Freitag, 25. Januar 2013

Erst die Waffen, dann die Diktatoren

Für deutsche Journalisten war die Sache augenblicklich klar. Der Pulverdampf des letzten Schusses des Amokläufers von Newtown hing noch in der Luft, da waren die führenden Waffenmagazine der Rebublik zu einem abschließenden Urteil gelangt: Generell sind es die Waffen, die Morde verursachen, weshalb ein Verbot für Privatleute, Pistolen und Gewehre zu besitzen, auch den USA gehalten wäre, Amokläufe künftig zu verhindern.

In den USA hingegen suchten die Menschen in jenen unsicheren Tagen noch nach einer Antwort auf die Frage, wie das geschehen konnte. Und auffallend oft nutzten sie die Buchstabenkonstellation "Hitler Gun Control", um erfolgversprechende Wege aus dem Dilemma zu vieler Waffen in privater Hand zu finden (Grafik unten). Aus der Geschichte lernen, ist ja nie verkehrt.

Allerdings in diesem Fall keine Lektion, die an deutschen Volkshochschulen eine Chance hätte, gelehrt zu werden. Denn ein Waffenverbot durch Hitler gab es nie, weil der private und unkontrollierte Besitz von Waffen schon fünf Jahre vor Hitlers Amtsantritt verboten worden war.

Ursache und Wirkung, wie sie die amerikanische Verfassung sieht. Erst wird das Volk entwaffnet, dann kommen die Diktatoren. 1928 erließ der Reichstag unter dem sozialdemokratischen Kanzler Herrmann Müller ein Waffengesetz, das das Ideal der Märzrevolutionäre von 1848 nicht mehr kannte. Die angestrebte Volksbewaffnung, die dem Gedanken der Französischen Revolution verpflichtet war und die sich auch August Bebel und Wilhelm Liebknecht auf die Fahnen geschrieben hatten, verschwand. Und mit ihr verschwand ein Staatsverständnis, das das Volk als einzigen wirklichen Souverän sah. Preußen, das in seiner Verfassung schrieb „Jeder Preuße ist nach dem vollendeten zwanzigsten Jahre berechtigt, Waffen zu tragen“ endete im Regeldickicht, der "freie Mann" musste sich sein Recht, sich zu bewaffnen, nun von der Obrigkeit erbitten.

Das "Reichsgesetz über Schusswaffen und Munition vom 12. April 1928" stellte auf Zuverlässigkeit ab und hob hervor, dass nur der eine Waffe besitzen dürfe, der seine Zuverlässigkeit im Sinne der Regierenden bewiesen habe. Jeder Waffenbesitzer wurde in ein Register eingetragen - die Unterlagen nutzten die Nazis ab 1933, um die Juden zu entwaffnen.

Mit dem Reichswaffengesetz vom 18. März 1938 kam dann Hitlers Gun Control, vom Führer selbst angeblich auf dem reichsparteitag 1935 schon rückblickend angekündigt: „Als erste zivilisierte Nation haben wir ein Waffenregistrierungsgesetz. Unsere Straßen werden dadurch sicherer werden; unsere Polizei wird effizienter und die Welt wird unserem Beispiel in Zukunft folgen!"

Das Gesetz verfolgte das Ziel, potentiellen Regimegegnern die Beschaffung von Waffen zu erschweren, Juden, Zigeuner und Homosexuelle waren als Gruppe vom Waffenbesitz ausgeschlossen.

1950 trat das direkt nach dem Krieg suspendierte Reichswaffengesetz wieder in Kraft, 1970 aber begann eine Regierungskommission mit der Erarbeitung eines neuen bundeseinheitlichen Waffengesetzes. Bestreben sei es, „möglichst allen Bürgern in allen Regionen zu verwehren, sich zu bewehren“, hieß es damals, denn schon "der bloße Waffenbesitz" könne "zu einer Gefahr für die Allgemeinheit werden".

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es war damals eben nicht alles - Autobahn. Aber die Kriminellen scherten sich natürlich nicht darum, nur wurden die damals noch bekämpft. Das ist der große Unterschied zur heutigen Zeit. Heute sucht man das Gespräch mit ihnen.

Teja hat gesagt…

Wie ein Staat/Gesellschaft mit Waffen umgeht, bleibt ein guter Indikator für Freiheit. Oder, um nicht so weit gehen zu wollen, eine Anwendung, wie die Herrschenden das Volk einordnen.

Wenn es also rechtens ist, dass der Normalbürger keine Waffe tragen darf, dann wird er als Gefahr eingestuft, als jemand, der in Schach gehalten werden muss. Umgekehrt: die Herrschenden wollen ungestört bleiben, was nicht für lautere Absichten spricht.

Mir wird regelmässig übel, wie man sich klammheimlich die Rosinen aus Hitlers Zeit pickt (diverse Gesetze, Steuern, Pflichten, Autobahn, Raketenwerfer und Sturmgewehre), aber dann lauthals das gesamte Paket als verabscheuungswürdig hinstellt. Wenigstens hat man damals weniger geheuchelt.

Anonym hat gesagt…

'Heute sucht man das Gespräch mit ihnen.'
Das wäre dann aber eher ein Monolog. Denn die Kriminellen (an der Macht)werden sich kaum selber bekämpfen.

Anonym hat gesagt…

Ist bekannt, das Sozialisten in ihrem Allwissenheitswahn den Bürger als dummes, unwissendes, unmündiges Individuum einstufen, das nur unter ihrer weisen, weitblickenden und alles verstehenden Führung und Lenkung existieren kann und darf. Daher ist es geradezu eine Horror-Vorstellung für Sozialisten, so ein unmündiges Etwas mit solch gefährlichen Spielzeugen, wie Waffen herumhantieren zu lassen.

Anonym hat gesagt…

Der Link … »erließ der Reichstag« … funktioniert nicht. Hätte mich gerade mal interessiert.

ppq hat gesagt…

nun geht er wieder