Sonntag, 25. März 2012

Unsägliche Hetze gegen den Hades-Plan

Ausgerechnet die Griechen! Vor ein paar Tagen erst mit einem glücklicherweise weitgehend unbemerkt erneut ausgeweiteten Rettungsschirmpaket von der deutschen Arbeiterschaft endgültig bis Weihnachten vor der Pleite bewahrt, machen die undankbaren Hellenen jetzt unter dem Schutzmantel einer neuen Partei fies Front gegen die Umsetzung des "Hades-Planes". In dem hatten die Väter der europäischen Einigung am 27. September 1991 im Bonner Kanzlerbungalow den Fahrplan zu deutschen Dominanz auf dem Kontinent festgelegt.

Das streng geheime Protokoll der damaligen Beratung war erst im vergangenen Jahr durch einen entlassenen Mitarbeiter der ehemaligen Gauck-Behörde öffentlich gemacht worden. Der frühere Stasi-Offizier Werner Hasters hatte die brisanten Unterlagen im Archivbestand des MfS gefunden und ohne Genehmigung kopiert. Vor allem in Großbritannien hatte die Veröffentlichung hohe Wellen geschlagen. Europa werde nach diesen Plänen „unter den mächtigen deutschen Euro-Ferse zermalmt“, hieß es auf der traditionell eigensinnigen Insel. Später lehnte es Großbritannien wegen der Befürchtungen, Deutschland könne den Hades-Plan 1:1 umsetzen, ab, dem neuen gesamteuropäischen automatischen Rettungsmechanismus beizutreten, der eine Schuldenbremse und eine Senkung der Neuverschuldung bis 2000irgendwann vorsieht.

Die deutschfeindliche Haltung nehmen sich die Griechen nun offenbar zum Beispiel. „Unabhängige Griechen“ („Anexartitoi Ellines“) nennt sich eine neue Gruppierung, die sich zum Ziel gesetzt hat, Ressentiments gegen Deutschland und die Deutschen zu schüren, demagogische Reden zu halten und gegen die von Berlin angestoßenen Strukturreformen, Rentenkürzungen und sonstige Sparmaßnahmen Front zu machen. Panos Kammenos, der sich wie der griechische Pop-Star Panos Kiamos aus Protest gegen die von Deutschland provoziert Krise nach dem lateinischen Wort "Panos" - zu Deutsch Panne - nennt, war bis zum November vergangenen Jahres Parlamentsabgeordneter der konservativen Volkspartei Nea Dimokratia. Vom rechten Rand der Partei wechselte er an den rechten Rand des politischen Spektrums - eine für Politikstudenten besonders interessante Wandlung, weil Kammenos damit aus deutsche Sicht unter Nazi-Verdacht steht, während er selbst den Deutschen vorwirft, an die dunkelsten Kapitel der gemeinsamen Geschichte anknüpfen und Griechenland unterjochen zu wollen.

Der stolze Hellene, der sein Land nicht einmal verkaufen will, ist damit nicht einverstanden. „Wir haben sie im Krieg geschlagen", erinnert er an den heroischen Kampf der kommunistischen Volksbefreiungsarmee ELAS gegen die Besatzer. Kammenos ist optimistisch: "Wir werden sie auch in dem Vierten Reich wieder schlagen, das sie durchzusetzen versuchen.“ Seinerzeit sei es gelungen, die gegen die Deutschen noch siegreichen Elas-Truppen mit Hilfe der Briten zu schlagen, das werde auch diesmal glücken.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gähn.

stuff hat gesagt…

http://wurstball.de/69695/

Auch ich warte auf Friedensvertrag (nein, nicht diesen chapter-11-fake-state-4+2-prolongation-hoax!) und -- Reparationszahlungen, das Oenb-Gold von 1938 steht noch zu gut einem Drittel aus und die Befreiungskosten der Russen haben wir schon vorgestreckt… Die letzte Rate für WK 1 (in Worten: eins) wurde ja vor fast zwei Jahren gezahlt, da muss doch Geld locker sein für die Schuldentilgung aus diesem Unfall WK II…

Gruss aus Wien

Anonym hat gesagt…

Lieber PPQ,
da ich Ihre Arbeit sehr schätze hier etwas zur Aufmunterung:
Zum von Ihnen angesprochenen Themenkreis gibt es ein Video, das ich mir erlaube hier zu verlinken, da ich diesen Link in Ihrem Artikel nicht gefunden habe. (http://www.zerohedge.com/news/european-crisis-explanation-dummies-greeks)
Ich darf auf die Planmäßigkeit des griechischen Vorgehens hinweisen. Die Griechen haben ihre Weichwährung und damit jegliche wettbewerbsfähige Wertschöpfung geopfert – für den Euro. Sie nehmen seither eines der erstaunlichsten Spitzenkonsumniveaus Europas* fast klaglos auf sich. Das alles haben sie nicht zum Spaß und ohne Verantwortung vor ihrer Geschichte getan.
Nach der im Video vorliegenden Analyse geht es ihnen darum ein zweites Mal die Weltherrschaft einer Funktionärsauswahl von „Schnitzelfaces“ zu verhindern. Diesmal durch den Bankrott der Bevölkerung der Aggressoren mittels endloser Bailouts. Die Griechen haben in der Nachfolge Gandhis sozusagen den konsumtiven Widerstand erfunden. Sie verprassen das Geld des Usurpators in einer Manier, die George Best neidisch machen würde, auf das dem Besatzervolk schon vor dem Schlusspfiff die Luft ausgehe.

Es wird spannend: Der geschichtlich legitimierte (ohne den Euro gibt es wieder Kriege) und vorgezeichnete Anspruch auf die Weltherrschaft von großen Denkern und Menschen wie Claudia Roth, Angela Merkel, Siegmar Gabriel, Herman Achille Van Rompuy oder Hugo Chavez steht gegen die Souveränität einer jahrtausendealten Hochkultur der völlig enthemmten Korruption. Vielleicht sollten beide Seiten im Dialog voneinander lernen.

Herzliche Grüße


PS
In diesem Zusammenhang schlage ich für den Wirtschaftsnobelpreis in diesem Jahr Herrn Gerd Höhler vom Handelsblatt, den Entdecker des griechischen Produktivitätspechparadoxons, vor.
(http://blog.handelsblatt.com/global-reporting/2011/02/19/die-griechische-rentenluge-und-andere-vorurteile/)

Herr Höhler, ersichtlich tiefer Kenner der griechischen Seele und Mikroökonomie, weist darauf hin, dass die Griechen sehr hart arbeiten. Sie haben einfach Pech mit der Produktivität. Denn sie müssen sehr viel ihrer Arbeitszeit offenbar damit verbringen auf hart arbeitende Griechen zu warten, die nicht an ihrem Arbeitsplatz sind, weil diese wiederum sehr viel Zeit damit verbringen auf andere hart arbeitende Griechen zu warten, die nicht an ihrem Arbeitsplatz sind, weil diese wiederum...
Das ist einfach ein Riesenpech – makroökonomisch. Wer wollte bei soviel Unglück Kredite bzw solidarische Schutzzahlungen in beliebiger Höhe verweigern. Ein wenig mehr Bescheidenheit, stünde denjenigen auf der Sonnenseite der Produktivität, den Schichtarbeitern bei VW, Porsche, Siemens-Medizintechnik oder Bayer gut zu Gesicht.

Fußnote
* Stadt mit der höchsten Porsche-Cayenne-Anzahl pro tausend Einwohner weltweit (http://www.scilogs.de/chrono/blog/edle-einfalt-stille-gr-ouml-szlig-e)? Europäisches Land mit der höchsten Anzahl an CT-Untersuchungen pro tausend Einwohner (OECD)?
Ich gebe aber auch zu bedenken, dass die Zahlen der Boulevardpresse, die einen zu verschwenderischen Umgang der Griechen mit staatlichen geliehenen Geldern behaupten, oft nicht belastbar sind. Es gibt gar keine Zahlen. Die Griechen wurden bei der Einrichtung staatlicher glaubwürdig erfundener Zahlenwerke und einer seriösen entmündigenden Finanzverwaltung in der Vergangenheit insbesondere von den Deutschen im Stich gelassen. Daraus darf man den Griechen keinen Vorwurf machen. Lobend zu erwähnen sind hier beispielhaft die Herren Böll und Münchau vom SPIEGEL, die mehr geschichtlich und ideenphilosophisch ja glaubensstark (Projekt Europa, Krieg, Warnung vor Populismus, Fürbitte für Solidarität, Erinnerung an den heiligen St. Keynes) und weniger fakten- und zahlenorientiert argumentieren.