Mittwoch, 2. November 2016

Neues von der Ostfront: So lebt es sich in vorderster Linie

Ein kleines Bier in Uniform - nach Dienstschluss ist das unseren tapferen Frontsoldaten auch in der kargen Unterkunft an der russischen Grenze erlaubt.
Bild+PPQ zu Besuch bei den deutschen Truppen an der russischen Grenze! Eurofighter-Piloten in Estland, Panzersoldaten eines Leopard-Trupp, Männer aus einer Internet-Sondereinheit - versammelt um einen karg geschmückten Tisch, die Uniformjacken noch an, denn ständig herrscht  vorn in der vordersten Linie der Ostfront höchste Gefahr. Unsere Bundeswehrsoldaten schieben hier Alarmdienst – immer 24 Stunden am Stück. Wie leben die Soldaten, die uns vor Putins Bomben schützen? Was essen sie, was trinken sie, wie ist das Kulturprogramm?

Sie sind viele, aber doch nur ein Bataillon, um den Russen in Sicherheit zu wiegen. Der versucht seit Monaten mit raffiniertesten Tricks, Deutschland in einen dritten Weltkrieg zu verstricken. Um das zu verhindern, stehen die deutschen Truppen wieder dort, wo Urgroßvater zuletzt vor 70 Jahren die Stellung hielt. Gute Laune herrscht diesmal, gute Laune, und sieghafter Optimismus.

Es gibt, grob gesagt, drei Gründe, warum deutsche Soldaten hierher verlegt haben: Sie trainieren für den nächsten Frieden, den nächsten Krieg - oder dafür, beides zu verhindern. Hier, in Sichtweite Moskaus, wo russische Raketen jederzeit einschlagen könnten, sind die Sinne der Soldaten gespannt wie Drahtseile. Wann geht es los, wie geht es aus, das sind die Fragen, die die Einsatzkräfte Politikern und Kamerateams auf Besuch stellen. Wir lernen: In vordersten Front erfährt man wenig, manchmal nichts. Die Männer wissen nur: Wer den sogenannten "IDF"-Alarm hört, muss sich sofort auf den Boden werfen und dort zwei Minuten liegen bleiben. Danach läuft man in seine schusssichere Unterkunft und bleibt dort, bis klar ist, dass niemand vermisst wird.

Zu Beginn des Einsatzes haben die Soldaten noch in Containern geschlafen - vieles musste wie beim letzten Mal erstmal improvisiert werden. Doch nun ist eine alte Kaserne, die früher die Sowjets und noch früher die Wehrmacht benutzt hatte, wieder aufpoliert worden. Drei Mann auf einer Stube, die Fotos der Liebsten an den Wänden. Wer sich hier nicht mit seinem Kameraden versteht, hat eine noch härtere Zeit, als sie es ohnehin schon ist.

"Viel schlimmer als Afghanistan", das ist es, was hier viele antworten, wenn man fragt, wie es sich lebt und arbeitet auf dem östlichsten Vorposten der Nato. Estland sei nett; doch die vielen Russen im Land, eingesickert während der Sowjetzeit, sehen die Rückkehr der Deutschen nicht gern.

Es ist ein anstrengender Einsatz - und ein gefährlicher. Die neueste Nato-Mission soll dafür sorgen, dass das wacklige Friedensabkommen mit dem Kreml hält. Hier im Norden der 4000 Kilometer langen Front, die bei den Dardanellen endet, ringen Bundeswehr-Patrouille zur Luft,m zu Wasser und zu Fuß darum, Berlin, Danzig, Köln und Kiel zu schützen. Panzer patrouillieren auf den Verbindungsstraßen, Transporte der Bundeswehr bringen den dringend benötigten Proviant, Munitionsnachschub und Medikamente.

Mulmig, das ist das Wort, mit dem die Männer ihr Gefühl hier umschreiben. Die meisten wissen, dass ihnen eine gewaltige Streitmacht gegenübersteht, deren Panzerarmeen den verlorenen Nato-Stützpunkt binnen Stunden in den Boden planieren würden. Drei Tage dauert es, bis 40.000 Mann Nachschub in Marsch gesetzt wären - vorausgesetzt, russische Großraumflieger wären im Konfliktfall noch bereit, die Truppen der Alliierten zu transportieren. Die Soldaten haben Angst, sie schieben die Angst von sich. Was sollen sie sonst auch machen, sagen sie mir, das ist halt der Einsatz, in den sie geschickt wurden.

Wir begleiten eine Patrouille in die angrenzenden Dörfer. Die neuen Soldaten werden eingewiesen, auch sie ziehen hier das erste Mal ihre schusssichere Weste an. Im engen, gepanzerten Dingo rumpelt der Trupp durch die Grenzlande an der Mauer. Fünf Fahrzeuge - darunter die Sanitäter. Alle haben ihre Jammer, die sogenannten Störsender an, damit russische Sprengfallen mit Handys oder ähnlicher Technik nicht ausgelöst werden können.

Alle wissen, bald kommt der russische Winter. "Weihnachten", sagt einer. Alle hoffen, bis dahin wieder daheim zu sein. Der Nato-Rußland-Pakt schreibe vor, dass  hier, auf dem vordersten Vorposten der Zivilisation, stets frische, ausgeruhte Truppen vorrätig gehalten werden.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Seit Jahren liefern sich die Blöd und der Schweinekurier ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die größere Unflätigkeit. Es ist festzustellen, daß die Blöd nun wieder vorn liegt.