soll es künftig damit getan sein, einen verschlüsselten E-Postbrief an die E-Postbrief-Mailadresse des Geschäftspartners zu versenden, der in den meisten Fällen sogar kostenlos sein wird.

Vor einem Jahr war die Deutsche Post stolz, total "starke Partner" für die tolle Innovation vorstellen zu können. Die Allianz und Mercedes-Benz, eine kleine Versicherung und der ADAC waren bereit, ihre Kunden und Mitglieder künftig per E-Postbrief zu kontaktieren. Irgendwie würde man schon eine Möglichkeit finden, den Empfängern nahezulegen, sich auch einen E-Postbrief zuzulegen.

Denn immerhin hatte die Deutsche Post damit "eine Kommunikationsplattform geschaffen, die für Unternehmen und Privatkunden flächendeckend nutzbar und einfach zugänglich ist" (Eigenwerbung). Zwar ist laut Post-Pressestelle seitdem außer dem großartigen französischen Unternehmen Compart, das sein "fundiertes Know-how für die intelligente und leistungsfähige Verarbeitung und Verteilung von Dokumenten zur Verfügung" stellen wird, kein "starker Partner", ja eigentlich sogar gar kein Partner mehr hinzugestoßen zur Kommunikationsplattform die "den Weg zu einer sicheren Kommunikation im Internet ebnet".

Dennoch hat der Bundestag jetzt grünes Licht gegeben, das totgeborene Kind zur Welt zu bringen. Mit dem "Gesetz zur Regelung von De-Mail-Diensten" verabschiedete Schwarz-Gelb eine Regelung, die für viele nachfolgende Regelungen gut ist. Sofort forderte die Opposition, dass "die Beweislast für den Empfang von Nachrichten" nicht auf die Bürger abgewälzt werden dürfe, eine Regulierungskommission das maximale Porto einer De-Mail verbraucherfreundlich festgelegen solle. Das Blogampelamt müsse hier zwingend nach zwei Jahren prüfen, ob Bürger, "die den Dienst nicht nutzen wollen oder können, benachteiligt würden".

Große Freude dagegen bei der Koalition, die glücklich ist, dass De-Mail- und E-Postbrief-Nutzer künftig "rechtsverbindlich mit Behörden und Unternehmen sowie untereinander kommunizieren" könnten. Dazu könne jeder in das öffentliche Adressverzeichnis aller E-Postbrief-Nutzer schauen, sich nach Belieben Adressaten heraussuchen und sie mit rechtsverbindlichen Mitteilungen unterhalten.

Anders als ursprünglich geplant, werden sogenannte "Schäuble-Mails" nicht an der Domainendung nach dem @ zu erkennen sein. Nach dem gigantischen Erfolg des neuen Personalausweises, der mit seiner aufwendigen "qualifizierten digitalen Signatur" vielen Buch, Platten und Immobilienkäufern eine große Hilfe wäre, gäbe es irgendwen, der Bücher, Musik oder Häuser gegen Vorlage der E-Signatur verkaufen würde, deutet sich ein neuer Erdrutschsieg des vollelektronischen Merkel-Kabinetts an: In Verbindung mit der elektronischen Gesundheitskarte und der lebenslang gültigen Steueridentifikationsnummer gibt es hier Arbeit und Brot für mehrere Generationen von Datenschutzbeauftragten.

So funktioniert die Schäuble-Mail:

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist ja dann fast wie Gesichterbuch, wo man als Gesichterbuchnutzer die anderen Gesichterbuchnutzer auffordern kann, einem eine Mitteilung zu schicken, daß sie einen zu ihren Gesichterbuchfreunden hinzufügen. Das nennt sich dann Dattelschutz?

ppq hat gesagt…

so habe ich das verstanden. nur dass der datenschutz hier eben total irre öffentlich und vollsicher ist!

Die Anmerkung hat gesagt…

Mit dem De-Mail-Gesetz schafft die christlich-liberale Koalition die Rahmenbedingungen für eine moderne digitale Kommunikation.

ppq hat gesagt…

endlich! möchte man rufen. bis eben habe ich auf diese "moderne digitale Kommunikation" gewartet, nun erfüllen sich meine wünsche. großartig ist das

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich wollte es ja nur erwähnt haben, mit einem guten Plag, damit das ob aller Kritik nicht in Vergessenheit gerät.

ppq hat gesagt…

ich nehme stark an, dass dieser tage amerikaner, australier usw hier einreiten werden, um sich anregungen zu holen von der IT-nation numemr eins, die als erste modern elekronisch kommuniziert. da träumen die in japan und china noch von!

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich hatte dem CDU-Fritzen extra eine Glückwunschmail geschrieben und harre seit 17 Uhr dem elektrischen Postbriefreiter mit seinem elektrischen Zustellgerät, aber der kommt nicht. Hatte mir gestern noch einen eletrischen Briefstick zugelegt, den man benötigt, um die Elektropost in Empfang zu nehmen.

Ach, jetzt seh ich, der CDU-Mensch hat gesagt, daß es heute noch gar keinen zertifizierten Deppen-Mail-Provider geben kann. Na dann eben morgen.

Ich denke, die Chinesen werden das als erstes abkupfern. Die haben doch ihrer Trojaner-Programme, wo sie die Regierung mit abschöpfen. Jede Wette, die haben das längst mandariniert und bringen es unter einem eigenen Namen auf den Markt.