Samstag, 18. August 2012

Der Sieger heißt: Griechenland

Seit vier Jahren schon quält sich die weltweite Schifffahrtsbranche durch die größte Flaute aller Zeiten. Frachtraten, vor Ausbruch der Finanzkrise noch auf Weltrekordhöhe, liegen heute bei nicht einmal mehr bei zehn Prozent der Beträge aus dem Jahr 2008, die damals im Boom bestellten Schiffsneubauten, die jetzt fertig werden, verstopfen den Markt, Reeder barmen, Schifffahrtsgesellschaften fahren reihenweise in die Pleite.

Am härtesten betroffen davon ist wie immer Deutschland, denn deutsche Anleger besitzen dank herzensguter Steuersparregelungen, die hierzulande sowohl rot-grüne als auch schwarz-rote als auch schwarz-gelbe Regierungen überlebten, 40 Prozent aller Schiffe, die auf den Weltmeeren kreuzen. Mehr als 100 deutsche Schiffsfonds, in denen Anleger die Möglcihkeit hatten, Investitionen als Kosten abzuschreiben und Gewinne später nur nach der niedrigen Tonnagesteuer versteuern zu müssen, wurden inzwischen geschlossen, weitere 800 Fonds sind von der Insolvenz bedroht, glaubt das Hamburger Beratungsunternehmen TPW.

Die Commerzbank - mit 15 Milliarden engagiert - und die NordLB, die die Seefahrt im öffentlichen Auftrag finanzierte, haben sich bereits ganz oder teilweise aus dem Markt zurückgezogen, Fondsanbieter wie Lloyds und MPC kämpfen gegen den Untergang. Nach einem Bericht des "Telegraph" haben "die meisten der 20 Top-Banken für die Schifffahrt haben alle Mittel gestoppt", um die härteren Eigenkapitalanforderungen erfüllen zu können, die die EU zur Krisenbekämpfung verhängt hat.

Doch wo Verlierer sind, sind immer auch Gewinner - und in diesem Fall sind es die griechischen Großreeder, die vom Zusammenbruch der Schifffahrtsmärkte profitieren. Während die klammen deutschen Schiffsbesitzer ihre Schiffe nur über Wasser halten können, wenn sie einen Teil ihrer Flotte verkaufen, greifen die Oligarchen der traditionellen Frachtreederei-Nation beherzt zu. "Die Griechen sitzen auf einem Haufen Geld", sagt Dimitris Morochartzis von Lloyds Intelligence, "sie sind vollständig von politischen Unruhen in Griechenland entfernt".

Dieselben Schiffe, die die erfahrenen griechischen Branchenkenner während des Booms an die blutigen Anfänger aus Deutschland verkauft hätten, kauften sie jetzt für einen Bruchteil des Preises zurück. Die griechische Gruppe Costamare etwa hat ihre Flotte seit Anfang 2011 für rund 1,2 Milliarden Dollar erweitert, unter anderen durch den Kauf des deutschen Schiffes "Stadt Lübeck", den der deutsche Schiffsfonds König & Cie. Renditefonds 38 für 11,3 Mio abstoßen musste. Finanziert wurde der Eigentumsübergang von der deutschen Hypovereinsbank.

Die Schwäche deutscher Charterreeder resultiert aus der Kreditknappheit und einem Mangel an Eigenkapital, analysiert die Financial Times. Seit Ausbruch der Krise im Jahr 2008 haben Reeder aus Griechenland 73 Schiffe neu bestellt. Das sind 44 Prozent aller von Charterreedern neu georderten Schiffe. Deutsche Unternehmen kamen nur auf 35 Bestellungen oder 23 Prozent. "Die Eigentümerstruktur der weltweiten Containerschiffsflotte ändert sich angesichts der Finanzkrise, weil griechische Reeder die Position der deutschen Eigner als die größten Charterreeder.

3 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

"Dieselben Schiffe, die die erfahrenen griechischen Branchenkenner während des Booms an die blutigen Anfänger aus Deutschland verkauft hätten, kauften sie jetzt für einen Bruchteil des Preises zurück."

Daran finde ich gar nichts schlecht. Bin ich blutiger Anfänger, und stecke den Großteil meines Geldes in etwas von dem ich keine Ahnung habe nenne ich das simple Dummheit.

Was hindert denn jetzt andere Deutsche daran die Schiffe aus der Konkursmasse zu kaufen? Geld kann hier in D das Problem nicht sein. Denn das geben wir ja immer noch aus, alt gäbe es da keinerlei Knappheit.

Diese ganze Geschichte nennt sich eben "auch" Spekulation. Man wollte "viel Geld verdienen" hat dabei aber außer Betracht gelassen,das jede wirtschaftliche Betätigung jedenfalls im Nichbankenbereich auch ein Risiko beiinhaltet.

Ich weiß, auch mir wurde das vor nicht einmal 4 Jahren angeboten. Ich weiß nur, daß ich gesagt habe wie soll das gehen wenn doch die Wirtschaften anfangen zu kontrahieren? Wie soll es gehen wenn man das Geld schon in Bankenrettungen "anlegen" mußte?

Wer sich da nicht auskennt hätte spätestens bei den Prospekten stutzig werden sollen. Denn es gibt in diesem Bereich die Möglichkeit sogar mehr zu verlieren als man investiert. Weil dies "Gesellschaften" Gesellschaften des bürgerlichen Rechts waren. War nur heißt, investiert man da, haftet man mit Seinem ganzen Vermögen. Warum sollte ich das machen, wenn ich überhaupt keine Möglichkeiten habe hier einfach auszusteigen oder mein Risiko prinzipiell unbegrenzt ist?

Ich wette 1000:1 die Verluste tragen wahrscheinlich Ärzte und Juristen. Und ich kann mir auch vorstellen das waren diegleichen die sich schon bei der Auflösung der DDR blutige Nasen holten. Ich wette ebenfalls unter den Geschädigten sind nur recht wenige Handwerker.

Über die Verluste dieser Spekulanten wird wohl auch nicht viel zu lesen sein, die wissen, "selber" schuld. Bei den Bankstern ginge es wieder darum hier einen anderen Schuldigen zu finden...

derherold hat gesagt…

Erst beschimpft man sie als faul.
Dann will man sie zu Tode hungern.
Und jetzt gönnt man ihnen noch nicht einmal das eine oder andere Boot.

Das ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit !

Anonym hat gesagt…

Ja die Gold-Gans EU- und Griechenland spielt das Spiel seines Lebens. Alle machen ganz brav mit. Jetzt auch mit Spanien, Italien, etc. wollen halt auch noch etwas davon abkriegen, bevor sie verschwindet die Gold-Gans....