Dienstag, 12. Juni 2012

EU: Bis es kein Zurück mehr gibt

Wusste man nicht. Wollte man nicht. Ist man nicht gefragt worden. Hat man nicht geahnt. Und nun dieser Schlamassel! Eurokrise, Rettungswahnsinn, Milliarden, Billionen, ein Bundesstaat, gebaut nicht nach dem Willen der Völker, sondern auf den Plänen eines kleinen Kreises demokratisch nie legitimierter Politiker.

Aber von wegen. Kurz vor Silvester 1999 war der "Spiegel" berufen, es den Deutschen amtlich mitzuteilen. "Die Brüsseler Republik" hieß das von einem Dirk Koch verfasste Manifest, das den Fahrplan zum Bundesstaat Europa ganz beiläufig zwischen Tannenbaum und Silvesterrakete packte. "Im 21. Jahrhundert wächst der europäische Bundesstaat heran", schwärmte der Autor, "er wird ein Multikulti-Staatsvolk von wenigstens 440 Millionen Menschen umfassen."

Groß und bunt, das gefällt doch! Niemand, oder doch wenigstens nicht der "Spiegel", hatte da etwas dagegen, dass Jean-Claude Juncker verriet, wie er mit "Pfiffigkeit" und rabiaten Tricks dafür sorgt, dass keiner merkt, was vor sich geht. "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert", gestand der Premier des kleinen Luxemburg, wie er die Staats- und Regierungschefs der EU in der Europapolitik in der Regel übertölpelte. "Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."

Es wirklich wahr, denn im Spiegel-Archiv ist es bis heute nachzulesen: "So wurde bei der Einführung des Euro verfahren, als tatsächlich kaum jemand die Tragweite der ersten Beschlüsse 1991 zur Wirtschafts- und Währungsunion wahrnehmen mochte."

Überhaupt war das die Generallinie. "So ähnlich lief es jetzt wieder beim EU-Sondergipfel im finnischen Tampere, wo komplizierte Entscheidungen zur Justiz- und Rechtspolitik fielen." Die Wirkung, frohlockt Spiegel-Autor Koch: "In wenigen Jahren werden die Mitgliedstaaten die Folgen spüren. Brüssel gibt dann die Mindeststandards für die Asylpolitik vor. Und das Geschrei in Bayern und anderswo wird groß sein, wenn die Ermittlungsaufträge von Europol an deutsche Sicherheitsbehörden die Polizeihoheit der Bundesländer durchlöchern."

Ist doch für eine feine Sache, nicht war? "Nach derselben Methode soll der Bau des Bundesstaates Europa weitergehen", heißt es weiter. Eigentlich gebe es den bereits, nur das Bundesverfassungsgericht wolle das nicht wahrhaben. Dumme Sache, aber die normative Kraft des Faktischen werde da schon helfen, über kurz oder lang. Immerhin weise die Europäische Union, über die die Mehrzahl der Völker nie hatte abstimmen dürfen, bereits "die entscheidenden Merkmale auf: Als Rechtsgemeinschaft mehrerer Staaten entscheidet sie wie ein Bundesstaat über jene Fragen, die für den Bestand des Ganzen wesentlich sind, während die Gliedstaaten ihre Staatlichkeit behalten und an der Willensbildung des Ganzen entscheidend beteiligt sind."

Klar, das alles sei noch ziemlich unfertig, funktioniere ja aber blendend. "Mindestens 60 Prozent der deutschen Innenpolitik, sagt sogar Europaskeptiker Edmund Stoiber, werden heute in Brüssel gemacht."

Und das war erst der Anfang, wie wir heute wissen, 13 Jahre nach dem weitsichtigen Text. Die bundesstaatlichen Strukturen würden sich im neuen Jahrhundert verfestigen, "mal schleppend, mal in Schüben", prophezeite der hellsichtige Schreiber, der augenscheinlich nicht an Feinstaubrichtlinien, Glühbirnenverbot und zentrale Arbeitszeitrichtlinien dachte, sondern an irgendetwas Großen, Schönes, Historisches. Denn, schreibt er, "ein zunehmend mächtigeres Europäisches Parlament (EP) nimmt sich mit wachsendem Selbstbewusstsein neue Rechte. Ohne Widerspruch aus Paris, London oder Berlin nennt Präsident Romano Prodi seine EU-Kommission eine "Art europäische Regierung".

Eine Regierung, die niemand gewählt hat. Ein Traum für alle, die den Nationalstaat für einen Irrweg der menschlichen Entwicklung halten. Viel fehlte damals schon nicht, ihn auf den Schutthaufen der Geschichte zu befördern. "Eine eigene Armee hat die Brüsseler Republik bald auch. Der Aufbau einer modernen, EU-geführten Streitmacht von 150 000 Mann ist eine der Hauptaufgaben für den neuen Hohen Repräsentanten der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, den EU-Außenminister." Dirk Koch zittert spürbar vor Rührung, diesem historischen Moment als Protokollant beiwohnen zu dürfen. Auch eine Art gemeinsames "Staatsgebiet" bilde der Binnenmarkt schon jetzt - ohne Grenzen für Personen, Waren und Dienstleistungen. Hossiannah!

Richtig erkannt hatte Dirk Koch auch, dass der Euro eine Schlüsselrolle spielen würde. "Dass die Nationen auf den Kern ihrer Souveränität, die eigene Währung, zu Gunsten des Euro verzichteten, war der entscheidende Schritt hin zum europäischen Bundesstaat", freut er sich. Und es hat keiner gemerkt! Brillant. Und es gibt noch mehr Grund zum Schwärmen: "Die Europäische Zentralbank in Frankfurt lenkt inzwischen ohne größere Probleme die gemeinsame Geldpolitik im Euroland der Elf", jaja, so war das Ende des 20. Jahrhundert. Man glaubte damals sogar, dass nicht nur Dänen und Griechen, sondern auch Briten und Schweden "früh im neuen Jahrhundert im Interesse ihrer Wirtschaft dazustoßen" werden.

Schließlich war die "EU in ihren Strukturen und Kompetenzen nicht versteinert, sondern beweglich geblieben". Quasi ein pfeilschneller Ozeanriese. Deshalb werde sie auch mit der Erweiterung nach Osten und Süden fertig werden. Groß ist gut, größer besser, gigantisch aber ist einfach nur gigantisch! Koch bleibt da auf dem Teppich: "Ob zur EU 375 Millionen Menschen oder bald 440 Millionen oder eines Tages 540 Millionen gehören, ist mehr ein Organisationsproblem - wenn nur die strengen Beitrittsbedingungen der EU bei Demokratie, Menschenrechten und Wirtschaft nicht missachtet werden."

Von einer Einhaltung der im Maastricht-Vertrag festgelegten Regeln war schon vorab nicht mehr die Rede. Hauptsache, der Bundesstaat Europa werde am Ende "eine Art Multikulti-Staatsvolk aufweisen". Gleich nach der Euro-Einführung ging los: "Hielten die Leute 2002 erst einmal die Banknoten und Münzen des Euro in den Händen, sagt Luxemburgs Juncker voraus, "dann bildet sich bald ein neues Wir-Gefühl: wir Europäer".

Ein Volk, ein Reich, eine Transferunion


4 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

Noch ein bisschen mehr in meinen Wunden rumstochern ist kein feiner Zug von Ihnen.

Das tut nämlich höllisch weh und ich hätte gerne mal die Gelegenheit meine Wunden heilen zu lassen.


Dieser Eintrag ist aber kein Skalpell mehr sondern so ungefähr ein Axt irgendwo (noch) in Höhe meiner Beine.....

Oels hat gesagt…

In das Milieu der EU-Fanatiker steigen vor allem sozial und psychisch instabile Personen im Alter zwischen 13 bis 15 Jahren ein, die dann dort ihren gesamten Freundeskreis aufbauen. Sich von ihm zu lösen, fällt natürlich schwer.
Professionelle Hilfen für Aussteiger gibt es erst seit etwa acht Jahren. Bis zum Herbst 2000 musste in Deutschland jeder Extremeuropäer selbst sehen, wie er aus der Szene herauskam, wenn er sich entschlossen hatte, der demokratiefeindlichen Ideologie abzuschwören. Schwierig bei einer oft sektenähnlich organisierten Szene, die zumindest im Bereich der etablierten Parteien ungern Mitakteure einfach freigibt, sondern gerne Druck auf Aussteiger und deren Familienangehörige ausübt.
Kernpunkt und oftmals schwierigster Teil eines Ausstiegskonzepts von EUXIT ist die Auseinandersetzung des Aussteigenden mit der zuvor vertretenen "Europa"-Ideologie. Dieser Lernprozess stellt für die Betroffenen eine große Herausforderung dar. So führen der Zusammenbruch der alten Überzeugungen und Denkweisen und das Begreifen, jahrelang Demagogen auf den Leim gegangen zu sein, bei vielen Aussteigern zu Depressionen.

Hilfe beim Aussteigerverein EUXIT unter: www.euxit-deutschland.de

Aus: Holger Kulick (Hrsg.), MUT-ABC für Zivilcourage. Ein Handbuch gegen den EU-Wahn. Von Schülern für Schüler, Leipzig 2008.

ppq hat gesagt…

hähähähähä! volltreffer

Anonym hat gesagt…

zahlt keine Steuern !!!