Mittwoch, 18. Mai 2016

HFC: Am Ende doch versöhnt

Eine lange, eine fast endlose Saison geht zu Ende. Zu Ende mit einem Spiel, das zum Schluss nur einen Sieger kennt: Den Gedanken, dass eines Tages doch alles besser wird, wenn es schon nicht gut werden kann. Mit einem 2:1 im Pokalfinale gegen den 1. FC Magdeburg verabschiedet sich der Hallesche FC aus einer Spielzeit, die trotz einer ausgeglichenen Bilanz mit 48 Punkten, 48 Toren und 48 Gegentoren mehr Tief- als Höhepunkte hatte.

Zumindest ist das Finale diesmal nicht so peinlich wie es vor zwei Jahren und schon lange nicht so deprimierend wie es vor sechs Jahren war. Ansatzweise ist es sogar angemessen würdig, wie der Fußballverband des Fußballarmenhauses seinen Saisonhöhepunkt mit den Dauerrivalen HFC und FCM diesmal ausrichtet. Die Ränge sind voll, hier Blauweiß, dort Rotweiß, das fernsehen überträgt erstmals live, dei Siegerehrung gerät nicht zur Peinlichkeit wie so manches Mal zuvor.

Und der HFC, den Aufsteigern aus der selbsternannten Landeshauptstadt in der Meisterschaft zweimal mit 1:2 unterlegen, spielt von Anfang an den besseren Ball. Giftig sind sie, die Männer von Neu-Trainer Rico Schmitt, denen über die Saison gesehen häufiger die mannschaftliche Geschlossenheit fehlte als die - außerdem häufig fehlende - Spielkultur.

Der dritte Trainer der vergangenen neun Monate hat es geschafft, den schon zerfallen wirkenden Haufen an bleibenden, gehenden und hoffenden Kickern noch einmal zu einem funktionierenden Kollektiv zusammenzubauen. Mit einem klaren Kampfauftrag: Vorn lauern Osawe und Aydemir auf schnelle Bälle. Hinten macht der um Sascha Pfeffer ergänzte Abwehrverbund vor allem oben dicht, wo die Magdeburger versuchen, ihren Starstürmer Christian Beck aus der zweiten Etage zu erreichen.

So kommt es, dass der seit Schmitts Amtsantritt aufgeblühte Aydemir die erste richtige Chance hat. Banovic, der seinen letzten Auftritt im hässlichsten HFC-Dress der zurückliegenden 15 Jahre feiert, spielt den Mann, der seit seiner Rückkehr an die Saale vor allem mit Formschwankungen auffiel, mit einem gefühlvollen Heber an. Aydemir lässt von der Brust abtropfen. Und schießt dann FCM-Torwart Glinker an.

Das wäre das 1:0 gewesen, das den Lautstärkevorteil der Gästefans sportlich ausgeglichen hätte. Aber ist nicht, kommt auch nicht mehr, weil Aydemir in der ersten Halbzeit zwar der auffälligste Mann ist, der sich die meisten Chancen erarbeitet. Aber er ist eben auch der, der hier heute im Kampf um einen neuen Vertrag glänzen will, und deshalb die falschen Entscheidungen trifft.

Es dauert so 27. Minuten und eine Schrecksekunde, als Magdeburgs Sowislo ins Tor schießt. Oder geschossen hätte, wäre nicht der für den verletzten Liga-Doppeltorschützen Sebastian eingewechselte Löhmannsröden auf die Idee gekommen, seinen Fuß noch in den Schuss zu halten. So geht der Ball vorbei.

Nicht so zehn intensive Minuten später, als Sascha Pfeffer rechts außen bis zur Grundlinie läuft, dort irritiert nach innen abbiegt, tänzelt, täuscht und blind nach innen flankt. Wo Osyamen Osawe den Ball sauber annimmt, drei Magdeburger aussteigen lässt und das Leder fast schon sanft ins lange Eck legt.

Ein 1:0 für die gequälte HFC-Fanseele, ein 1:0, das vieles vergessen macht, was hier in den letzten Monaten gelitten und geflucht worden ist. Der HFC ist jetzt sichtlich auf der Siegerstraße, denn der FCM wirkt müde und überspielt. Nach vorn geht bei den in Weiß aufgelaufenen Blauweißen nur etwas, wenn es Standardsituationen gibt. Auch die aber entschärft entweder eine endlich einmal wieder geschlossen stehende HFC-Abwehr. Oder Keeper Fabian Bredlow steigt hoch und fängt den Ball.

Der Pokalfight ist so eine einseitige Angelegenheit, bei der der HFC ständig versucht, über die Flügel nach vorn zu spielen, während der FCM auf ein Loch im HFC-Bollwerk wartet.

Gleich nach Wiederanpfiff scheint diese Taktik aufzugehen. Ein langer Ball, ein schneller Schritt von Hebisch und fast wäre der Ball im Netz. Ist er aber nicht. Nur fast besser macht es Osawe fünf Minuten später, als er die gesamte FCM-Abwehr überläuft und aufs lange Eck zielt. Eine hundertprozentige Chance, die der Engländer in seinem letzten Spiel für den HFC um 20 Zentimeter am Tor vorbeizirkelt.

Danach wird es wieder Abnutzungskampf, Grätschen, Hacken, Festlaufen und auf Standards hoffen. 20 Minuten lang, bis sich Toni Lindenhahhn ähnlich wie in der ersten Halbzeit Kollege Pfeffer auf Rechtsaußen durchspielt, dann aber nach innen zieht und dort so lange wartet, bis ihm nur noch der Abschluss bleibt. Der geht dank eines Magdeburger Beins ins selbe Tor, in das der Ur-Hallenser schon im Pokaljahrgang 2012 getroffen hatte.

Damit ist es durch, der achte Pokalsieg im Kasten. Spannend wird es nur noch mal für drei Minuten, nachdem der eingewechselte Malone in der 88. Minute per Kopfball den Anschlusstreffer macht. Augenblicke des Bangens, Augenblicke der furchtsamen Vorfreude. Dann ist es vorbei, kein Spaziergang wie letztes Jahr, keine Sensation wie 2009, kein Wunder wie 2008. Aber Versöhnung liegt in der Luft über dem ehemaligen Wabbel-Stadion, während die Horden aus der Kurve klettern, die ihrer Mannschaft noch nie eine Siegerehrung ohne Nebengeräusche gegönnt haben.

Gut, dass es vorüber ist, sagt Magdeburgs Rekordtorschütze Christian Beck später.

Gut, dass es so endet, sagt ein Mann zu seiner Nachbarin.


3 Kommentare:

Carl Gustaf hat gesagt…

Das Foto da, das wurde doch von der Bauerntribüne aufgenommen, oder?

PS: Besteht eigentlich noch eine Möglichkeit, dass der HFC gg. das Ergebnis aus dem Osnabrück-Spiel in Widerspruch gehen kann?

Anonym hat gesagt…

Wieso das denn?

ppq hat gesagt…

man nimmt, was man an karten kriegt