Dienstag, 18. Oktober 2016

Bundespräsident: Eine Anschlussverwendung für Martin Schulz

Martin Schulz hat in Berlin auf großer Bühne seine überaus spannende Biografie vorgestellt. Spaßbadbauer, Bürgermeister, Alkoholliebhaber, Hinterzimmermauschler, fast drei Jahrzehnte Miterbauer des modernen Europa, Mahner, Wächter, Parlamentspräsident. Doch bei der Veranstaltung gab es nur ein Thema: Wird er der nächste SPD-Kanzlerkandidat? Wann bekommt er den Friedensnobelpreis? Noch ein Bundesverdienstkreuz? Oder ehrt ihn seine Partei für jahrezehntelangen unermüdlichen Einsatz doch mit dem Posten des Bundespräsidenten?

Martin Schulz sind diese Fragen keineswegs unangenehm. Geradezu gebauchpinselt wirkt der Mann mit der Brille und der Halbglatze in diesen Tagen, die für ihn auch ein Comeback bedeuten. Eben noch war Schulz, der nimmermüde Mahner und Warner, geradezu abgeschafft gewesen. Mit dem Bedeutungsverlust eines Europa, das sich als unfähig erwiesen hat, auch nur einfachste Probleme zu lösen, schwand auch die Bedeutung des SPD-Mannes, der Europa vom Fundament her mit aufgebaut hatte.

Schulz, nach der krachend verlorenen Europa-Wahl von 2014 durch eine Kungelrunde im Hinterzimmer mit dem Präsentationsjob des europäischen Parlamentpräsidenten abgefunden, drohte das Aus. Laut Absprache mit den anderen Parteien der großen Koalition der demokratischen Volksparteien in Brüssel muss der Sozialdemokrat seinen Posten im Januar aufgeben, weil die Aufgabe dann absprachegemäß einem Konservativen zufallen soll. Martin Schulz stürzte ins Nichts, er wäre plötzlich einfacher Parlamentarier, nahezu ohne auskömmliches Tagesgeld, ohne Talkshow-Abo, ohne Titel und Würden.

Dagegen kämpft der Würselener nun unter anderem mit einem neuen Buch über sich selbst ("Ich, der Martin", Habsack-Verlag, 29,99 Euro) und einer auf ihn selbst zugeschnittenen Plakatkampagne (oben). Im Büro des deutschen Börsenvereins, einen Steinwurf vom Bundestag entfernt und noch etwas weiter vom Kanzleramt, drängen sich die Neugierigen, Kamerateams, befreundete Journalisten. Schulz will heute seine Pläne für die Zukunft vorstellen - nicht nur bei den wenigen verbliebenen Sozialdemokraten in der Republik wird wild spekuliert, was aus ihm werden könnte. Auch bei befreundeten Medien kreisen die Gerüchte: Kanzlerkandidat? Ehrenvorsitzender? Gazprom-Berater?

Diese Fragen liegen während der Buchvorstellung in der Luft. Aber die Zuhörer müssen sich gedulden, denn Schulz will sich bitten lassen und nicht um ein neues, möglichst hohes Amt betteln. Zuerst einmal liest er sieben Kapitel. Wie er mal Fußballer war. Wie er ein bad baute. Wie mit dem Alkohol brach. Kanzlerkandidat etwa, das ist herauszuhören, wäre nichts für ihn. Man könne dabei nur verlieren, tuschelt es im Saal: Verlöre Schulz die Wahl, wäre er schon ab Oktober 2017 wieder auf der Suche nach einem möglichst lukrativen Job mit hoher Öffentlichkeitswirkung. Und gewönne er, müsste er zum ersten Mal im Leben Verantwortung übernehmen.

Eine Aussicht, die dem Mann, der früher hatte Profifußballer werden wollen und auch das gekonnt hätte, schlaflose Nächte bereiten dürfte.

Da trifft es sich gut, dass sowohl SPD als auch CDU sich mit Grünen, Linken und der FDP noch nicht auf einen neuen Bundespräsidenten haben einigen können.

Steinmeier gilt als zu außenpolitisch, Kässmann hat abgesagt, Beckerbauer ist seit der Steueraffäre verbrannt. Martin Schulz hingegen wäre bereit, er ist zwar kein Muslim und auch keine Frau, gilt aber dennoch als präsidiabel und könnte einen guten Präsidenten neuen Typs abgeben, einen, der mahnt, sich verbal einmischt und unentwegt etwas von anderen fordert. Das Gehalt würde auch passen, eine Präsidentengattin ohne jedes Vorleben brächte Schulz mit - bisher gelang es dem Hobbysänger sogar, den Namen seiner Gattin komplett aus den Medien herauszuhalten.



5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Statt ihn ins nächste Amt zu verklappen könnte man ihn auch streng maasregeln und dann mit einer Kahanekette verprügeln.

eulenfurz hat gesagt…

Wie, einen vollen Pfosten
für einen neuen Posten?

ppq hat gesagt…

ja, definitiv. sonst hört doch das gejammer nie auf, was aus ihm wird und wer den nächsten buprä spielen soll

Die Anmerkung hat gesagt…

Es war nicht meine Absicht, daß gleich ein ganzer Post draus wird. Ich fand das Wort Anschlußverwendung nur zu süß, daß man es so achtlos überliest.

Das hat was von Recyclinghof, Schrottpatz, Müllkippenfahndung, ob man was mit dem aufgefundenen Mist noch anfangen kann. Oder es ist von vornherein in der Überlegung, die Anschaffung so zu gesatlten, daß sie nach bestimmungsgemäßen Gebrauch eine weitere Verwendung findet, zweckentfremdet, noch nicht der Verbrennungsanlage zugeführt.

Am meisten hatte mich schockiert, daß nicht mal Schulz selber über seine Anschlußverwendung nachgedacht hatte, obwohl das Ende seiner Verwendbarkeit schriftlich beurkundet war.

Anonym hat gesagt…

Es ist den Volksgenossen Robert Zimmermanns darum zu tun, uns so heftig, wie es nur geht, zu demütigen. Und auch, um Einfältige, die sich selbst nicht einfältig dünken, obwohl sie noch als Erwachsene an den Weihnachtsmann glauben, aus der Deckung zu locken.
Ich behaupte: Eine körperbehinderte lesbische Negerin muselmanischen Bekenntnisses könnte als KandidatXX aufgestellt werden, ohne daß SPCDUSED-MitgliederXXen oder Zeitungsschmieranten auf offener Straße zu Hackepeter gemacht würden. "Gewählt" würde XX wohl nicht, aber nicht einmal da wäre ich mir sicher.
Siehe die Zumutungen der Römer an die Karthager kurz vorm Dritten Punischen Krieg: Einer geht noch...

Halbgott in Weiß