Dienstag, 22. Februar 2011

Nazialarm: Rekorde außer Reichweite

Das waren noch Zeiten, als die wackere "Zeit" mindestens dreimal im Jahr aufrüttelnde Meldungen über "neue Rekordzahlen" (Die Zeit) bei rechtsextremen Straftaten melden konnte. Das vierte, fünfte und sechste Reich rückte mit jedem Alarm über mehr gekritzelte Hakenkreuze näher, die Förderfonds für immer mehr rechte Straftäterberater stiegen und mit ihnen nahm jeweils auch die Zahl der rechtsradikalen Straftaten im darauffolgenden Quartal zu.

Jähe Wendungen aber, das betonte schon der des Rechtsradikalismus unverdächtige Erich Honecker, sind nicht ausgeschlossen. Hatte die traditionell auf hauchdünnem Papier gedruckte "Zeit" als Frontmedium des seit 66 Jahren aufkommenden Faschismus zuletzt schon mit allerlei Kunstgriffen phantasiebegabter Forscher ein weiteres Anwachsen der rechten Greueltaten simulieren müssen, droht dem Konzept des grassierenden Neonationalismus inzwischen der frühe Tod, noch weit vor der Machtübernahme von schornsteinfegernden Mittelstandsnazis und ehemaligen SPD-Aktivisten im Sold des Ewiggestrigen: In Sachsen-Anhalt, dem im Zuge der Restaurierung gesamtdeutscher Zustände entlang der berüchtigten "Straße der Gewalt" errichteten Bundesland, ist die Anzahl der politisch motivierten Straftaten im letzten Jahr zurückgegangen.

Vor allem rechte Straftäter zeigten dabei deutliche Ermüdungserscheinungen. Ihnen gelang es nur noch 1.176 Taten zu begehen - ein Einbruch um 408 Straftaten. Bei mehr als 800 der verbliebenen Taten handelt es sich um sogenannte Propagandadelikte, die zu begehen in Deutschland ein exklusives Vorrecht rechter Straftäter ist. Innenminister Holger Hövelmann der vor Jahren mit einer Initiative gescheitert war, rechte Straftaten zum Verschwinden zu bringen, bezeichnete die Entwicklung als einen Schritt in die richtige Richtung, warnte aber auch, diese rückläufigen Fallzahlen als Entwarnung zu verstehen. Hövelmann: „Auch wenn wir objektiv weniger Delikte zu verzeichnen haben, heißt das noch lange nicht, dass wir deswegen auch in den Köpfen eine Abkehr von verfassungsfeindlichen Ideologien erleben." Er warne ausdrücklich davor, "die menschenverachtende Gesinnung in Köpfen der Rechtsextremisten zu unterschätzen", sagte der studierte NVA-Mann. Ernst und akute Fälle wie der eines 13-Jährigen, der vor Jahren im Schulunterricht eine Hitlerkarikatur gemalt hatte, zeigen die ungebrochene Wichtigkeit des "Kampfes gegen rechts" (Angela Merkel). Hövelmann ist sicher: "Wir müssen unverändert wachsam sein.“


Mehr Grauen im Archiv: Rechte Straftaten von links

Malen nach Zahlen mit Niggemeier

9 Kommentare:

nwr hat gesagt…

Ja, aber die Dunkelziffer? Die ist doch gestiegen!?

Die Anmerkung hat gesagt…

Das liegt im Dunkeln.

ppq hat gesagt…

las gerade, dass der mobile opferhilfeverein natürlich mehr taten gezählt hat als die polizei. er berücksichtig nämlic auch welche, die "nicht angezeigt" worden sind. damit ist entschieden, dass für nachschub gesorgt bleibt: wenn nicht genug angezeigte taten da sind, nimmt man unangezeigte. woher man die weiß, weiß man nicht, das ist aber auch egal

VolkerStramm hat gesagt…

Es gibt noch mehr, das man nicht weiß.
Z.B. weiß man nicht, wie die Fälscherbande von Bundesverfassungsschutz seine Zahlen produziert. Die Landesverfassungsschutzberichte enthalten nämlich keine.

Zu fragen wäre auch, wie die geringen Zahl linker Gewalt, besonders die geringe Zahl der Fälle von Landfriedensbruch zustande kommt.
In diesem Jahr haben bereits 1500 rote Sozialisten in Liebigstr. und Umgebung gewütet, in Dresden waren es 3500 voriges Wochenende.
Dann kommt noch der 1. Mai, das Schanzenfest, die Chaostage, und diverse "friedliche Gegendemonstrationen, an deren Rande ..."
was in Summe um die zehntausend ergeben dürfte. Vorhersehbar wird der Bundesverfassungschutz aber maximal 200 zugeben.
Es stinkt. Es stinkt zum Himmel.

nwr hat gesagt…

@Volker Stramm
Wichtig ist auch die Kategorisierung "gewaltbereit". Darunter kann eigentlich jede/r gezählt werden - Babys, völlig Behinderte und senile Rentner vielleicht ausgenommen - denn jeder Mensch ist gewaltbereit. Es kommt nur darauf an, wie weit man ihn reizt, daß er auch wirklich gewalttätig wird.

VolkerStramm hat gesagt…

„Gewaltbereitschaft“, NWR, ist ein Wort, von dem wir noch viel hören werden, weil die gewalttätigen Rechten leider nicht gewalttätig sind (außer dass die Antifaschistinnen und Polizeidirektoren ritzen). Die Landesverfassungsschutzämter trauen sich schon lange nicht mehr Zahlen zu veröffentlichen.
Als Beleg für die furchbare rechte Gewalt werden neuerdings keine Gewalttaten, sondern die Polizeimenge im Einsatz gegen die Verdächtigen aufgeführt.
Der Stern wusste über eine von 200 Polizisten zelebrierte Durchsuchungsaktion zu berichten, wo die aber „nicht fündig“ wurden.
Noch besser der von der Tagesschau dokumentierte Einsatz, bei dem 270 Polizisten gegen eine (woher Orwell das nur wusste?) Gedankenverbrecherbande losgingen.

Da zieht auch der offenbar vollständig schmerzbefreite Ziercke mit. Wenn schon in der realen Welt nahezu alle politisch motivierten Gewalttaten von den roten Sozialisten begangen werden, dann verkündet dieser Klapser eben, dass das rechtsextremistische Gewaltpotenzial in Deutschland sich über die 90er Jahre hinweg fast verdoppelte und sich nun auf etwa 9.000 Personen beläuft, wohingegen die Brandstifter- und Schlägerkommandos der Antifa-SA nur 6.600 Mitglieder haben.

VolkerStramm hat gesagt…

„Gewaltbereitschaft“, NWR, ist ein Wort, von dem wir noch viel hören werden, weil die gewalttätigen Rechten leider nicht gewalttätig sind (außer dass die Antifaschistinnen und Polizeidirektoren ritzen). Die Landesverfassungsschutzämter trauen sich schon lange nicht mehr Zahlen zu veröffentlichen.
Als Beleg für die furchbare rechte Gewalt werden neuerdings keine Gewalttaten, sondern die Polizeimenge im Einsatz gegen die Verdächtigen aufgeführt.
Der Stern wusste über eine von 200 Polizisten zelebrierte Durchsuchungsaktion zu berichten, wo die aber „nicht fündig“ wurden.
Noch besser der von der Tagesschau dokumentierte Einsatz, bei dem 270 Polizisten gegen eine (woher Orwell das nur wusste?) Gedankenverbrecherbande losgingen.

Da zieht auch der offenbar vollständig schmerzbefreite Ziercke mit. Wenn schon in der realen Welt nahezu alle politisch motivierten Gewalttaten von den roten Sozialisten begangen werden, dann verkündet dieser Ehrenmann eben, dass das rechtsextremistische Gewaltpotenzial in Deutschland sich über die 90er Jahre hinweg fast verdoppelte und sich nun auf etwa 9.000 Personen beläuft, wohingegen die Brandstifter- und Schlägerkommandos der Antifa-SA nur 6.600 Mitglieder haben.

VolkerStramm hat gesagt…

Scheint, der Spamfilter mag mich nicht. Deshalb hier ohne Links


„Gewaltbereitschaft“, NWR, ist ein Wort, von dem wir noch viel hören werden, weil die gewalttätigen Rechten leider nicht gewalttätig sind (außer dass die Antifaschistinnen und Polizeidirektoren ritzen). Die Landesverfassungsschutzämter trauen sich schon lange nicht mehr Zahlen zu veröffentlichen.
Als Beleg für die furchbare rechte Gewalt werden neuerdings keine Gewalttaten, sondern die Polizeimenge im Einsatz gegen die Verdächtigen aufgeführt.
Der Stern wusste über eine von 200 Polizisten zelebrierte Durchsuchungsaktion zu berichten, wo die aber „nicht fündig“ wurden.
Noch besser der von der Tagesschau dokumentierte Einsatz, bei dem 270 Polizisten gegen eine (woher Orwell das nur wusste?) Gedankenverbrecherbande losgingen.

Da zieht auch der offenbar vollständig schmerzbefreite Ziercke mit. Wenn schon in der realen Welt nahezu alle politisch motivierten Gewalttaten von den roten Sozialisten begangen werden, dann verkündet dieser Ehrenmann eben, dass das rechtsextremistische Gewaltpotenzial in Deutschland sich über die 90er Jahre hinweg fast verdoppelte und sich nun auf etwa 9.000 Personen beläuft, wohingegen die Brandstifter- und Schlägerkommandos der Antifa-SA nur 6.600 Mitglieder haben.

VolkerStramm hat gesagt…

Und hier zum Nachlesen die Links


ww.stern.de/panorama/suche-nach-sprengsaetzen-polizeirazzia-in-rechtsextremen-szene-1611591.html

ww.bka.de/kriminalwissenschaften/herbsttagung/2010/ziercke_langfassung_deutsch.pdf

ww.tagesschau.de/inland/internetradio100.html">Gedankenverbrecherbande